Kennt keiner mehr die drei Musketiere?

vom 09.03.2022, 17:55 Uhr

Neulich sah ich im Dschungelcamp drei Protagonisten die Aufgaben als Athos, Porthos und Aramis übernehmen sollten. Sie hielten die für Apostel, auch hatten sie noch nie was von dem Wort Musketier gehört. Sie sprachen von Muskeltieren.

Gut, im Dschungelcamp sind einige Ausnahmekönner versammelt, aber verwundert hatte es mich doch. Die Burschen waren um die 30 Jahre alt und wenn sie schon nicht lesen, dann müssten sie doch aber vielleicht durch Zufall mal einen Film im Fernsehen mit diesem Thema gesehen haben? Zumindest sollte der Name „Dumas“ bekannt sein, oder?

Ich machte auf Arbeit noch einmal eine Probe. Junger Bursche auch in diesem Alter, 2 Diplome. Keine Ahnung vom Schriftsteller und den Protagonisten, nie gehört. Auch hier kam Muskeltiere. Dann noch ein Versuch mit Karl May und Winnetou? Ebenfalls Fehlanzeige.

Woran kann das liegen? Aufgewachsen mit Smartphone und Computerspielen, da hatte man natürlich keine Zeit mehr zum Lesen. Gut, heute ist es nicht mehr gewünscht, sich zum Fasching als Indianer zu verkleiden und in den Spielzeugläden findet man auch keine entsprechenden Figuren zum Spielen mehr. Da kommt auch nicht mehr der Wunsch auf sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Habt ihr auch schon Ähnliches erlebt? Fragt doch mal eure Bekannten und Kollegen nach dem Schriftsteller. Die Antworten würden mich interessieren.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es nicht besonders schlimm, wenn einem die drei Musketiere nicht viel sagen. Ich habe das Buch auch nicht gelesen. Ich glaube nicht, dass es ältere Leute eher kennen als junge. Die Namen der drei Musketiere hätte ich auch nicht aufsagen können. Vielleicht den Aramis, weil der öfters mal in Kreuzworträtseln vorkommt.

Ich mag diese Einstellung nicht: "Waaas? Das kennst du nicht? Das gehört doch zur Allgemeinbildung." Der Name Dumas muss auch nicht jedem bekannt sein. Mich würde eher wundern, wenn einem Goethe nichts sagt, weil der wohl in allen Schularten durchgenommen wird.

Ich bin mir sicher, dass Alexandre Dumas meinen erwachsenen Kindern auch nichts sagt. Bestimmt haben sie die drei Musketiere schon mal in irgendeinem Zusammenhang gehört, aber Genaueres wissen sie wahrscheinlich nicht darüber oder über die Biografie von Alexandre Dumas. Dafür wissen sie andere Sachen, von denen ich keine Ahnung habe.

Ich finde es immer verwunderlich, dass sich jemand darüber echauffiert, wenn einer Goethe und Schiller nicht gelesen hat, aber gleichzeitig stolz drauf ist, keine Ahnung von Mathe zu haben.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin zwar auch ein Fan einer möglichst breiten Allgemeinbildung, aber trotzdem kann ich mich dem Gejammere nicht anschließen, dass die Leute heute nur noch aufs Smartphone starren und deswegen die Namen der vier Evangelisten nicht auf Anhieb aufsagen können. Zumal ich auch nicht der Ansicht bin, dass Popkultur unbedingt zum allgemeinen Bildungskanon dazugehört, und was anderes sind Winnetou, D'Artagnan und Co ja schließlich nicht.

Ich kenne Porthos, Athos und Aramis auch nur deswegen, weil ein entsprechender Kinofilm für Furore gesorgt hat, als ich jung war und die Schauspieler sexy fand. Karl May wiederum finde ich überholt und rassistisch. Dafür kenne ich keinen einzigen "Promi", der sich gerade in diversen Shows zum Affen macht und schon zweimal keine "Influencer", was auch immer die so tun für ihr Geld. Habe ich jetzt gravierende Bildungslücken oder bin ich etwas "Besseres" weil ich dafür die Ringgemeinschaft nach Tolkien samt Pony herunterbeten kann? Wohl eher nicht. Letzten Endes läuft es auf unterschiedliche Interessen hinaus, und so bedeutsam sind die drei Musketiere auch nicht, dass jeder schon mal von ihnen gehört haben muss.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann mich deiner Verwunderung absolut anschließen. Es ist traurig zu sehen, dass die Klassiker der Literatur und deren Protagonisten von vielen jungen Menschen heutzutage nicht mehr bekannt sind. Ich denke, dass dies zum Teil daran liegt, dass heutzutage andere Medien und Freizeitbeschäftigungen dominieren. Es wird mehr Zeit mit Smartphones, Computerspielen und sozialen Medien verbracht, als mit dem Lesen von Büchern. Dadurch gehen viele wichtige Bildungsinhalte verloren und das Wissen über die Klassiker der Literatur schwindet.

Ich denke aber auch, dass das Schulsystem hier eine wichtige Rolle spielen könnte, indem es den Schülern das Lesen von Literatur näherbringt und somit das Interesse für die Klassiker weckt. Auch sollten Bibliotheken und Buchhandlungen mehr in den Fokus rücken und als wichtige Bildungseinrichtungen für die Gesellschaft betrachtet werden.

Allerdings denke ich auch, dass jeder für sich selbst die Verantwortung hat, sich mit Kultur und Bildung auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten, sich über Bücher und Literatur zu informieren, sind heutzutage durch das Internet so vielfältig wie nie zuvor. Es gibt unzählige Online-Buchhandlungen, Bibliotheken und Literaturblogs, die einem das Lesen und Entdecken von neuen Büchern und Autoren erleichtern.

Ich persönlich finde es schade, dass viele junge Menschen heutzutage wenig Wert auf Kultur und Bildung legen und das Lesen von Büchern als veraltet und uncool betrachten. Dabei kann man durch das Lesen von Büchern so viel lernen und sich weiterbilden, aber auch entspannen und in andere Welten eintauchen. Es lohnt sich, das Lesen wieder mehr in den Alltag zu integrieren und sich auch mit den Klassikern der Literatur auseinanderzusetzen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Aguti hat geschrieben:Ich persönlich finde es schade, dass viele junge Menschen heutzutage wenig Wert auf Kultur und Bildung legen ...

War das denn früher wirklich anders? Hast du dich als Jugendliche freiwillig mit klassischer Literatur auseinandergesetzt? Ich zumindest habe als Jugendliche anspruchsvolle Literatur nur gelesen, weil wir es in der Schule lesen mussten, ansonsten habe ich Enid Blyton und Karl May verschlungen.

Viele Themen versteht man erst, wenn man etwas älter ist. Madame Bovary, das wir im Französischunterricht lesen mussten, fand ich extrem langweilig und habe gar nicht verstanden, worum es da überhaupt geht. Ich habe es vor einigen Wochen zufällig in einem Bücherschrank gefunden und konnte es jetzt erst genießen.

Es gibt so vieles in der Literatur, was interessant ist. Das kann man in einem Menschenleben gar nicht alles lesen. Hast du die beiden Bücher Utopia von Thomas Morus gelesen, die ich gerade lese? Ich weiß es nicht. Falls nicht, könnte ich auch sagen: Was? Das kennst du nicht? Das ist der Untergang von Kultur und Bildung.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 18.03.2023, 00:27, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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