Nur adoptieren wenn man kein eigenes Kind bekommen kann?

Ich habe neulich im Internet in einem Forum eine Diskussion von einer Frau verfolgt, die mit ihrem Mann derzeit ein Kind adoptiert. Sie hatte Angst davor, dass man sie fragt wie lange sie schon versucht ein Kind zu bekommen. Bei einer Adoption soll man diesen Versuch unterlassen, um dem adoptierten Kind genug Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Interessanterweise schienen alle Nutzer in dem Forum es als ganz normal anzusehen, dass alle Paare die adoptieren selbst versucht haben ein Kind zu bekommen. Es adoptieren also nur Paare, die selbst beim Kinderkriegen erfolglos gewesen sind. Diese Unterstellung konnte ich nicht ganz nachvollziehen.

Denkt ihr auch, dass in der Regel nur Paare adoptieren die bereits versucht haben ein eigenes Kind zu bekommen? Ist es denn so unwahrscheinlich, dass man versucht zu adoptieren, obwohl man selbst Kinder bekommen kann und damit gar keine Probleme hätte? Sind solche Fälle etwas zu vernachlässigen?

Früher dachte ich mir immer, ich würde ein leibliches Kind bekommen. Damit man die Erfahrung mal gemacht hat. Aber vorher oder nachher wollte ich noch Kinder adoptieren. Schon damals war ich der Meinung, dass es zu viele Kinder gibt, die ein Zuhause brauchen. Wie kann man dann noch mehrere Kinder in die Welt setzen? Mittlerweile will ich ja gar keine Kinder mehr.

Häufig ist so ein Denken aber, glaube ich, nicht. Zumindest im Vergleich zu denjenigen, für die Adoption wirklich nur eine Alternative zu leiblichen Kindern darstellt. Das ist mit Sicherheit die ganz große Mehrheit.

Im Endeffekt ist es auch nur logisch. Wenn man etwas so leicht selber "herstellen" kann, spricht ja nichts dagegen. Warum sollte man sich dann dem langwierigen, schwierigen Prozess einer Adoption unterziehen? Sex oder Adoptionsverfahren? Leibliche Kinder, die die Nase von Mama und die Augen von Papa haben oder adoptierte Kinder, die vielleicht noch Probleme im Gepäck haben?

Adoptieren passiert nicht mal eben nebenher. Es setzt viel voraus. Mut, Idealismus, Engagement, Durchhaltevermögen, Kompromisbereitschaft, Geduld. Man muss wirklich dahinterstehen und den Weg ganz bewusst gehen.

Ich denke nicht, dass nur Leute adoptieren wollen, die kein eigenes Kind bekommen können. Du bist ja ein gutes Beispiel. Du möchtest ja auch eher ein Kind adoptieren, als eines auf natürlichem Weg zu bekommen und von daher denke ich nicht, dass nur Menschen adoptieren, die es vorher schon versucht haben. Wobei das auch eher die Minderheit sein wird und viele es vorher versuchen werden.

Es ist eben beliebter ein eigenes Kind zu bekommen, anstatt eines zu nehmen, was einem nicht ähnlich sieht und was dann auch ein langwieriger Weg ist. So schnell geht eine Adoption ja auch nicht. Diesen langen Weg mag auch nicht jeder gehen.

Mir erschließt sich nicht, warum da ein Kausalzusammenhang interpretiert wird. Eine Freundin von mir hat sich dazu entschlossen, Pflegemutter zu werden und ist sich da mit ihrem Ehemann absolut einig. Möglicherweise wird auch das eine oder andere Pflegekind adoptiert. Das heißt aber nicht, dass beide irgendwie Zeugungsprobleme hätten und keine eigenen Kinder bekommen können. Eigene Kinder stehen dennoch auf dem Plan. Die beiden haben nur das Bedürfnis, fremden Kindern ein Zuhause zu geben.

Ich denke schon, dass die meisten Menschen deshalb adoptieren, wenn sie kein eigenes Kind bekommen können oder dass sie zumindest ein Kind zusätzlich zu den eigenen Kindern adoptieren. Dass jemand leibliche Kinder bekommen kann, aber nicht will, um stattdessen ein Kind zu adoptieren, kenne ich so nicht. Aber sicherlich wird es da auch das eine oder andere Paar geben.