Kennt ihr eure individuellen Suchtanfälligkeiten?
Ich glaube, keiner ist vor jeder Sucht gefeit. Ich muss zum Beispiel aufpassen, dass ich nicht glücksspielsüchtig werde. Andere sind anfällig für Alkohol oder andere Rauschmittel. Wiederum andere sind vielleicht sexsüchtig, esssüchtig oder computerspielsüchtig. Da ich mich nach zu viel Alkohol in meiner Jugend immer noch lange körperlich schlecht fühlte, bedeutet Alkohol für mich überhaupt keine Suchtgefahr. Wie viele Jugendliche damals in der Hippiezeit probierte ich natürlich auch mal Haschisch. Das erste Mal war ganz gut, aber beim zweiten Mal bekam ich ziemliches Herzrasen und musste die ganze Nacht um den Block laufen, damit sich das wieder beruhigen konnte. Seitdem rühre ich das Zeug nicht mehr an.
Kennt ihr eure individuelle Anfälligkeit für Süchte? Welche sind das? Gibt es in der Familie schlechte Vorbilder diesbezüglich für euch und lasst ihr deswegen die Finger davon? Oder könnt ihr euch gar nicht vorstellen, dass euch eine Sucht gefährlich werden könnte, sei es für eine körperliche oder psychische Abhängigkeit? Habt ihr vielleicht eine Sucht, die völlig ungefährlich ist, weil sie als Hobby anerkannt ist?
Generell denke ich, dass ich relativ wenig anfällig bin für Süchte. Zwar trinke ich zurzeit vermehrt Rotwein wegen der pandemiebedingten Beschränkungen, um mich über diese mühsame Zeit zu retten, aber normalerweise habe ich eigentlich kaum wirklich starkes Verlangen nach Suchtmitteln oder Suchtverhalten, da ich eher dazu tendiere, dass ich schnell Langeweile bzw. Überdruss entwickle. Das steht einem verstärkten Suchtverhalten eher entgegen, weil ich mich nicht dauerhaft für etwas begeistern kann. Selbst Alkohol wird mir nach einer Weile quasi "langweilig". Auch nicht stoffliche Süchte wie Glückspiel interessieren mich nur kurzzeitig, bevor ich das Interesse verliere.
Ich halte mich auch nicht für suchtanfällig. Glücksspiel habe ich mal probiert, aber halt eh nur verloren und daher machte das auch keinen Spaß. Höchstens kenne ich Heißhunger, dass ich, wenn etwas richtig gut schmeckt, mehr esse als ich sollte, also über die Sättigung hinaus. Aber so oft bekomme ich gar nichts, was mir richtig gut schmeckt.
Ich habe auch mal geglaubt, dass jeder Mensch irgendwie suchtanfällig sei, wohl auch weil ich in der Schule ständig vor den Gefahren harter Drogen gewarnt wurde. Die Sauferei, die mittlerweile schon ein paar meiner Jahrgangskollegen dahingerafft hat, wurde dagegen mit keiner Silbe erwähnt, aber Finger weg von Heroin!
Und mittlerweile bin ich in den mittleren Jahren und immer noch nicht süchtig. Gut, ich drücke etwas viel am Smartphone herum, aber wenn mir das Ding aus dem Fenster fallen würde, bekäme ich wahrscheinlich keine Entzugserscheinungen, was ja ein zentrales Merkmal einer Suchterkrankung darstellt. Und auch sonst: Shopping, Sport, Pornos - nach all dem kann man süchtig werden, aber muss eben nicht zwangsläufig.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Laien den Begriff Sucht nicht zu inflationär verwenden. Nicht jedes Hobby oder jede Leidenschaft, die man selbst zufällig nicht teilt, erfüllt gleich die Merkmale einer Abhängigkeitserkrankung. Stichwort Zocken. Wenn jemand dafür jedes Wochenende ins Stadion pilgert, schreit auch keiner: Du bist ja süchtig nach Fußball!
Ich bin Raucherin und damit nach dem üblichen Definitionen eben süchtig. Aber sind wir mal ehrlich, nur wer in der Jugend beim Alkohol übertrieben und damit schlechte Erfahrungen gemacht, ist nicht automatisch gefeit gegen eine Alkoholsucht. Denn Süchte beginnen bekanntlich in kleinen Mengen und dann steigen die Konsummengen. Gerade bei den Süchten, wo man etwas körperlich konsumiert.
Aber auf der anderen Seite muss man nicht zwangsläufig erst mal testen, um danach zu entscheiden, dass man das nicht will. So habe ich noch nie irgendwelche sogenannten Drogen ausprobiert. Weiß aber für mich, dass ich das auch nie konsumieren will.
Genauso sieht es beim zocken aus. Ich habe meine Spiele, wo ich täglich unterwegs bin. Aber wenn ich mal keine Lust habe, dann schaue ich eben auch nicht rein. Davon geht die Welt nicht unter, aber für mich bedeuten die Spiele eben auch ein gedankliches Wegkommen vom Geschäft. Ich sehe sie als nette Ablenkung vom täglichen Broterwerb.
Ich habe mal geraucht, eine Zeit lang auch relativ viel, aber letztendlich habe ich dann nach einer Zwangspause einfach nicht mehr angefangen und ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis. Ich hatte nicht mal das Bedürfnis eine Zigarette zu schnorren oder bei jemandem einen Zug zu nehmen weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass es doch total dämlich wäre wieder anzufangen.
Ansonsten ist mir noch keine Substanz begegnet, die mich irgendwie gereizt oder angesprochen hätte. Ich finde es eher unangenehm mich nicht "normal" zu fühlen. Wenn ich Alkohol trinke ist genau dann Schluss wenn ich merke, dass ich Alkohol getrunken habe.
Und auch bei den Süchten, die mit Substanzen nichts zu tun haben gibt es keine, bei der ich auch nur in die Nähe von "gefährdet" komme. Glücksspiele sind zum Beispiel so ziemlich das letzte, was ich mir vorstellen könnte als Sucht. Alles, was stark von Glück und Zufall abhängt finde ich extrem schnell extrem langweilig. Da fehlt mir die Logik, die Herausforderung.
Ich habe ein einziges Mal in einem Casino gewonnen und hatte danach null Bedürfnis weiter zu spielen. Das Geld, das eigentlich zum Spielen gedacht war, wurde dann an der Bar in schicke Cocktails investiert.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich habe mal geraucht, eine Zeit lang auch relativ viel, aber letztendlich habe ich dann nach einer Zwangspause einfach nicht mehr angefangen und ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis.
So ähnlich ergeht es mir mit dem zuvor erwähnten Rotwein. Aus gesundheitlichen Gründen (Kniebeschwerden) habe ich mein Ernährungsverhalten überdacht und im Zuge dieser Änderungen auch gleich meinen Rotweinkonsum weitgehend eingestellt. Einen Suchtdruck im engeren Sinne habe ich nicht verspürt. Allenfalls das Gefühl, eine Gewohnheit aufgeben zu "müssen", hat mich eine Weile irritiert. Aber ich vermisse nicht den Alkohol als Substanz, und ich verspüre auch keine Entzugserscheinungen.
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