Wie Kinder nach Berufswunsch fragen?

vom 28.02.2023, 17:54 Uhr

In dem Buch, das ich gerade lese, bin ich auf einen interessanten Aspekt gestoßen. Meistens wird gefragt, was das Kind denn mal werden möchte. Aber das würde ja bedeuten, dass man erst dann wirklich etwas ist, wenn man einen Beruf ergriffen hat. Ich muss sagen, dass ich diesen Standpunkt schon verstehen kann und in Zukunft meine Frage anders formulieren werde, wenn ich ein Kind nach seinem Berufswunsch frage.

Wie seht ihr diese Sache? Könnt ihr den Gedankengang verstehen, der da in dem Buch aufgegriffen wurde? Wie fragt ihr denn Kinder nach ihren Berufswünschen? Fragt ihr auch, was sie denn mal werden möchten? Oder verwendet ihr lieber eine andere Form dieser Frage, um nicht zu suggerieren, dass die Kinder noch nicht wirklich etwas sind, wenn sie noch keinen Beruf gewählt haben?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde die Frage nach dem Berufswunsch der Kinder immer sehr schwierig, denn Kinder kennen wenig Berufe. Viele Berufe werden zu einem zusammengefasst, da sie die Unterscheidung vieler Berufe gar nicht kennen.

Also Beispiel hierfür ist wohl "Büro" gut anzuführen. Selbst viele Erwachsene kennen die Unterschiede der kaufmännischen Tätigkeiten nicht oder wissen nicht, was hinter manchen weiterführenden Fachbegriffen steckt. Oder man meint den Beruf zu kennen, kennt aber letztendlich nur einen von drei Fachbereichen, welche dieser umfasst.

Man sollte daher dem Kind mit vielen verschiedenen Einblicken in Berufe helfen, sich auf dem Arbeitsmarkt besser auszukennen. Werke besichtigen, Praktika machen, mit Freunden und Bekannten über dessen Berufe sprechen usw. Auch mal gezielt fragen, welche Eigenschaften man mitbringen sollte in entsprechenden Berufen. Zum Beispiel Ruhe, Geschick, Mathe, Kenntnisse, Sportlichkeit, gutes Vorstellungsvermögen oder was auch immer.

Ebenfalls finde ich Offenheit ganz wichtig. Für alle Berufe offen sein und das Kind nicht in Schubladen stecken. Wie zum Beispiel "du wirst ein guter Handwerker" oder "du wirst sicher im Büro tätig sein" oder "du bist wie dein Vater/Mutter/Opa/Oma sicher auch ein guter/gute ...". Das prägt das Kind unterbewusst.

Auch wichtig ist, dass man genannt Berufswünsche nicht in Stein meißelt. Man sollte die Äußerungen des Kindes ernst nehmen, aber trotzdem auch immer noch offen sein.

Das Kind ohne wirkliches Wissen über Berufe zu fragen, was es werden möchte, halte ich für nicht sinnvoll. Ich würde vielleicht eher fragen: "Wenn du jetzt ein Praktikum machen könntest, wo würdest du das am liebsten machen?" Oder "Welcher Beruf in unserem Bekanntenkreis erscheint dir am interessantesten? Möchtest du mit der Person mal sprechen?" usw.

» Maysen » Beiträge: 475 » Talkpoints: 55,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass der Gedankengang des Buches sehr wichtig ist und dass es nicht fair ist, Kindern das Gefühl zu geben, dass sie noch nichts sind, wenn sie noch keinen Beruf haben. Kinder sind bereits etwas, unabhängig davon, ob sie einen Berufswunsch haben oder nicht. Es ist auch nicht fair, ihnen den Eindruck zu vermitteln, dass sie nur wertvoll sind, wenn sie später einen bestimmten Beruf ergreifen.

Wenn ich mit meinem Sohn oder anderen Kindern über ihre Zukunft spreche, versuche ich, offene Fragen zu stellen und sie nicht zu sehr auf einen bestimmten Beruf zu beschränken. Zum Beispiel könnte ich fragen: "Was möchtest du gerne tun, wenn du älter bist?" oder "Welche Dinge findest du interessant und würdest gerne mehr darüber lernen?" Auf diese Weise können Kinder ihre Interessen und Leidenschaften entdecken, ohne das Gefühl zu haben, dass sie bereits einen festen Berufswunsch haben müssen.

Ich denke, es ist wichtig, Kinder darin zu unterstützen, sich selbst kennenzulernen und ihre eigenen Stärken und Interessen zu entdecken, anstatt sie zu zwingen, einen bestimmten Beruf zu wählen, der möglicherweise nicht zu ihnen passt.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Um welches Alter geht es denn überhaupt bei den Kindern? Sind wir doch mal ehrlich. Frag ein Kind bevor es in die Schule kommt und man wird Feuerwehrmann, Lokführer und ähnliches zur Antwort bekommen. Dass es unterschiedliche Berufe gibt lernen die Kinder ja erst in gröberen Zügen in der Grundschule.

Man sollte auch darum bemüht sein, dass Kindern frühzeitig bewusst wird, dass ein Beruf wichtig ist. Ohne Beruf irgendwo zu arbeiten ist immer die schlechteste Option, die man wählen sollte. Und wie sollte man denn fragen? Von was die Kinder mal später mal leben wollen oder als was sie arbeiten wollen? Egal wie man fragt, man wird den Kindern damit fast immer suggerieren, dass ohne Arbeit nichts geht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Unter Kindern verstehe ich jetzt mal Menschen unter vierzehn, von denen man nicht erwarten kann, dass sie sich ernsthaft für einen Beruf entscheiden können. Es ist doch nicht schlimm, nach einem Berufswunsch zu fragen. Ein Beruf, das heißt eine Vorstellung davon, wie man sich sein späteres Leben vorstellt, ist doch wichtig und kommt im Alltag der Kinder vor, etwa als Beruf der Eltern, als Lehrer oder Verkäufer. Fast jeder übt eine Tätigkeit aus, mit der er sein Geld verdient, außer wenn er geerbt hat oder krank ist. Auch eine Frau oder Mann, die oder der einige Jahre zuhause bleibt, um Kinder zu versorgen und den Haushalt zu managen oder Kranke zu pflegen, übt einen Beruf aus.

Wenn man früher fragte, kamen bei den Mädchen oft Antworten wie Tierärztin oder Schlagersängerin, heute wahrscheinlich eher Supermodel oder Influencerin, vielleicht auch Fußballspielerin. Bei den Jungs waren die Favoriten Feuerwehrmann, Astronaut oder Fußballspieler, irgendwann dann mal Coputerspieleentwickler. Ein Beruf ist was Wichtiges. Irgendwie muss man ja sein Geld verdienen und da darf man als Kind ruhig die Vision haben, dass das auch Spaß machen wird.

Ich wollte als Kind immer Schaufensterpuppenmacherin werden. Ich hätte mich nicht ernst genommen gefühlt, wenn jemand in dem Zusammenhang gesagt hätte, ein Beruf sei nicht wichtig. Mein ältester Sohn wollte immer Installateur werden, weil ihn Wasserrohre interessierten. Mein Mittlerer wollte Verbrecher werden, nachdem die Klasse in der Grundschule ein Polizeirevier besichtigt hatte und er die Gefangenenzelle so interessant fand.

Ich finde es nicht schlimm, nach dem Beruf zu fragen und würde nicht drumherum reden, sonst bekommen die Kinder vielleicht den Eindruck, dass ein Beruf irgendetwas Schlimmes oder zumindest Merkwürdiges ist oder dass es gar nicht nötig ist, einen Beruf zu erlernen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Kinder können das ja noch nicht wirklich wissen und kennen gar nicht alle Berufe. Meine Tochter antwortet darauf beispielsweise Prinzessin. Deswegen mache ich mir aber keine Sorgen, dass sie später keinen Beruf erlernen wird. Sie ist eben in einem Alter, in dem das etwas Tolles ist und dann ist das auch okay. Mein Sohn mag Technik und will Forscher werden, ob er das dann wird, wird sich zeigen, aber er weiß zumindest schon mal was er mag und was nicht. Ich sage meinen Kindern auch, dass es viele Berufe gibt und sie das ja noch gar nicht entscheiden müssen.

Als sie noch kleiner waren kamen dann auch öfter mal solche Sprüche wie: "Sie steht auf den Zehenspitzen, sie wird mal Ballerina" oder "Er hilft in der Küche, er wird mal Koch." Solche Sprüche fand ich wirklich nervig und da habe ich dann auch immer gesagt, dass sie das werden, was sie werden wollen und noch viel zu jung sind. Dennoch finde ich auch, dass man Interessen fördern sollte und bei schwierigen Dingen helfen sollte, damit die Voraussetzungen für den Traumjob eben auch da sind. Die Frage nach dem Beruf bei einem Kind finde ich aber eher blöd.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^