Inwieweit sind eure Talente gefördert worden?

vom 19.08.2016, 19:22 Uhr

Was die Talente der Kinder angeht, sind Eltern ja oft ganz unterschiedlich drauf. Manche Eltern sind da richtig dahinter und wollen ihre Kinder in ihren Talenten fördern, manchmal auch etwas zu sehr, wenn sie sich selbst dadurch Erfolg erhoffen und wollen, dass ihre Kinder das erreichen, was sie selbst nicht erreichen konnten.

Manche Eltern erkennen die Talente ihrer Kinder jedoch nicht einmal richtig, so dass sie sich auch nicht so sehr dafür interessieren und diese auch nicht fördern. Talente müssen jedoch auch nicht unbedingt nur von den Eltern gefördert werden, sondern auch Lehrer, Verwandte oder andere Personen können diese Aufgabe übernehmen. Inwiefern sind eure Talente gefördert worden? Welche Person hat euch dabei primär unterstützt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Talente muss man meiner Meinung nach überhaupt nicht fördern. Das kann man machen, aber als Muss sehe ich das nicht an. Wenn das Kind etwas gern macht, dann soll es das tun, aber ich denke, da muss niemand extra dahinter sein und das Kind in irgendwelch Kurse oder Förderprogramme stecken.

Wenn ich etwa von mir ausgehe - ich male gerne und ich habe auch als Kind gern gemalt. Aber deswegen hätte ich keine Lust gehabt, extra Kunstkurse zu besuchen. Und genauso bin ich auch auf eine ganz normale Grundschule, später auf eine ganz normale Mittelschule und ein normales Gymnasium gegangen und keine Hochbegabten-Schulen, obwohl es sowas hier gibt.

Aber darauf hätte ich auch keine Lust gehabt. Ich fand es schön, in der Klasse meistens ohne viel Aufwand besser zu sein als die anderen. Das hat man ja nicht mehr so einfach, wenn man irgendwo lernt, wo das Niveau wegen der Hochbegabung allgemein höher ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In meiner Kindheit war es anscheindend (noch) nicht an der Tagesordnung, die individuellen Stärken und Talente von Kindern zu erkennen und zu fördern. Ich selber konnte mit 4 Jahren lesen und war im akademischen Sinne das, was man in Bayern "g'scheid" nennt. Und dann war das halt so. Weder Eltern noch Lehrkräfte haben daraus irgendeinen Handlungsbedarf abgeleitet, außer mich aufs Gymnasium zu schicken. Es galt rückblickend betrachtet wohl schon als Vorteil, ein "g'scheides" Kind zu haben, aber zusätzlich Arbeit deswegen gemacht hat sich niemand.

Und auch bei den etwas bürgerlichen AltersgenossInnen war von Individualität und Förderung nur selten eine Spur zu finden. Die mussten eben Klavier o.dergl. lernen, weil eins daheim stand. Die kleinen, dünnen Mädchen haben Ballett und Turnen betrieben, und das war es dann auch schon wieder.

Und da es garantiert mehr Talente, Begabungen und Interessen schon im Kindesalter gibt als Ballett, Tennis, Klarinette und für die Buben Fußball, würde ich rückblickend betrachtet auch nicht schließen, dass es den etwas privilegierteren Kindern von damals so viel besser ging als mir. Ich wurde wenigstens in Ruhe gelassen. Andere mussten vielleicht Klavier lernen , damit sich die Anschaffung lohnt, obwohl sie viel lieber gezeichnet oder getöpfert hätten.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Andere mussten vielleicht Klavier lernen , damit sich die Anschaffung lohnt, obwohl sie viel lieber gezeichnet oder getöpfert hätten.

Bei mir war es umgekehrt gewesen. Ich habe schon als Kind Musik geliebt und habe jahrelang gequengelt, weil ich ein Musikinstrument lernen wollte. Aber meine Eltern hielten nichts davon und fanden außerdem die Anschaffung eines Klaviers für zu teuer. Stattdessen schickten sie mich hartnäckig jahrelang in irgendwelche Fußball- und andere Sportvereine, was mich überhaupt nicht interessiert hatte.

Auch als es um die Berufswahl ging, wurden schon vorbeugend die meisten meiner Interessen und Neigungen als "nix Gscheids" abgewimmelt. Alles was ich gern gemacht hätte, wurde mit "mach lieber was Vernünftiges" abgewehrt. Am Ende bin ich dann in einem Ingenieursberuf gelandet, obwohl ich in Mathematik etc. eher meine schwächeren Seiten hatte. Aber es galt eben als anständiger Beruf, und damit hatte es sich.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



lascar hat geschrieben:Aber meine Eltern hielten nichts davon und fanden außerdem die Anschaffung eines Klaviers für zu teuer. Stattdessen schickten sie mich hartnäckig jahrelang in irgendwelche Fußball- und andere Sportvereine, was mich überhaupt nicht interessiert hatte.

Genau das meine ich. Ich hoffe stark, dass sich in der Zwischenzeit hier einiges getan hat, was die Förderung von Talenten beim Nachwuchs angeht, zumal da die geschilderte Kindheit bei mir auch schon 30+ Jahre her ist. Aber rückblickend betrachtet reicht es eben nicht, die "Talente" zu fördern, die ein Kind einer bestimmten Schicht und Herkunft haben sollte oder müsste, sondern die, die da sind. Und auch dann, wenn sie nicht für die Aufnahme ins Sportinternat oder Konservatorium reichen.

Und da bin ich mir auch heute nicht so sicher, ob nicht immer noch pauschal davon ausgegangen wird: "Du bist ein Bub, du machst Sport!" oder "Der Blockflötenkurs liegt zeitlich günstig, hier ist die Flöte, viel Spaß!" oder "Caroline, Amelie, Lena-Victoria und Celine-Irmgard gehen auch zur rhythmischen Sportgymnastik, also schmink dir den Schützenverein gleich ab!"

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass die geschilderte mangelnde Unterstützung meiner Interessen mich jahrelang ziemlich gewurmt hatte. Nicht nur, weil ich sehnsüchtig auf diejenigen geschielt hatte, die das machen durften, was mir so viel Spaß gemacht hätte. Sondern auch, weil ich außerdem regelmäßig meine Zeit im Sportverein verbringen musste, wo ich weder hinpasste, noch von den Trainern oder Mitsportlern geschätzt wurde, weil man natürlich merkte, dass ich weder motiviert noch talentiert war.

Das hat später zu immer wiederkehrenden Konfliktgesprächen mit meinen Eltern geführt, die nie wirklich akzeptiert haben, dass sie da "aufs falsche Pferd" gesetzt hatten. Meine Mutter behauptet heute noch, ich wäre ja musikalisch sowieso unbegabt, und das, obwohl ich im Schulunterricht in Musik ständig Bestnoten und in meiner Freizeit Opernpartituren studiert hatte. Klar, natürlich weiß niemand, was aus mir geworden wäre, wenn ich entsprechend gefördert worden wäre, aber ich denke, ich wäre wahrscheinlich zumindest in einem Beruf gelandet, der etwas besser zu mir gepasst hätte.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar, dass sie nicht nur meine wirklichen Talente, sondern auch einfach die Dinge, die mir Spaß und Interesse bereitet haben, stets unterstützt haben. Sie haben mich bei Kunstkursen, verschiedenen Vereinen und anderen Gelegenheiten angemeldet, mir Materialien für meine Hobbies finanziert oder zu Geburtstagen geschenkt und mich auch immer mit sehr viel Zuspruch und Lob bestärkt, wenn ich mir bei etwas große Mühe gegeben habe.

Wahrscheinlich würde ich mein künstlerisches Talent als dasjenige ansehen, das im Laufe meines Lebens die meiste Förderung erhalten hat. Als Kind war ich oft bei Töpfer- und Zeichenkursen, und auch privat habe ich gerne und viel gebastelt und gemalt. Meine Eltern haben mir deswegen nicht nur irgendwelche Billigbuntstifte vom Euroshop gekauft, sondern FaberCastell-Stifte besorgt. Als ich dann später meine Liebe zu Alkoholmarkern entdeckt habe, haben sie mir ein Starterset an Copics geschenkt, das ich dann über Jahre selbstständig mit meinem Taschengeld oder Geburtstagswünschen bis zu einer vollständigen Sammlung erweitert habe. Wenn ich mal eine neue Kunstrichtung ausprobieren wollte, wurde mir dies ermöglicht - auch, wenn ich nicht langfristig dabei geblieben bin.

Natürlich soll man sein Kind auch nicht grenzenlos verwöhnen und ihm die teuersten der teuersten Sachen kaufen, nur damit sie dann nach einmaligem Gebrauch irgendwo in einer Kiste verschwinden; aber generell finde ich es total wichtig, dass man es ermöglicht, dass sich ein Kind in verschiedenen Hobbies und Aktivitäten ausprobieren kann. Es gibt ja genug Optionen, Schnupperkurse, Probe-Abos oder Startersets mit Basismaterialien zu erwerben, ohne sich gleich in Schulden zu stürzen oder zu etwas zu verpflichten. Und zu einer Förderung gehört ja maßgeblich auch einfach die emotionale Unterstützung und Zuwendung sowie positives Feedback - nicht nur die materielle, finanzielle Seite.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Eine Förderung in dem Sinn, dass ich besondere Materialien bekommen hätte oder an Kursen teilgenommen hätte, bekam ich nicht. Es gab Stifte und Papier. Für aufwendigere Sachen hätten wir gar kein Geld gehabt. Ich bin in einem Dorf groß geworden, da gab es keine Kurse. Es gab einen Tennisplatz, wo ich mit meiner Schwester mal spielen durfte. Aber das war kein spezielles Talent von mir, was hätte gefördert werden könnte.

Ich hatte überhaupt keine speziellen Talente auf irgendeinem Gebiet, wo ich später Erfolg hätte haben können. Ich bin weder sportlich noch musikalisch noch sprachlich begabt. Kunst macht mir zwar Spaß, aber außergewöhnlich begabt bin ich da auch nicht. Als Kind habe ich gerne gemalt, aber das tut wohl jedes Kind. Vielleicht wäre es gut für mich gewesen, mehr Bücher zur Verfügung gehabt zu haben. Es gab erst eine Bücherei in unserem Ort, als ich schon dreizehn oder vierzehn Jahre alt war. Die Schule hatte außer Schulbüchern auch nichts zu bieten.

Meiner Mutter bin ich dankbar, dass sie mich aufs Gymnasium geschickt hat. Das war nicht selbstverständlich. Mein Vater hätte wahrscheinlich nur meine Brüder aufs Gymnasium geschickt, weil wir ja später eh heiraten würden. Auch in der Schule sind keine speziellen Talente gefördert worden, aber die Allgemeinbildung war wohl gut, denn aus unserer Klasse sind einige Professoren hervorgegangen, auch auf naturwissenschaftlichem Gebiet, obwohl wir ein neusprachlich-humanistisches Gymnasium waren mit zwei Fremdsprachen und Latein und Altgriechisch und kaum Physik und nur ein Jahr Chemie.

Es ist wichtig, dass Talente nicht unterdrückt werden, wie es anscheinend bei Lascar leider der Fall war. Man soll Kinder alles Mögliche ausprobieren lassen, dann fördern sie sich schon selber und bleiben bei dem, was ihnen Spaß macht.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


blümchen hat geschrieben:Meiner Mutter bin ich dankbar, dass sie mich aufs Gymnasium geschickt hat. Das war nicht selbstverständlich.

Das kann ich meinen Eltern auch zugute halten. Sie haben mich aufs Gymnasium geschickt, obwohl wir eher aus der unteren Mittelschicht kamen, wo das Gymnasium nicht selbstverständlich war.

Aber andererseits hatten meine Eltern halt keine Motivation, sich um meine Interessen, Neigungen und Talente zu kümmern, bzw. meine Mutter war irgendwie der Ansicht gewesen, dass ich sowieso keine Talente hätte. Jedenfalls wurde bei der Auswahl des Gymnasialzweigs nicht darauf geachtet, und ich wurde als Junge einfach in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig gesteckt. Sprachen, Kunst und Musik hätten mir wahrscheinlich viel besser gelegen, aber das hatten meine Eltern weder richtig erkannt noch hätte es sie interessiert.

Ein Problem bestand meiner Erinnerung nach auch darin, dass meine Mutter mir ständig zu verstehen gab, dass ich eigentlich zu nichts zu gebrauchen sei. Das stand irgendwie im Widerspruch dazu, dass sie mich aufs Gymnasium schickten, aber auf jeden Fall bekam ich mantraartig zu hören, dass ich quasi ein "hoffnungsloser Fall" sei. Das hat letztlich Auswirkungen auf mein Selbstvertrauen gehabt, denn im Lauf der Zeit habe ich auch selbst nicht mehr an mich und meine Fähigkeiten vertraut.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Förderung von Talenten im Kindesalter einen großen Einfluss auf die persönliche Entwicklung hat. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern sehr aufgeschlossen waren und mich immer ermutigt haben, meine Interessen und Talente zu entdecken und zu fördern. Sie haben mir immer eine breite Palette an Möglichkeiten geboten, um meine Fähigkeiten zu erkunden und zu verbessern. Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind gerne gezeichnet habe und meine Eltern mich immer ermutigt haben, weiter zu zeichnen und meine Fähigkeiten zu verbessern. Sie haben mir sogar professionelle Zeichenstunden organisiert, um meine Fähigkeiten zu fördern.

Aber es waren nicht nur meine Eltern, die meine Talente gefördert haben. Auch meine Lehrer haben eine wichtige Rolle dabei gespielt. Sie haben mich ermutigt, meine Fähigkeiten weiter zu entwickeln und haben mir oft zusätzliche Aufgaben gegeben, um meine kreativen Fähigkeiten zu fördern. Auch andere Personen wie Verwandte und Freunde haben mich ermutigt und meine Talente unterstützt.

Ich denke, dass es wichtig ist, dass man von verschiedenen Personen Unterstützung bekommt und nicht nur von einer einzigen Person. Jeder kann auf seine eigene Weise helfen, Talente zu fördern und zu entwickeln. Aber es ist auch wichtig zu erwähnen, dass die Förderung von Talenten nicht immer nur positive Auswirkungen hat. Manchmal kann es auch zu viel Druck auf das Kind ausüben, wenn die Eltern zu sehr darauf fokussiert sind, dass das Kind erfolgreich sein muss. Daher ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden, damit das Kind seine Talente in einem positiven Umfeld entwickeln kann.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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