Welchen Sinn machen Fitness-Kuchen?
Im Laufe des ganzen Diät-Wahns und diesem Trend, Kuchenrezepte so zu verändern, dass sie nicht mehr ungesund erscheinen, sondern ins Diätprogramm passen, werden meiner Meinung nach immer verrücktere Rezepte gepostet im Internet. Eben gerade habe ich dieses Rezept für Fitness-Milchschnitte gefunden. Gepostet werden dazu tolle Fotos, die wirklich nach Kuchen und Creme aussehen. Ich zweifel allerdings an, dass dort wirklich das Rezept nachgemacht wurde. Aufgeschlagenes Ei ohne Mehl sieht nach dem Backen anders aus und auch Magerquark hat eine andere Konsistenz.
Sieht man sich das Rezept näher an, besteht es aus Kakao-Rührei, das eventuell gesüßt wurde, und purem Magerquark mit ein bisschen Süßstoff oder Honig. Das nennt man dann Milchschnitte! Ich frage mich, was der Sinn hinter solchen und unzähligen anderen Rezepten ist, wo aus Kuchen geschmacklose Fladen mit einer grauenvollen Pampe gemacht werden? Warum tut man sich das an? Wer will denn bitte 400 g Magerquark mit Kakao-Rührei essen? Da ist ja sogar eine Null-Diät leckerer!
Ist der Gesundheitsaspekt den Leuten inzwischen so viel wichtiger als die einfache Tatsache, dass etwas auch mal schmecken darf? Würdet ihr ein solches Rezept nachbacken oder habt es gar schon? Wie hat es geschmeckt?
Ich habe diesen Trend auch beobachtet. Im Internet kursieren massig Rezepte für cremige Desserts und Kuchen, die in der Tat fast nur auf Quark, Proteinpulver, FlavDrops und anderen niedrigkalorischen Füll- und Geschmacksstoffen bestehen. Die Endergebnisse werden dann „instagrammable“ aufbereitet und mit Schwärmereien darüber gepostet, wie unglaublich lecker sie sind und dass sie rein gar nichts von einem „echten“ Kuchen vermissen lassen.
Ehrlich gesagt glaube ich kein Stück daran, dass diese Fitnessvarianten gleich gut schmecken wie eine mächtige Sahnetorte oder ein echter Schokokuchen. Ich habe selber mal eine Zeit lang sehr auf Kalorien und zucker- und fettreduzierte Austauschstoffe geachtet und erinnere mich noch sehr gut an ein Blech „low calorie Donauwelle“, das ich in freudiger Erwartung auf das Geschmackserlebnis meines Lieblingskuchens gebacken und dann fast komplett im Müll entsorgt habe, weil daran einfach alles fad, übertrieben künstlich süß und völlig lieblos geschmeckt hat.
Meiner Meinung nach spricht ja gar nichts dagegen, sich bewusst zu ernähren und vielleicht auch auf Zutaten zurückzugreifen, die mehr Protein und weniger Zucker haben, wenn das einem für die persönliche Ernährung wichtig ist. Aber das geht dann ja auch, ohne zwanghaft alle „unpassenden“ Gerichte und Naschereien an den Plan anzupassen. Wenn man mal Lust auf Kuchen hat, dann darf es auch das Original sein, solange es nicht jeden Tag vorkommt und die Ernährung ansonsten ausgeglichen ist.
Ich selbst kenne diverse Rezepte und habe auch schon bei einer Freundin diverse Kuchen und andere Kreationen mit Flavor-Drops und Proteinpulvern getestet. Ich selbst nutze beim Backen tatsächlich auch hin und wieder Proteinpulver, achte aber darauf, dass es sich nicht um Produkte handelt, die mit Aroma vollgepumpt sind und es macht für mich nur einen kleinen Teil aus, um bei einer vorrangig veganen Ernährung den Proteinhaushalt ausreichend zu decken. Auch versuche ich mich schon lange daran, diverse Kuchen in gesünderer Form zuzubereiten, wobei es für mich allerdings nicht darum geht, die Kalorien komplett nach unten zu reduzieren, sondern einfach mit besserem Gewissen Kuchen zu essen.
Was den Geschmack betrifft kommt es in meinen Augen ganz auf die Zusammensetzung an. Ich habe beispielsweise schon Apfelkuchen komplett ohne Zucker gemacht und er war unglaublich saftig, süß und lecker. Ich würde mir diesen Apfelkuchen jederzeit der "herkömmlichen" Variante vorziehen. Auch diverse Rezepte mit Quark habe ich schon in leichterer Form nachgemacht und auch hier mag ich es viel mehr als mit viel Sahne und Zucker. Insgesamt ist es aber auch so, dass einem die meisten Gerichte und vor allem Kuchen eher viel zu süß vorkommen, wenn man wieder ein natürliches Verhältnis zu Zucker hergestellt hat.
Aus letzterem Grund halte ich auch nicht besonders viel von den geschmacksverstärkenden Tropfen. Diese erzielen meist durch künstliche Aromen eine extrem unnatürliche Wirkung. Damit gewöhnt man sich hinsichtlich des Geschmacks auch sehr an diese Süße, was nicht unbedingt gut ist. Der einzige Vorteil ist dann wirklich die niedrigere Zufuhr an Kalorien. Hierfür nimmt man aber jede Menge andere ungesunde Inhaltsstoffe in Kauf. Lieber würde ich also seltener Kuchen essen oder ihn aber mit den richtigen Zutaten etwas "leichter" modifizieren als nur noch solche Rezepte zu backen.
Ich halte nichts davon, Kuchen zu imitieren, die so aussehen wie das Original, aber anders schmecken, weil die Zutaten andere sind. Ich empfinde Zucker für mich nicht für so schlimm. Süßstoff vertrage ich eh nicht. Ich esse ja nicht jeden Tag Kuchen. Mächtige Sahnetorten mag ich gar nicht und ich würde sie wahrscheinlich auch nicht mögen, wenn statt der Sahne irgendetwas weniger Fettes, aber gleich Aussehendes genommen würde.
Ich komme aus einer Zeit, in der die Menschen sich wegen der mageren entbehrungsreichen Kriegsjahre sehr fett ernährt haben. Ich denke da an die eklige Buttercremetorte, die meine Mutter gemacht hat, wenn Besuch kam, an fettige Kalte-Schnauzen-Geburtstagskuchen für uns Kinder und in Öl gebackene Mutzen zu Karneval. Auch Butter war etwas besonders Gutes und "gute Butter" wurde reichlich verwendet, wenn es einen Anlass gab.
Ich esse am liebsten Obstkuchen und Käsekuchen mit Magerquark. Süß darf Kuchen für mich nie genug sein, aber nicht zu fett. Ich esse auch gerne Karottenkuchen oder Nusskuchen, der zwar auch kalorienhaltig ist, aber bei dem ich das Fett nicht so merke.
Bei den meisten "Sinnfragen" ist es meines Erachtens hilfreich, darauf zu schauen, wer damit Geld macht. Ganz simpel. Kein Mensch würde auf meinen Blog oder Stream oder was auch immer klicken, wenn ich vollmundig angekündigt ganz "normale" Muffins backen würde. Wenn ich irgendwie Interesse generieren und daraus wie auch immer gearteten Profit (meistens finanzieller Natur) ziehen möchte, muss ich eben immer wieder etwas Neues und Interessantes bieten, und das ist gerade beim Kochen und Backen allmählich wohl gar nicht mehr so einfach.
Und die ganzen Ersatzstoffe müssen schließlich auch ihren Absatzmarkt finden. Wenn alle Welt sich sagen würde: Ich backe wie Oma damals mit Margarine, weißem Industriezucker, Weizenmehl und Hühnereiern, schauen die Hersteller von Proteinpulver, Kokosöl, und was auch immer "FlavDrops" darstellen, ganz schön in die Röhre.
Bedürfnisse müssen immer erst erzeugt werden, um sie zu befriedigen, und dieses Konzept klappt nicht, wenn die Endkundschaft nicht mitmacht. Und woher sollte man die entsprechende Kundschaft hernehmen, wenn man die Botschaft verbreitet, dass es auch möglich ist, im Rahmen einer "gesunden" Ernährung auch mal ganz traditionellen Kuchen zu essen?
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man zwar Süßspeisen essen möchte, aber hier und dort beim Zucker sparen möchte. Aber besonders begeistert bin ich von den geschmacksverstärkenden Tropfen nicht. Sie sind mir irgendwie suspekt und ich traue mich da gar nicht ran. Mir gefällt die Idee von den Fitness-Kuchen eigentlich schon, ganz so süß braucht man es meistens doch nicht und Quark im Kuchen finde ich lecker.
Ich kann verstehen, dass du skeptisch gegenüber solchen Rezepten bist. Es scheint, dass heutzutage viele Menschen den Fokus auf eine gesunde Ernährung legen und dabei oft vergessen, dass Essen auch einfach nur schmecken darf. Es ist wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu haben, aber das sollte nicht bedeuten, dass man auf alles Leckere verzichten muss.
Ich persönlich finde solche Rezepte auch oft wenig ansprechend. Wenn ich Kuchen essen möchte, dann möchte ich auch, dass es wie Kuchen aussieht und schmeckt. Wenn ich mich entscheide, eine Diät zu machen, dann werde ich auch bewusst auf gewisse Dinge verzichten und versuche nicht, sie durch "gesunde" Alternativen zu ersetzen.
Allerdings kann ich auch verstehen, warum solche Rezepte für manche Menschen attraktiv sein könnten. Es gibt sicherlich Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf eine kalorienarme Ernährung achten müssen und die sich darüber freuen, wenn sie trotzdem etwas "Süßes" essen können.
Ich habe selbst noch kein solches Rezept ausprobiert, da ich lieber auf echten Kuchen zurückgreife, wenn ich Lust darauf habe. Aber jeder hat seine eigenen Vorlieben und Bedürfnisse, und wenn dir das Rezept zusagt, dann probiere es ruhig aus und schau, ob es dir schmeckt.
Ganz schlimm ist das auch inzwischen in der Vorweihnachtszeit geworden, wenn man einfach nur ganz naiv nach einem neuen Plätzchenrezept sucht und sich dann vor lauter "frei von" Rezepten nicht retten kann. Und richtig amüsant wird es wenn die dann gar nicht frei von dem sind, was sie eigentlich versprechen. Zum Beispiel wenn die "zuckerfreien" Plätzchen mit Trockenfrüchten voll gestopft sind.
Für alle, die diese Rezepte und Zutaten in irgendeiner Form vermarkten, hat das natürlich schon einen Sinn - Geld - aber aus Sicht der Endverbraucher? Das ist wahrscheinlich etwas für Leute, die grundsätzlich ein schlechtes Gewissen beim Essen haben und gleichzeitig gut in Selbsttäuschung sind. Man muss ja in der Lage sein sich selber davon zu überzeugen, dass das Rührei mit Quark "fast" wie Milchschnitte schmeckt.
Mir wären die Zutaten für so ein Experiment schon mal zu Schade. Wenn ich irgendwas "gesundes" möchte würde ich den Quark nehmen und ihn mit frischem Obst mischen. Ist genauso "Fitness" aber da weiß ich zumindest, dass es mir schmeckt. Und wenn ich Lust auf eine Milchschnitte hätte würde ich mir die kaufen. Da ich keine Milchschnitte Diät mache sehe ich darin überhaupt kein Problem.
Das sind aber Trends, die sich in der letzten Zeit dank zahlreicher Fitness-Influencer entwickelt haben. Ich brauche auch keine Bueno-Bowl, die nach Kinder Bueno schmeckt. Wenn dann will ich ehrlich gesagt den industriell gefertigten Riegel mit ordentlich Zucker und leckerer Creme und keine Creme, die ich löffeln kann. Außerdem ist es meiner Meinung nach sehr schwierig bestimmte Geschmäcker, wie den von Milchschnitte zu imitieren, bei Bueno funktioniert es mit weißer Mandelcreme ganz gut, aber die Produkte haben ja teilweise ein Alleinstellungsmerkmal.
Stellst du mir nun so eine Imitat-Milchschnitte auf gefärbtem Rührei mit Quark hin, ich würde es probieren, aber dankend ablehnen. Ich finde diesen Protein-Gesundheitswahn teilweise eh übertrieben und man muss nicht alles nachbacken. Ich verwende auch Proteinpulver, manchmal nur so, manchmal auch zum Backen, aber ich versuche nicht krampfhaft Dinge in gesund nachzubacken.
Da gibt es ja auch das legendäre Bananenbrot, welches mit ordentlich Xilit und Zuckerersatzstoff gesüßt wurde und so gut schmeckt. Sorry, aber was ist an zwei Eiern, ein paar gut gereiften Bananen, einer Tasse Mehl und etwas Rohrzucker nun ungesünder? Man kann ja schon viel tun, wenn man den Industriezucker durch braunen Rohrzucker oder Zuckerrübensaft ersetzt. Dazu braucht man keine Fitnessschnitte und Durchfall durch den Zuckerersatz bekommt man auch nicht.
Diese Fitness Influencer haben sowieso einen an der Waffel, aber sie verkörpern halt ein Körperbild, das sowohl Anna, 18 Jahre alt, als auch Hilde, 43 Jahre alt, anspricht. Dann versucht man halt dieses Körperbild zu erreichen und sei es mit komischer Schnitte aus Rührei und Quark, denn die Fitness Influencer machen es doch auch so und nur so wird man genauso toll, großartig und wunderschön. Und man generiert ordentlich Reichweite durch diese Manipulation.
Wem es schmeckt, man darf es auch gerne probieren, aber man muss immer bedenken, dass bei den Fitness Influencern auch eine Masche dahinter steckt und sie so Geld verdienen. Die Bueno-Bowls habe ich übrigens auch gemacht, ich bin nur irgendwann von Quark zu Joghurt umgeswitcht, weil das einfach cremiger wurde. Die schmecken ganz gut, aber wie gesagt, den Riegel ersetzt sie mir nicht.
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