Warum finden Sharing-Dienstleistungen so wenig Akzeptanz?
Laut einer Umfrage haben rund 85% der Deutschen noch nie irgendeine Sharing-Dienstleistung in Anspruch genommen. Und davon gibt es mittlerweile ja schon einige, wenn man nur mal an das Car-, Bike- oder das E-Scooter-Sharing denkt. Eigentlich wurden diese Sharing-Modelle zu Anfang doch regelrecht gehypt und als die Modelle der Zukunft beworben. Woran mag es denn eurer Meinung nach liegen, dass diese Sharing-Dienstleistungen so wenig Anklang und Akzeptanz finden? Liegt es an der Art der Angebote, an den Preisen oder was könnten die Gründe sein?
Büchereien sind auch Sharing-Angebote. Da stimmen die 85 Prozent sicherlich nicht. Beim Carsharing liegt es vielleicht auch daran, dass nicht jeder, besonders auf dem Land, ein Angebot in fußläufiger Entfernung hat. E-Scooter sind in meinen Augen eher ein Trend für jüngere Leute, der sich mir überhaupt nicht erschließt. Diese Roller sind langsamer als ein Fahrrad und man hat keinen Gepäckträger für Einkäufe. Man müsste also immer einen Rucksack dabei haben.
Wenn ich sehr oft, quasi täglich, einen E-Scooter bräuchte, etwa für einen Arbeitsweg zur nächsten Bahn- oder S-Bahn-Station, dann würde ich mir einen solchen kaufen. Ich würde mich in diesem Fall aber wahrscheinlich eher für ein Fahrrad oder, falls ich es mitnehmen möchte, ein Klappfahrrad entscheiden. Ein Kauf ist auf Dauer billiger. Leihfahrräder lohnen sich, wenn man zum Beispiel im Urlaub ist oder sehr selten mal fährt.
Ich finde Sharing-Angebote für Sachen, die man selten braucht, sehr gut. Neulich erst habe ich in meiner Nähe einen neuen Bücherschrank entdeckt und gleich ein Buch entdeckt, das für mich interessant klingt. Ich werde das Buch wieder zurückstellen, wenn ich es gelesen haben werde.
Ich fände es gut, wenn es in jedem größeren Mietshaus einen Raum für Werkzeug gäbe, das jeder für eine geringen Gebühr benutzen kann. Meine Bohrmaschine werde ich zum Beispiel demnächst nach fünf Jahren, in der sie sinnlos herumlag, zum ersten Mal wieder benutzen. In diesen fünf Jahren hätte sie doch anderen Leuten gute Dienste erweisen können. Es gibt zwar in der Stadt einen Werkzeugverleih, aber damals, als ich die Bohrmaschine kaufte, wusste ich noch nichts davon.
In so einem Sharing-Raum könnte man zum Beispiel Raclette Sets, Fonduesets, Bügeleisen für Leute wie mich, die nur ganz selten bügeln, oder Geschirr für größere Feste bereitstellen. Es gibt so viele Dinge in meinem Haushalt, speziell Werkzeug, die ich nur ganz selten benutze.
Auch hatte ich mir kürzlich überlegt, ob ich mir eine Sackkarre zulege, weil ich ein Elektrogerät kaufen wollte, dass nur bis Bordsteinkante geliefert wird. Aber ich habe mich jetzt für eine kleine Komplettküche mit Einbau vom Otto Versand entschieden, die ganz stark reduziert ist. Eine Sackkarre können viele Leute brauchen, um zum Beispiel Getränke zu kaufen oder Blumenerde oder um Sachen zum Auto zu transportieren, wenn sie zum Sperrmüll fahren. Aber man braucht sie eben nicht wöchentlich oder gar täglich.
Ich sehe beim Sharing jedenfalls noch ganz viel Potenzial, wenn sowas normal wird und das in die Köpfe reingeht. In größeren Städte kann man sich mittlerweile oder schon länger, ich weiß es nicht, in Artotheken Bilder für die Wände ausleihen. Das ist zum Beispiel vielleicht für Praxen oder Kanzleien interessant.
Dass 85 Prozent alles Leute noch nie Sharing Angebote benutzt haben, glaube ich nicht. Vielleicht fallen ihnen manche Dinge nicht ein und sie denken nur an Carsharing. Viele ältere Leute haben sich bestimmt früher schon mal Videos ausgeliehen oder Gemeinschaftswaschmaschinen in Mietshäusern benutzt. Auch Apotheken bieten Sachen zum Ausleihen an. Dort habe ich mir zum Beispiel mal ein Gerät für einen meiner Söhne ausgeliehen, um den Schlaf zu überwachen. Ich hatte Angst vor dem plötzlichen Kindstod, weil er bei der Geburt so blau im Gesicht war.
Das Problem sehe ich hier weniger bei den Angeboten als bei der Art und Weise, wie die Umfrage formuliert wurde. Was glaubst du wohl, wie viele Menschen mit "ja" antworten würde wenn man sie nicht fragen würde ob sie schon mal "sharing" gemacht haben und sie statt dessen fragen würden, ob sie schon mal einen Gegenstand gemietet oder gemeinsam genutzt haben?
Aber natürlich gibt es auch Probleme bei einigen Angeboten. Nehmen wir mal E-Scooter. Die wurden mal als umweltfreundliche Transportmöglichkeit eingeführt aber in der Realität ersetzen sie in den seltensten Fällen das Auto. Sie werden meistens auf Strecken genutzt, die man auch zu Fuß hätte zurück legen können. Und die Angeboten befinden sich fast alle in Städten, die einen öffentlichen Nahverkehr haben.
Dazu kommen dann noch Belästigungen von anderen Verkehrsteilnehmern, weil die Teile nach Gebrauch einfach irgendwo abgestellt werden. Oder noch besser - direkt irgendwo in die Natur geworfen werden und dort fleißig die Umwelt verschmutzen. Das war einfach ein totaler Griff ins Klo von unserem letzten Verkehrsminister.
Soweit mir bekannt ist, haben wir seit letztem Jahr auch ein Car-Sharing in der Stadt. Es gibt drei Stellen, wo die Autos stehen und ich müsste da erst mal hinkommen. Würde ich das nutzen wollen, müsste ich dafür einen Kilometer Berg runter, das Auto übernehmen, meine Wege damit erledigen, Auto wieder abstellen und dann wieder den einen Kilometer Berg hoch. Ich habe also locker 30 Minuten Fußweg dabei einzuplanen.
Nun denken wir den Plan mal weiter. Ich brauche für einen normalen Einkauf inklusive Hin- und Rückfahrt etwa 30 Minuten. Die wäre ich allein schon zu Fuß unterwegs, um zu einem solchen Mietauto zu kommen und danach wieder nach Hause zu kommen. Ich verschenke also massig Zeit, wenn ich auf ein eigenes Auto verzichten würde.
Rechnen wir dann mal die Kosten, so käme mich so ein Auto wesentlich teurer, weil ich pro Nutzung mindestens 10 Euro bezahlen muss. Selbst wenn ich die Nutzungen pro Woche straffe und mit zwei Mal auskommen könnte, habe ich da im Monat 80 Euro an Kosten. Mein Auto kostet mich etwas über 20 Euro für die Versicherung im Monat. Die Steuer ist auch nur knapp über 20 Euro im Jahr und tanken muss ich meist einmal im Monat für nicht mal 40 Euro. Also habe ich wenn ich großzügig kalkuliere zwischen 65 und 70 Euro die ich im Monat für mein Auto bezahle.
Zudem sind wir drei Personen die das Auto nutzen. Wir haben also schon auf familiärer Basis ein Car-Sharing. Sind dabei aber auch flexibel und können losfahren, wann wir wollen bzw. wann es uns passt ohne dass wir erst mal schauen müssen, um ein Auto frei ist und ob wir dafür noch durch die halbe Stadt müssen.
Es gibt vermutlich verschiedene Gründe dafür, dass Sharing-Dienstleistungen in Deutschland noch nicht so weit verbreitet sind. Ein möglicher Faktor könnte die traditionelle Eigentumskultur sein, die in Deutschland weit verbreitet ist. Viele Menschen bevorzugen es, Dinge wie Autos, Fahrräder oder andere Gegenstände selbst zu besitzen und nicht mit anderen zu teilen.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass es noch nicht genügend Anreize gibt, um Sharing-Dienstleistungen zu nutzen. Vielleicht sind die Preise noch zu hoch im Vergleich zu anderen Transport- oder Besitzoptionen oder die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Dienstleistungen ist noch nicht ausreichend. Auch die Frage der Haftung bei Unfällen oder Schäden könnte eine Rolle spielen und einige Menschen davon abhalten, Sharing-Dienste zu nutzen.
Zusätzlich könnten auch die unterschiedlichen Regelungen und Gesetze in den verschiedenen Städten und Regionen Deutschlands ein Faktor sein, der die Akzeptanz von Sharing-Dienstleistungen beeinflusst. Wenn beispielsweise in einigen Städten das Parken von Leihfahrrädern oder E-Scootern nicht erlaubt ist, kann dies die Nutzung solcher Dienstleistungen einschränken.
Es gibt jedoch auch positive Beispiele, bei denen Sharing-Dienstleistungen in Deutschland erfolgreich sind. Zum Beispiel haben Carsharing-Unternehmen wie car2go und DriveNow, die flexible und kostengünstige Mietoptionen anbieten, eine gewisse Akzeptanz bei Verbrauchern gefunden. Es ist daher möglich, dass sich Sharing-Dienstleistungen in Zukunft weiter etablieren werden, wenn sie ihren Nutzern attraktive Angebote bieten und auf die spezifischen Bedürfnisse der Nutzer eingehen.
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