Als Eltern zuerst die Bücher für Kind Probelesen?

vom 03.06.2019, 10:29 Uhr

Vor kurzem hat sich eine Bekannte darüber lustig gemacht, dass sich andere Mütter darüber ausgetauscht haben, welches Buch sie gerade Probelesen, bevor es ihr Kind dann zu lesen bekommt. So möchte sie eben entscheiden, ob das Buch auch wirklich kindgerecht und für das eigene Kind geeignet ist. Sie wollen wohl nicht, dass das Kind etwas liest, dass sie eben für unpassend halten.

Ich finde das gar nicht so lächerlich und denke, dass es je nach Buch durchaus sinnvoll sein kann, wenn es zuerst die Eltern lesen und dann entscheiden, ob sie es dem Kind zu lesen geben oder nicht.

Habt ihr auch schon Kinderbücher Probe gelesen, um zu schauen, ob es für euer Kind in Frage kommt? Findet ihr das übertrieben oder sogar lächerlich? Verlasst ihr euch durch die Altersangabe und der Beschreibung darauf, dass es für euer Kind schon in Ordnung ist?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es kommt sicherlich darauf an. Wenn mir nun jemand sagt, er würde das kleine Gespenst oder solche Bücher Probelesen finde ich das schon einigermaßen komisch, weil das sollte man eigentlich irgendwann mal gehört haben. Bei eher unbekannten Büchern oder sehr modernen Büchern kann ich das aber durchaus nachvollziehen, wobei ich da auch nicht das ganze Buch, sondern vielleicht eher nur den Klappentext durchlesen würde. So schlimme Sachen werden da aber sicherlich auch nicht darin stehen. Mir würde es eher darum gehen, ob mein Kind dadurch etwas lernen kann, ein Fazit vorhanden ist und so weiter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Haben solche Eltern zu viel Zeit? Also mir wäre meine Freizeit zu schade um Zensur zu lesen. Man kann doch auch im Buchladen die Verkäufer fragen, welche Bücher gut und empfehlenswert sind. Und wenn man zum Beispiel nicht möchte, dass die Kinder mit Magie in Kontakt kommen oder mit dem Thema Drogen, dann kann man das ja auch erfragen. Dafür sind Buchläden ja da.

» Neandertaler » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Für mich klingt das eher danach als hätten Hausfrauen zu viel Langeweile und müssten sich irgendwie zwanghaft beschäftigen, um ihre Zeit "sinnvoll" zu nutzen. Meine Eltern hatten gar keine Zeit jedes Buch vorher zu lesen, was ich erwischt habe. Beide Eltern waren Vollzeit berufstätig und hatten deutlich bessere Dinge zu tun. Es ist mir auch kein Schaden entstanden dadurch, dass ich eben so viel gelesen habe, von dessen Inhalten meine Eltern nichts wussten. Abgesehen davon kann das Kind sich das "kritische" Buch doch auch woanders besorgen und heimlich lesen, wenn die Eltern da zu stark reglementieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Als Kind habe ich Bücher quasi kiloweise am Stück verschlungen. Meine Eltern hätten nie mit mir Schritt halten können, wenn sie alle Bücher im Voraus hätten lesen wollen. Außerdem finde ich, dass da schon ein gewisser Kontrollzwang dahintersteckt.

Dass man als Elternteil beispielsweise die Klappentexte checkt oder auch mal einen Blick darauf wirft, was der Nachwuchs aus der Bücherei heimschleppt, ist gerade bei ganz argen Leseratten sicher keine blöde Idee. Kinder können sich da leicht verschätzen, und es muss ja wirklich nicht sein, dass der Nachwuchs von zu vielen Vampiren Alpträume bekommt. Die Achtziger waren in dieser Hinsicht übrigens echt wild, was die gängige Vorstellung von Kinderliteratur anging. :D

Außerdem gibt es auch bei Kinderbüchern ziemlich viel seichten Blödsinn und Geschichten, die nur dem Marketing von Spielzeug dienen, sodass es keine schlechte Idee ist, auch mal ein paar Klassiker darunter zu mischen oder sich generell beraten zu lassen, was gerade gut ankommt und dennoch ein bisschen Qualität und Anspruch hat. Aber ich könnte mir nie vorstellen, etwa irgendeine leichte Pony-Schmonzette mit rosa Einband als erwachsener Mensch wirklich von vorne bis hinten durchzulesen, ob keine gruseligen Einbrecher oder bösen Wörter drin vorkommen

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Oh ja, Gerbera! :D Ich habe mich durch das elterliche Bücherregal gefräst und die Kinder- und Jugendliteratur lange mangels Zugang nicht gelesen. Zugegeben "Fanny Hill" oder "So weit die Füße tragen" sind ebenso wenig kindgerecht wie "Die neunundreißig Stufen" oder King. Aber das fand ich alles nur interessant und informativ. Gudrun Pausewang, extra für Kinder, ist da eine ganz andere Nummer. Ich vertraue meinen Kindern.

» cooper75 » Beiträge: 13413 » Talkpoints: 516,13 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Allerdings, cooper! :D Gudrun Pausewangs Atomunfälle komplett mit Fallout und verkrüppelten Babyleichen haben mich in jungen Jahren mehr mitgenommen als Stephen Kings sämtliche Killer-Clowns! Und auch sonst habe ich etliche als kindgerecht vermarktete "gruselige" Bücher gelesen, die aus heutiger Sicht ganz schön in die Vollen gegangen sind.

Aus dieser Erfahrung heraus bleibe ich zwar dabei, dass Eltern zumindest grob ein Auge darauf werfen sollten, ob Klein Hildegard mit acht schon ins Thriller-Regal gerät, aber generell muss schon einiges zusammenkommen, damit Kinder durch ungefilterte und unzensierte Literatur wirklich beeinträchtigt werden.

Mein Geschmack damals war auch extrem gemischt: Mir haben ganz harmlose Pferdegeschichten genauso gefallen wie die Klassiker oder etwas stärkerer Tobak. Wenn meine Eltern all das vorher gelesen hätten, hätte ich manche meiner Lieblingsbücher wohl kaum zu Gesicht bekommen, weil viele von denen auch schlichtweg ein bisschen doof waren.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich sehe da keinen Sinn drin, wenn ich ehrlich bin. In Bilderbüchern für Babys und Kleinkindern kann ja eigentlich nicht so viel Böses drin stehen, als dass es sich lohnen würde, diese Bücher probezulesen. Und ob die Fakten da nun alle der Wahrheit entsprechen oder sich Rechtschreibfehler eingeschlichen haben, ist mir erstmal nicht so wichtig, da ein Kind in dem Alter ja nicht unbedingt das größte Verständnis für so etwas hat und meist auch noch nicht selbst lesen kann. Abgesehen davon vertraue ich da einfach drauf, dass diese Bücher gut so sind, wie sie eben sind.

Später so ab der Schulzeit wären meine Eltern bei mir auch niemals mit dem Probelesen hinterhergekommen, da ich ab da an ein Buch nach dem anderen verschlungen hatte. Ich habe mir nicht nur Bücher selbst gekauft oder schenken lassen, sondern auch viel aus der Bibliothek ausgeliehen. Da wäre es dann sicherlich teilweise auch knapp geworden mit der Leihfrist, wenn meine Eltern ebenfalls alles hätten lesen wollen.

Sicher können die Eltern schon darauf achten, dass das Kind nun im Grundschulalter nicht unbedingt Hardcore-Bücher liest, die man so in keiner normalen Buchhandlung kaufen kann, sondern die es im Netz zu bestellen gibt. Und auch heftige Thriller müssen in dem Alter noch nicht sein. Aber wenn es sich um für das Alter angemessene Bücher handelt, dann ist das doch absolut in Ordnung und da würde ich auch nichts kontrollieren.

Auch wenn das Kind mal über ein Schimpfwort stolpern sollte, wird es dadurch ja nicht gleich für sein Leben traumatisierte. Da schnappt man in der Schule sicher Schlimmeres auf. Lieber sollten sich die Eltern freuen, dass das Kind überhaupt Freude am Lesen hat und sich so sehr für Bücher interessiert, anstatt ihm womöglich auch noch Steine in den Weg zu legen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich hatte im Grundschulalter einen Ausweis für den Kinderbücherbus. Der hat einmal in der Woche bei unserer Schule Halt gemacht und hatte nur Bücher für Grundschüler dabei, also bestand kein Grund für meine Eltern anzunehmen, dass ich irgendwas "böses" lesen könnte.

Mit zehn oder elf hatte ich dann Zugang zur Stadtbibliothek und zu dem Zeitpunkt habe ich schon so viel gelesen, dass meine Eltern überhaupt nicht mehr nachgekommen wären mit dem "Probelesen". Das funktioniert vielleicht bei Hausfrauen mit viel Tagesfreizeit, aber meine Eltern waren beide berufstätig und in ihrer Freizeit haben sie dann doch lieber die Bücher gelesen, für die sie sich interessiert haben.

Aber mal ganz abgesehen von der Zeit, was glauben diese Kontrolleltern eigentlich was passiert wenn sie ein Buch "Probelesen" und für schlecht befinden? Ich weiß jedenfalls genau, was das bei mir bewirkt hätte. Das zensierte Buch wäre natürlich dadurch erst Recht interessant gewesen und ich hätte nach Mitteln und Wegen gesucht es zu lesen. Wahrscheinlich hätte ich es zum nächst möglichen Zeitpunkt wieder ausgeliehen und in meinen Schulsachen versteckt.

Wenn du es also "durchaus sinnvoll" findest, dass dein Kind möglichst früh lernt wie man Geheimnisse hat und Dinge versteckt - nur zu.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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