Immer mehr Primark Filialen machen dicht
Nachdem Primark ziemlich furios in Deutschland gestartet ist, machen jetzt immer mehr Filialen in Deutschland dicht. Als Begründung gibt Primark die Coronakrise und die Energiepreise an. Insider hingegen meinen, dass Primark schlichtweg den Onlinehandel vernachlässigt und voll und ganz nur auf das Filialgeschäft gesetzt hat.
Komisch ist hierbei nur, dass Primark fast nur in Deutschland vor dem Aus steht und in anderen Ländern sogar schon Expansionspläne existieren. Habt ihr eine Erklärung dafür, warum Primark gerade in Deutschland einzubrechen scheint? Seid oder wart ihr Kunde bei Primark und wäre es für euch ein Verlust, wenn sie hier bei uns vom Markt verschwinden?
Man muss kein "Insider" sein um zu verstehen warum deiner recht haben könnte. Primark hat tatsächlich immer noch keinen online Shop und das in einer Zeit, in der fast jede kleine Klitsche ihr Zeug auch über das Internet vertreibt.
Das war bisher nicht so tragisch, denn Primark war bekannt dafür das Billigste vom Billigen auf dem Fast Fashion Markt anzubieten. Für einen Hunderter konnte man eine riesige Tüte Wegwerfklamottten kaufen, da hat es sich durchaus gelohnt in die Nachbarstadt zum Einkaufen zu fahren.
Nun gab es aber Preissteigerungen in verschiedenen Bereichen und aus verschiedenen Gründen und dadurch sind die Billigklamotten nun nicht mehr so viel billiger als andere Billigklamotten. Und ganz wichtig, es gibt Konkurrenz im Internet. Shein bietet noch schlechtere Qualität für noch niedrigere Preise und ist damit bei der Primark Zielgruppe sehr erfolgreich.
Mag sein, dass der Fast Fashion Markt in anderen Ländern noch nicht ganz so gesättigt ist wie bei uns. Mag auch sein, dass man da nicht so einen starken Effekt durch Corona Lockdowns hatte, aber letztendlich wird sich das alles in die gleiche Richtung entwickeln. Die Art von Kundin, die möglichst viel Klamotte für möglichst wenig Geld will wird immer da hin gehen wo es noch mehr für noch weniger gibt.
Was man auch bedenken muss ist, dass sich der "neu" Effekt bei uns inzwischen komplett abgenutzt hat. Als die ersten Filialen in Deutschland aufgemacht haben mussten sie Türsteher einsetzen und drinnen war es so voll, dass man gar nicht daran denken konnte ein Teil anzuprobieren. Aber war ja auch nicht so wichtig, für 2 Euro kann man das T-Shirt auch so mitnehmen.
Inzwischen geht es bei deutschen Primarks genauso gesittet zu wie beim H&M nebenan. Aber wenn ein Land noch keine oder kaum Primark Filialen hat wäre es sicher eine Überlegung wert diesen Effekt mitzunehmen. Wenn man dann in zwei, drei Jahren wieder schließen muss hätte sich das trotzdem gelohnt.
Grundsätzlich vermute ich auch ohne Insider-Wissen, dass gerade auch das blühende Geschäft im World Wide Web von Primarkt und deren Betreiber einfach vollkommen unterschätzt wurde. Hier hätte die Kette vielleicht viel eher eingreifen müssen, um vom großen Kuchen etwas abhaben zu können. Denn aus meinem Umkreis weiß ich immer nur, dass keiner Bock hat vor Ort dort einzukaufen, weil es eben immer brechend voll ist.
Auch die anderen billigen Läden wie Tedi, Kik & Co werden natürlich bald die Preise etwas vermehrt anpassen müssen, aber in einigen Teilen ist das ja auch bereits geschehen. Ich vermute also nicht, dass dies generell nur an den eventuell gestiegenen Preisen liegt, denn Primarkt ist im Verhältnis zu zig anderen Läden wie H&M etc. weiterhin mit KIK unschlagbar günstig. Das Online-Geschäft ist jedoch nullkommanull vorhanden, was sicherlich ein Problem ist.
Zumal ja in vielen kleineren Regionen gar kein Primarkt vorhanden ist und ob jeder Bock hat, in einer Fahrkarte zu investieren, die dann wiederum ein Kleidungsstück weniger bedeutet, wage ich zu bezweifeln. Die meisten Filialen gibt es von Primarkt auch witzigerweise im Westen. Allein 10 Filialen in NRW, dann FFM, Saarbrücken, Bremen, Stuttgart, Hamburg oder Braunschweig und Leipzig.
Es mag sicher schön sein, zig Filialen aus dem Boden sprießen zu lassen, dafür direkt riesige Ladenlokale mit kostspieligen Monatsausgaben zu buchen, aber überall in Deutschland gibt es arme Menschen. Mehr denn je mit den Inflationen usw. man muss nur mal nach München fahren, da wird man schon staunen. Es wäre sicherlich hilfreicher gewesen, wenn man einen Online-Handel betrieben hätte. Davon wäre ich zumindest überzeugt.
Ich wüsste jetzt auch ehrlich gesagt kein Rezept mehr, wie man die Filialen vor dem Aus retten könnte. Zumindest würde ich annehmen, dass Gelsenkirchen/Essen keine zwei Filialen gebraucht hätten, da es ein Katzensprung voneinander entfernt ist. Man hätte einfach auch nicht so viele Filialen in einem nahen Umkreis gebraucht, aber gleichzeitig ist es vielleicht auch fatal so zu denken, wegen wie oben beschrieben das Thema mit der Erreichbarkeit.
Wenn es in anderen Ländern besser läuft, hilft dennoch für Deutschland und andere Märkte der Online-Handel. Vielleicht ein großes Lager in Deutschland machen, von dort aus versenden, sodass die Versandkosten nicht hoch sind und fertig?
Zusätzlich muss man auch bedenken, dass vielleicht nicht jede Filiale in Deutschland wirklich gut läuft. Saarbrücken hat zum Beispiel den Vorteil der Grenznähe, wenn ich dort am Primark vorbeilaufe, ist dieser immer gerappelt voll. Aber es sind keine Deutschen, die die Sachen dort tütenweise rausschleppen, sondern Franzosen, die günstig modische Kleidung kaufen wollen. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieses Klientel in den anderen Städten zum Beispiel fehlt, wobei ich den Primark in Frankfurt auch immer als recht gut besucht empfunden habe.
Dann kommt dazu, dass Primark den Online-Handel komplett vernachlässigt, beziehungsweise sagte, dass sie auf die lokalen Läden setzen würden und ein Onlinegeschäft nicht stattfinden würde. Das stand sogar mal auf der Webseite. Ich denke aber auch, dass Corona Primark ziemliche Einbußen beschafft hat. Insbesondere in Deutschland waren die Corona-Auflagen schon recht strikt und Primark musste zum Beispiel in Saarbrücken teilweise schließen. Das hat die Einbußen natürlich auch gefördert, in anderen Ländern durfte das Geschäft mit Auflagen regulär öffnen.
Dann kommt die deutsche Mentalität noch dazu. Die ist nämlich teilweise ein wenig anders als in anderen Ländern. Ich kenne es zum Beispiel von vielen Franzosen so, dass sie gerne modisch und günstig einkaufen und es ihnen egal ist, ob das Teil eine Woche oder nur einen Tag hält. Dann nehmen sie halt einfach mehrere Teile mit, insbesondere wenn sie von weiter weg kommen und haben länger etwas davon. In Deutschland sind die Sachen auch oft günstiger und so nehmen viele Franzosen vielleicht einmal im Monat oder alle zwei Monate eine längere Strecke in Kauf, eskalieren im Einkaufsverhalten total und plündern DM, Primark, teilweise auch H&M und andere günstige Filialen und sind glücklich damit, während der Deutsche vielleicht jedes halbe Jahr mal in ein Fashion-Outlet fährt und dort ein paar wenige Teile mitnimmt. Das kann nämlich auch schon einen Unterschied machen.
Und dann kommt noch die Konkurrenz durch Shein hinzu, dort wird Fast Fashion genauso günstig angeboten, aber die Mode wird überall hingeliefert, weil das Geschäft tatsächlich online stattfindet. So müssen die Menschen aus dem ländlichen Raum nicht so weit fahren und kommen trotzdem an günstige Mode. Dann kommt aktuell noch die Inflation hinzu, die Menschen öffnen noch weniger ihren Geldbeutel und Primark bekommt ein Problem.
Ein Patentrezept für die Rettung Primarks kenne ich nicht. Ich bekomme auch nur mit, wie es teilweise in der Saarbrücker Filiale ausschaut, da ich in der Innenstadt arbeite und dort auch am Nachmittag vorbeikomme und mitbekomme, wie viele Tüten herausgeschleppt werden, durch Franzosen, was man an der Sprache gut erkennen kann.
Ich verstehe deine Verwunderung darüber, dass Primark in Deutschland scheinbar nicht so erfolgreich ist wie in anderen Ländern. Ich habe früher tatsächlich gerne bei Primark eingekauft, weil sie immer sehr günstige Kleidung und Accessoires hatten. Allerdings war mir auch bewusst, dass es sich dabei um Fast Fashion handelt, die oft unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen produziert wurde.
In Bezug auf den Rückgang von Primark in Deutschland gibt es wahrscheinlich verschiedene Faktoren, die dazu beitragen. Die Coronakrise hat sicherlich auch dazu geführt, dass weniger Menschen in die Geschäfte gehen und generell weniger Geld für Kleidung ausgeben. Außerdem gibt es in Deutschland viele Verbraucher, die bewusst auf nachhaltigere und ethischere Mode achten und deshalb möglicherweise weniger zu Primark gehen.
Es stimmt auch, dass Primark den Onlinehandel bisher vernachlässigt hat, was sich in der Pandemie als Nachteil erwiesen hat. Andere Modeunternehmen haben ihre Onlinepräsenz ausgebaut und dadurch bessere Geschäfte gemacht. Es ist jedoch auch möglich, dass Primark in anderen Ländern erfolgreicher ist, weil sie sich dort auf den Markt und die Verbraucherbedürfnisse besser eingestellt haben.
Obwohl ich früher gerne bei Primark eingekauft habe, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, Kleidung aus nachhaltigeren und ethischeren Quellen zu kaufen. Wenn Primark in Deutschland vom Markt verschwinden würde, wäre es für mich daher kein großer Verlust. Allerdings gibt es sicherlich immer noch viele Menschen, die gerne bei Primark einkaufen und für die ein Verschwinden des Unternehmens ein Verlust wäre.
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