Könnt ihr auch mal verzichten? Fällt es euch sehr schwer?
Gerade jetzt wo alles teurer wird muss man sich vielleicht auch einschränken. Das bedeutet auch auf gewisse Dinge, wenn sie zu teuer sind, zu verzichten. So kann man die Ernährung anpassen, mehr zu Fuß unternehmen oder was auch immer. Fällt euch das eher schwer auch mal zu verzichten oder ist das für euch eher eine leichte Sache? Ich muss gestehen, dass ich bestimmte Dinge schon etwas weniger mache, wobei mir das gar nicht so schwer fällt, aber ich sehe eben auch nicht ein so viel Geld für etwas auszugeben, was vorher günstiger war. Wie sieht das bei euch aus?
Auf was genau verzichten? Ich meine, es ist doch ein großer Unterschied ob du "auch mal" auf eine neue Klamotte verzichten kannst weil dein Schrank eh voll ist und du auch die letzten zehn Einkäufe nicht wirklich gebraucht hast oder ob du wegen der gestiegenen Energiepreise auf warmes Wasser verzichten musst.
Ich versuche seit Jahren meinen Konsum nachhaltiger zu gestalten und empfinde es nicht als Verzicht, dass ich bestimmte Sachen einfach nicht mehr oder nicht mehr so häufig kaufe. Und bei den essentiellen Sachen wie Lebensmittel oder Energie muss ich mich zum Glück nicht einschränken.
Ich habe allerdings im letzten Monat öfter auf das Auto verzichtet weil ich Anfang des Monats für eine Bahnstrecke, die sonst über 10 Euro kostet, das 9 Euro Ticket gekauft habe. Und da ich damit ja dann eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr hatte habe ich die natürlich genutzt. Auch für Strecken, auf denen es normalerweise günstiger ist mit dem Auto zu fahren.
Schwer gefallen ist mir das nicht. Ich bin nicht extrem auf das Auto fixiert und hatte früher je nach Wohn- und Arbeitsort zeitweise überhaupt kein Auto und war fast jeden Tag mit der Straßenbahn unterwegs. Ich werde auch für Juli wieder ein 9 Euro Ticket kaufen.
"Verzichten" impliziert für mich immer zumindest eine gewisse Entscheidungsfreiheit. Wenn ich nicht genügend Geld für - was weiß ich - frisches Obst und Gemüse habe (leider bei vielen Menschen mittlerweile an der Tagesordnung), weil man mir sonst den Strom abdreht, dann "verzichte" ich nicht, weil ich gar nicht erst vor die Wahl gestellt werde, und mich fragt auch keiner, ob es mir "sehr schwer fällt". Da gibt es eben genauso wenig frische Blaubeeren wie für andere Leute ein Rennpferd.
Wenn ich zumindest prinzipiell die Wahl habe, und mir etwas zugunsten des größeren Ganzen verkneife, würde ich eher von Verzichten reden. Das kann die Bikinifigur sein, der Urlaubsetat, die Rente oder der Klimawandel. Und in dieser Hinsicht bin ich recht gut im Verzichten, wenn man so will.
Ich kenne es von klein auf nicht anders, als dass man nicht jeden Konsumwunsch sofort erfüllt bekommt, und auch als Erwachsene hatte ich schon recht schlechte Zeiten, als Café oder Kino einfach nicht drin waren. Von daher komme ich recht gut damit klar, den Geldbeutel einfach mal stecken zu lassen. Es macht für mich nur einen Riesenunterschied, ob ich muss oder möchte, und auch den Unterschied zwischen Wunsch und elementarem Grundbedürfnis habe ich sehr gut kennengelernt.
Ich bin erwachsen und es ist für mich vollkommen normal, nicht nur "auch mal", sondern ständig zu verzichten. Ich gehe an der türkischen Bäckerei nebenan vorbei und nehme kein Baklava mit, weil jeden Tag eine Portion davon keine Bauchspeicheldrüse wohl nach ein paar Jahren aufgeben lassen würde.
Ich komme durchs schwedische Möbelhaus, ohne jeden Dekokram einzupacken, den ich schön finde. Ich verzichte auf den Ausritt in der Gruppe, wenn ich die Tragkraft meines Pferdes steigern sollte und ich kann problemlos an einer tollen Bluse vorbeigehen, die ich zu teuer finde und vieles mehr.
Und das ist doch etwas vollkommen anderes, als verzichten zu müssen, weil die Kohle hinten und vorne nicht reicht. Das betrifft aber ganz viele Menschen. Seit dem Anziehen der Inflation sind es nur mehr geworden. Nur verzichten die halt nicht mal, wie Erwachsene das eben so machen. Die können sich das schlichtweg nicht leisten und haben keine Wahl. Und ja, das fällt schwer!
Natürlich kann ich auch mal verzichten, weil es anders einfach nicht geht. Sonst würde ich zu viel Geld ausgeben und jeden Monat mein Konto überziehen und auch Schulden haben, wenn ich mir nach Herzenslust alles kaufen würde, was mich interessiert und was ich gut finde. Verzicht gehört zum Leben dazu, damit meine ich nicht nur Geldsparen, sondern sich auch nur ein Kuchenstück zu gönnen statt vier.
Je nach meiner allgemeinen Verfassung und Laune fällt es mir mal schwerer und manchmal ist der Verzicht für mich auch einfach. Das kann ich gar nicht genau definieren und das ist bei mir situationsabhängig. Ich würde von mir nicht behaupten, dass ich immer total perfekt auf alles Verzichten kann, total selbstlos bin oder nie den Wunsch habe meine Luxusbedürfnisse zu erfüllen. So funktioniert der Mensch einfach nicht.
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