Wird "Trennung in Freundschaft" oft zu schnell vollzogen?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich ein anderes Bild von Beziehungsarbeit habe, aber immer wieder lese bzw. höre ich von Trennungen, bei denen es heißt, wir trennen uns in Freundschaft, wir sind dankbar für unsere gemeinsame Zeit und wir mögen und respektieren uns immer noch, sie/er ist eine wundervolle Mann/Frau, aber für eine Beziehung reichen die Gefühle einfach nicht mehr.
Natürlich stecke ich selbst nicht in solchen Beziehungen und bin mir auch sicher, gerade bei prominenten Trennungen mögen dies Aussagen auch manchmal nur Floskeln sein, die auf "gut Wetter" machen. Aber solche Aussagen höre ich nicht nur im öffentlichen Bereich sondern auch im Bekanntenkreis und ich denke mir dann oft, wenn doch eigentlich alles drumherum angeblich immer noch passt wie Freundschaft, Respekt & Co., gibt man da den Kampf um die Liebe nicht manchmal doch zu schnell auch auf?
Noch am ehesten kann ich solche Entscheidungen nachvollziehen, wenn man einfach aufgrund abweichender Zukunftspläne keine gemeinsame Zukunft mehr sieht, z.B. weil eine Person beruflich auswandern möchte, bei einem von beiden plötzlich ein Kinderwunsch aufkommt oder ähnliches.
Ich selbst bin in einer Langzeitbeziehung und wir haben schon ein paar Phasen durchlebt, in denen nicht mehr alles Sonnenschein war. Da war dann schon auch mal das Gefühl da, dass unsere Beziehung auf Paarebene auf Sparflamme läuft, wir haben uns dann damit auseinander gesetzt, viel darüber gesprochen und gemeinsam daran gearbeitet Störfaktoren zu ändern. Das hat dann schon auch mal mehrere Monate bis zu einem halben Jahr gedauert, bis wir beide wieder glücklich und zufrieden waren, aber das war für uns kein Grund schnell aufzugeben.
Ich möchte jetzt nicht jede dieser Trennungen über einen Kamm scheren, frage mich aber trotzdem, lügt man sich bzw. anderen was vor, wenn man von einer unkomplizierten "Trennung in Freundschaft" spricht? Brauchen manche Menschen immer ein inniges Liebesgefühl um dies als ausreichend für eine Beziehung zu empfinden? Geben manche Menschen in "schlechten Zeiten" manchmal zu schnell auf? Habt ihr so eine "Trennung in Freundschaft" selbst schon mal vollzogen und auch tatsächlich so gemeint?
Dieses "Trennung in Freundschaft" ist zumindest ein netter Versuch, jemanden auf lange Sicht nicht aus seinem Leben verbannen zu müssen. In der Realität klappt dies auch sicherlich ganz gut, aber ich bin davon auch nicht so richtig überzeugt. Es sei denn, man hat wirklich innerhalb der Beziehung eine gute Basis gefunden, aber die eben doch übergeschwappt ist in eine Art Freundschaft, wo die Beziehungsebene fast schon unbemerkt verlassen wurde. Das passiert ja bei Paaren, die sehr lange zusammen sind, ziemlich häufig.
Sicherlich muss man hier wirklich auch anmerken, dass es Beziehungen gibt, wo eine solche „Freundschaftskonstellation“ undenkbar ist, wenn sich ein Partner eben trennen möchte und der andere nicht. Ich glaube kaum, dass man dann davon reden kann, dass man sich in Freundschaft trennt und versucht, gut zurechtzukommen. Das klappt ja bei zig Menschen nicht einmal mehr, obwohl sie Kinder haben, was ich äußerst schade finde und beruflich derzeit regelmäßig beobachten muss.
In meinen vorausgegangenen Beziehungen wäre es in jedem Fall undenkbar gewesen, sich zu trennen und im Anschluss auf eine Art Freundschaft zu hoffen. Im Regelfall ging es mit viel TamTam zu Ende und da kann man natürlich auch nicht die Freundschaft führen, die man vielleicht erhofft hätte. Sicherlich reden wir häufig davon, dass man sich normal trennen sollte, um gesittet miteinander umgehen zu können, aber die Regel ist in meinem Umfeld so, dass man sich mit dem Hintern eben nicht mehr ansieht.
Bei Stars und Sternchen ist das „Wir sind Freunde“ oder ähnliches in meinen Augen auch oft nur eine Augenwischerei für die Fans. Sie sind eben auch oft noch jung und möchten an solch eine Konstellation glauben, wieso denn auch nicht? Die Realität in den meisten Fällen wird sie schon früh genug einholen, sodass es nicht schaden kann, nach Außen mehr Schein zu präsentieren als es in Wirklichkeit ist. Für die Außenwelt, Presse & Co tun dies eben viele. Läuft halt nicht immer so wie bei Brad Pitt und Jolie etc. ab.
Wobei es ja auch genügend Paare zu geben scheint, wo diese Freundschaftsnummer wirklich klappt. Wenn dem so ist, dann freut mich das. Es zeugt von Reife und einem gewissen Grad an Respekt dem Gegenüber, aber es darf dafür auch eben nichts vorgefallen sein wie Untreue & Co.
Ich denke, dass es bei jeder Beziehung individuell ist, wie man mit einer schwierigen Phase umgeht. Ich persönlich glaube, dass manche Menschen in "schlechten Zeiten" vielleicht zu schnell aufgeben und sich nicht genug Zeit und Mühe geben, um an der Beziehung zu arbeiten. Andererseits denke ich auch, dass es durchaus möglich ist, dass zwei Menschen sich in Freundschaft trennen können, wenn die Gefühle einfach nicht mehr ausreichen.
Ich selbst habe noch nie eine "Trennung in Freundschaft" vollzogen, aber ich kann mir vorstellen, dass es möglich ist, wenn beide Parteien reif genug sind, um damit umzugehen. Wenn man sich respektiert und schätzt, kann man vielleicht auch nach einer Trennung noch eine Freundschaft aufbauen. Ich denke jedoch auch, dass man hierbei ehrlich zu sich selbst und dem Partner sein muss, um sicherzustellen, dass es wirklich nur an den Gefühlen liegt und nicht an anderen Problemen in der Beziehung.
Allerdings denke ich auch, dass es wichtig ist, nicht zu schnell aufzugeben, wenn man merkt, dass es in der Beziehung nicht mehr so gut läuft. Wenn man wirklich an der Beziehung interessiert ist und sich um sie bemüht, kann man oft noch viel erreichen und die Beziehung wieder zum Laufen bringen. Hierbei ist es jedoch auch wichtig, dass beide Partner an einem Strang ziehen und bereit sind, gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten.
Letztendlich denke ich, dass jede Beziehung einzigartig ist und es keine pauschale Antwort darauf gibt, wie man in einer schwierigen Phase vorgehen sollte. Man muss sich auf seinen Partner und die Beziehung einlassen und gemeinsam entscheiden, wie man damit umgehen möchte. Ob man sich in Freundschaft trennt oder um die Beziehung kämpft, hängt von vielen Faktoren ab und sollte individuell entschieden werden.
Ich gehe jetzt einmal von mir aus: Freunde sind keine potenziellen Lebens- oder auch nur Sexualpartner. Ich bin mit meinem Mann nicht befreundet und möchte das auch nicht sein. Wenn sich unsere Beziehung also dahin entwickeln würde, dass aus der Partnerschaft eine Freundschaft würde, wüsste ich nicht, an was wir arbeiten oder wie wir "um die Liebe kämpfen" sollten. Da helfen aller Respekt, alle Freundschaft und alles Mögen nicht, es fehlt die grundsätzliche Basis für eine Beziehung.
Dafür haben wir Dinge wie vollkommen unterschiedliche Ansichten beim Kinderwunsch oder einen extrem guten Job und alles andere für den Auslandsaufenthalt eines Partners aufgeben problemlos geregelt bekommen. Das sehe ich im Gegensatz zu EngelmitHerz nämlich nicht als riesige Hürde an.
Und ja, ich habe einen ehemaligen Partner, der ein wundervoller Mann ist, der eine andere Frau sicherlich sehr glücklich machen kann. Mich hat er allerdings nach einiger Zeit so genervt, dass ich es nicht ausgehalten habe. Dabei habe ich ihn vermisst, wenn er nicht da war, und ihn sehr begehrt, wenn er da war. Und gleichzeitig wollte ich wahlweise flüchten oder ihn erwürgen, weil ich genervt war. Er hat nichts getan, das er hätte ändern können. Woran also arbeiten? Anti-Aggressionstraining oder Meditation für mich?
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