Könnt ihr (spontane) kinderfreie Zeit genießen?

Dieses Wochenende war meine Tochter spontan das komplette Wochenende bei ihrer besten Freundin - also mit zweifacher Übernachtung. Da wir keine Großeltern oder andere Verwandte in unmittelbarer Umgebung haben kommen solche längeren kinderfreien Zeiten sehr selten vor. Die Ruhe und freie Zeit war für mich total ungewohnt und ich wusste erstmal nicht wirklich was mit meiner Zeit anzufangen.

Meine Freundinnen und Bekannten nutzen solche Zeit dann generell voll aus für abendliche Treffen in Cocktailbars oder einem Pärchenabend im Kino etc.. Ich dagegen hatte darauf irgendwie überhaupt keine Lust. Letztendlich habe ich dann angefangen Schränke auszumisten und Heizkörper abzustauben während mein Partner lieber länger im Bett geblieben ist und anschließend einen Ü18-Horrorfilm nach dem anderen angeschaut hat. Natürlich haben wir dann schon auch zusammen Zeit verbracht, auf der Couch gekuschelt usw. aber halt nichts unternommen.

Im Nachhinein gesehen irgendwie verrückt, dass ich bzw. wir die Zeit nicht anderweitig genutzt haben. Aber wir wussten wirklich nichts mit dieser "plötzlichen" Freiheit anzufangen. Muss man das eventuell erst wieder erlernen diese Zeit zu nutzen? Fällt es euch schwer diese „gewonnene“ Freiheit/Freizeit zu genießen?

Spontane kinderfreie Zeit haben wir eigentlich nicht. Die Verwandtschaft wohnt in einem anderen Bundesland und da gibt es auch nur die Eltern meines Mannes, denen ich meine Kinder bedenkenlos anvertrauen kann. Einer meiner Brüder, dem ich auch meine Kinder anvertrauen würde wohnt auch weiter weg von uns und wir sehen uns auch eher selten. Bei den Eltern meines Mannes sind die Kinder aber in guten Händen und da gehen wir dann auch mal abends weg und genießen es schon einfach auch mal wieder ein Paar zu sein.

Ich denke, dass es bei euch ein bisschen zu spontan kam. Vielleicht wäre es ja möglich so etwas immer mal zu machen, als Teenager dürfte sie sich ja durchaus auch freuen, wenn sie das mal machen darf. Ansonsten kann man ihr ja auch mal sagen, dass man mal eine Stunde für sich braucht und dann eben mal einen Film sehen, ein Bad nehmen oder was auch immer. Sie ist ja nun auch nicht mehr so klein und will sicherlich auch nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen.

Wenn wir mal kinderfrei haben, dann versuchen wir schon was als Paar zu machen, also mal die alten Freunde treffen oder nett Essen gehen, spazieren gehen und einfach mal lange reden oder was auch immer. Uns ist eigentlich immer etwas eingefallen. Wobei ich es auch okay finde, wenn man einfach nur mal das macht worauf man gerade Lust hat, ich finde ihr habt das auch gut genossen, weil ihr euch einfach mal Zeit für Dinge nehmen konntet.

Kinderfreie Zeit haben mein Mann und ich gemeinsam nur dann, wenn unser Sohn schläft. Ansonsten hat mein Mann verhältnismäßig oft kinderfrei. Er arbeitet Vollzeit und macht dann hin und wieder noch nach Feierabend noch etwas mit Kollegen oder ist auch mal über das Wochenende weg. Wenn ich mit meinem Sohn Einschlafbegleitung mache und das etwas länger dauert und mein Mann da daheim ist, aber grade nichts im Haushalt gemacht werden muss, hat er da auch Zeit und Gelegenheit, sich auszuruhen.

Kinderfrei habe ich allein hingegen weniger. Unter der Woche kommt das gar nicht vor, da mein Mann so lange arbeitet, dass wir morgens gemeinsam aufstehen ich den Kleinen abends immer ins Bett bringe. Am Abend verbringen mein Mann und ich die Zeit dann aber gerne zusammen, indem wir zu Abend essen und meist noch einen Film oder eine Serie vor dem Fernseher schauen. Manchmal lesen wir auch ein Buch oder spielen etwas.

Alleine habe ich kinderfrei nur dann am Wochenende, wenn mein Mann dann gezielt etwas allein mit dem Kleinen macht. Meistens mag ich dann aber auch dabei sein, da wir ja generell nicht so viel Zeit zu dritt haben. Wenn ich dann aber doch mal etwas Zeit für mich habe, freue ich mich total darüber, bin aber auch erstmal wie überfordert. Mir fallen so viele Sachen ein, die ich gerne machen würde, dass ich mich oft nicht entscheiden kann. Mit der Entscheidungsfindung und der Vorbereitung geht dann oft so viel Zeit drauf, dass ich letztendlich gar nicht mehr so viel Zeit für die Sache habe, für die ich mich dann entschieden habe.

Ich kann dich total verstehen, dass du nicht so richtig wusstest, was du mit der plötzlichen Freizeit anfangen sollst. Ich denke, das ist ganz normal, insbesondere, wenn man sonst sehr in den Alltag eingebunden ist und wenig Zeit für sich selbst hat. In solchen Momenten ist es oft schwierig, sich auf einmal mit sich selbst zu beschäftigen und zu entspannen.

Auch ich habe manchmal Schwierigkeiten damit, die Zeit ohne meinen Sohn zu genießen. Obwohl ich weiß, dass ich diese Zeit eigentlich nutzen sollte, um etwas für mich selbst zu tun, fällt es mir oft schwer, mich zu motivieren und etwas zu unternehmen. Ich denke, das hat auch viel mit dem inneren Druck zu tun, den wir uns oft selbst machen. Wir denken, dass wir die freie Zeit unbedingt nutzen müssen, um Dinge zu erledigen oder etwas zu unternehmen, aber manchmal ist es auch okay, einfach mal zu entspannen und nichts zu tun.

Es ist natürlich auch wichtig, dass man eine Balance findet zwischen den Bedürfnissen des Partners und den eigenen. Wenn du keine Lust auf Abendliche Treffen oder Aktivitäten hast, solltest du dich nicht dazu zwingen, sondern das tun, was dir gut tut. Insofern finde ich es gut, dass du die Zeit genutzt hast, um dich um den Haushalt zu kümmern und Zeit mit deinem Partner auf der Couch zu verbringen.

Letztlich denke ich, dass es nicht unbedingt darum geht, die Freizeit zu "erlernen", sondern darum, sich selbst zu erlauben, auch mal nichts zu tun und sich zu entspannen. Wenn man sich von diesem inneren Druck befreit und sich erlaubt, auch mal nichts zu tun, kann man die gewonnene Freizeit viel mehr genießen und für sich selbst nutzen.