Werden gleichstellungspolitische Aspekte übertrieben?

vom 10.03.2023, 13:04 Uhr

Über gendergerechte Sprache wurde ja schon viel debattiert und das für und wider abgewogen, aber scheinbar will dieses Thema nie enden. So wird derzeit diskutiert, wie man den Spruch aus der Medikamentenwerbung: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ anderweitig formulieren könnte.

Wie ich das mitbekommen habe, ist dieser Hinweissatz im Heilmittelwerbegesetz verankert und von daher arbeitet das Bundesgesundheitsministerium einen neuen Gesetzentwurf aus. Kritik gibt es jetzt auch aus der CDU, die diesen Vorstoß ein Vorschlag nennt, den niemand braucht und es wahrlich dringendere Problem zu lösen gelte. Habt ihr auch den Eindruck, dass gleichstellungspolitische Aspekte so langsam übertrieben werden oder findet ihr diese Herangehensweise vollkommen richtig?

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» Lupenleser » Beiträge: 1130 » Talkpoints: 851,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Vorneweg ich bin ein offener Mensch und habe nichts gegen irgendeine Gruppe Menschen, aber diese Sprachveränderungen finde ich vollkommen daneben. Ich gendere auch nicht. Ich finde das einfach unschön klingend und deswegen mache ich das nicht. Eine Wertschätzung eines Menschen gegenüber hat doch nicht nur etwas mit der Sprache zu tun, sondern in dem wie man sich verhält. In der Tat finde ich, dass wir weitaus größere Probleme haben als die richtige Formulierung einer Werbebotschaft. Das ist, wenn es Krieg in Europa gibt, schon einigermaßen lächerlich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Weil es einen Krieg in Europa gibt, soll man sich nicht mit anderen Dingen beschäftigen? Das ist wirklich kein Argument. Es ist doch nicht so, dass die gesamte Bundesregierung oder das ganze Parlament nur mit Gendern beschäftigt ist und dadurch andere echte oder vermeintliche Probleme liegen bleiben.

Egal, wie man zum Gendern steht, die Diskussion ist da und man kann sie doch nicht unterdrücken, nur weil man selber seine Meinung schon hat.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, es ist wichtig, dass die Sprache sich den gesellschaftlichen Entwicklungen anpasst und geschlechtergerecht wird. Es geht darum, dass alle Geschlechter und Identitäten sichtbar gemacht werden und niemand durch die Sprache ausgeschlossen wird.

Es mag sein, dass manche Menschen das Gefühl haben, dass diese Herangehensweise übertrieben ist und es wichtigere Probleme gibt. Jedoch denke ich, dass es hier nicht um eine Hierarchie der Probleme geht. Es ist möglich, sich gleichzeitig für verschiedene Anliegen und Probleme einzusetzen.

Zudem kann eine geschlechtergerechte Sprache dazu beitragen, dass sich Menschen aller Geschlechter und Identitäten besser repräsentiert fühlen und es somit zu einem positiveren gesellschaftlichen Klima beitragen. Wenn ein Satz wie „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ durch eine gendergerechte Formulierung verbessert werden kann, warum sollten wir das dann nicht tun?

Natürlich ist es wichtig, dass eine solche Änderung gut durchdacht wird und nicht zu unnötiger Bürokratie führt. Doch im Grundsatz denke ich, dass wir uns als Gesellschaft ständig weiterentwickeln und es wichtig ist, dass auch unsere Sprache sich entsprechend verändert, um allen Menschen gerecht zu werden.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde, dass man ruhig alles, was das Gendern betrifft, so lassen sollte, wie es ist. Wenn jemand sagt: Liebe Zuhörer oder schreibt: Lieber Kunde fühle ich mich durchaus auch als Frau angesprochen. Und wo bleiben die Zwitter?

Ich sage auch immer: ich bin Rentner und nicht: ich bin Rentnerin. Warum soll ich extra betonen, dass ich eine Frau bin? Ein Rentner betont ja auch nicht extra, dass er ein Mann ist. Durch das Gendern werden meiner Meinung nach Unterschiede gemacht, die keine Rolle spielen sollten. Im Englischen geht das doch auch. Ein Police Offices kann Mann, Frau oder was anderes sein.

Wenn man Polizistin sagt, schwingt bei mir persönlich mit, dass zusätzlich zur Berufsbezeichnung noch eine Eigenschaft wichtig ist, die für Frauen kennzeichnend ist. Das Gendern sorgt nicht für mehr Gleichwertigkeit, sondern ist was Trennendes zwischen den Geschlechtern.

Aber da viele Leute das für wichtig halten, sollte man doch darüber diskutieren und Argumente austauschen. Ich finde es spannend, wie sich in diesem Bereich die Sprache entwickeln wird.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Blümchen, damit gemeint sind alle nicht ausschließlich männlichen oder weiblichen Menschen mit dem Sternchen oder dem Doppelpunkt oder der Sprechpause. Die umfasst und lässt Raum für alle Möglichkeiten.

Aber die Nummer mit "die männliche Form recht" ist ziemlich kurz gedacht. Denn damit gemeint sind da die Frauen erst neuerdings. Davor gab es die männliche Form nämlich explizit für die Männer und wenn Frauen gemeint waren, bekamen die einen eigenen Begriff. Und wenn Männer in so eine ehemalige Frauendomäne vordringen, dann sind die nicht mal eben damit gemeint.

Nehmen wir deine Polizistin. Der uniformierte Polizeidienst steht Frauen seit etwa 40 Jahren offen und die sind damit gemeint. Aber während die Krankenschwester ewig die Krankenschwester blieb, wurde die männliche Berufsbezeichnung Krankenpfleger schon 1953 in Westdeutschland gesetzlich geschützt. Auch der Herr Hebamme ist nicht eingeführt worden, weil Männer dann eben damit gemeint sind, der wurde sofort zum Entbindungspfleger.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Schriftlich kann man ja gerne mit Sternchen, Strichen oder was auch immer formulieren, die meisten Text zu Sprache Programme kommen damit inzwischen gut zurecht. Aber wenn man das in der gesprochenen Sprache versucht wird das schnell unverständlich und ist damit natürlich auch ausgrenzend gegenüber ganz vielen Personengruppen.

Und man kann sich da auch nicht auf den Standpunkt zurückziehen, dass mich das ja nicht betrifft. Ich bin schließlich Muttersprachlerin, nicht behindert und mindestens durchschnittlich intelligent. Schützt mich aber alles nicht davor, dass mein Gehör im Alter vielleicht mal nachlässt.

Bei diesem Satz finde ich es auch schon deshalb unnötig, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand seine Hausärztin oder die Apothekerin nicht zu dem Arzneimittel befragen würde, weil da ja nur von Ärzten und Apothekern die Rede ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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