Wären blinde Lehrer an Regelschulen eine Option?

vom 22.01.2023, 17:32 Uhr

Der Lehrermangel an Regelschulen reißt bekanntlich nicht ab. Egal ob in Grund- oder Hauptschulen als auch an Realschulen und Gymnasien unserer Region hört man immer wieder, dass Schulstunden ausfallen müssen bzw. sporadisch von der Schulleiterin selbst betreut werden, weil Personalmangel zum Alltag wird.

Nun habe ich vor Kurzem gelesen, dass zum Beispiel am Gymnasium in der Main-Taunus-Schule in Hofheim ein blinder Lehrer den Leistungskurs in Geschichte unterrichtete.

Grundsätzlich stoße die Idee gehandicapte Lehrer, in Form von Blindheit, in Regelschulen einzusetzen allerdings wohl in einigen Personalräten noch auf Skepsis.

Natürlich kann auch ich mir vorstellen, dass der Einsatz eines blinden Lehrers eine Schule vor neue Herausforderungen stellt und man diesen sicher auch nicht in allen Jahrgangsstufen bzw. Klassen einsetzen kann. Da erfordert es bestimmt auch eine besondere Mitmachbereitschaft und die Akzeptanz der Schüler.

An sich finde ich es aber trotzdem schade, wenn Inklusion nur in eine Richtung funktioniert, indem man gehandicapte Schüler in Regelschulen integriert.

Was haltet ihr von der Idee auch blinde Lehrer in Regelschulen einzusetzen? Worin seht ihr die Schwierigkeiten im Schulalltag? Für welche Jahrgangsstufen/Schulen wäre ein solcher Einsatz am sinnvollsten? Denkt ihr, Schüler würden auch bei diesen Lehrerkräften genauso gut mitarbeiten bzw. vielleicht sogar besser?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das mag an der einen oder anderen Schule funktionieren. Aber an den meisten Schulen sehe ich das Problem, dass die Schüler dem Lehrer auf der Nase rumtanzen bis dahin, dass sie ihm bewusst Dinge in den Weg stellen, weil es sie ja nicht sehen kann. Ein blinder Lehrer wird sich nach einiger Zeit eben in den Klassen auch einfach so bewegen und dann wäre die Unfallgefahr in dieser Richtung schon sehr groß.

Dazu kann ein blinder Lehrer auch nicht mehr Tafelbildern arbeiten. Was eben die Vermittlung des Lehrstoffes noch um einiges schwieriger macht. Sicherlich kann man es so sehen, dass Inklusion da nur eingleisig laufen würde. Aber ein Lehrer mit Gehbehinderung oder gar im Rollstuhl, wäre da sicher auf Dauer die besserer Lösung und für die meisten Schulen auch besser realisierbar.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, dass der Einsatz von blinden Lehrern in Regelschulen durchaus eine Möglichkeit darstellt, um Inklusion und Vielfalt im Schulsystem zu fördern. Wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft insgesamt vielfältiger wird, ist es wichtig, dass auch Lehrkräfte mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen in den Schulen vertreten sind.

Allerdings ist auch klar, dass dies nicht ohne Herausforderungen im Schulalltag einhergehen wird. Zum Beispiel müssen Schulen sich auf die speziellen Bedürfnisse der Lehrkräfte einstellen und ggf. entsprechende technische Hilfsmittel und Assistenzkräfte bereitstellen. Auch müssen Schülerinnen und Schüler auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Lehrkräfte eingehen und lernen, sich auf die neue Situation einzustellen.

In Bezug auf die Jahrgangsstufen und Schularten denke ich, dass ein Einsatz von blinden Lehrkräften am ehesten in den höheren Jahrgangsstufen, also ab Klasse 9 oder 10, sowie in den beruflichen Schulen sinnvoll wäre. Hier können die Schülerinnen und Schüler in der Regel besser mit der besonderen Situation umgehen und sind bereits etwas reifer.

Ob Schülerinnen und Schüler bei einem blinden Lehrer genauso gut mitarbeiten, hängt sicherlich von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Persönlichkeit des Lehrers, der Art und Weise des Unterrichts und der individuellen Einstellung der Schülerinnen und Schüler zur Inklusion. Es ist aber durchaus denkbar, dass ein blinder Lehrer eine besondere Wirkung auf seine Schülerinnen und Schüler hat und diese durch seine Beeinträchtigung auch etwas lernen können, wie zum Beispiel mehr Empathie und Sensibilität für andere Menschen und ihre Bedürfnisse zu entwickeln.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube tatsächlich, dass die Schüler das geringste Problem darstellen würden. Vor allem handelt es sich ja hier um die gymnasiale Oberstufe und einen Leistungskurs. Wer sich für 5 Stunden Geschichte pro Woche und ein bis zwei zusätzliche Prüfungen in dem Fach entscheidet der interessiert sich auch dafür und hat kein Interesse am "auf der Nase rumtanzen".

Die Schüler würden sich wahrscheinlich schnell auf einen neuen Lehrer und einige neue Regeln im Klassenzimmer einstellen, aber einige Eltern werden sicher Angst haben, dass ihr "hochbegabter" Leon ein schlechteres Abitur bekommt.

Die Frage ist nur wo diese Lehrer dann fehlen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass nur an Regelschulen Lehrermangel herrscht während man für Schulen für Sehbehinderte mehr Bewerber hat als man brauchen kann. Und ist es dann fair Lehrer von Schulen abzuwerben, für die sie eigentlich am besten geeignet sind? Zum Nachteil dieser Schüler?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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