Kind bekommen um dazuzugehören
Ich habe eine Bekannte, die wie ich in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitet. Alle ihrer Kolleginnen sind noch relativ jung, verheiratet und haben schon mindestens ein Kind. So gibt es auch häufig in gemeinsamen Mittagspausen kein anderes Thema als die Kinder. Meine Bekannte ist davon schon ein wenig genervt, da sie nicht mitreden kann. Sie ist zwar vergeben, möchte aber eigentlich keine Kinder.
Nun hat sie mir vor einigen Tagen aber erzählt, dass sie schon darüber nachgedacht hat, doch ein Kind zu bekommen, damit sie endlich mal in den Gesprächen mitreden kann und nicht mehr das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein. Ich habe ihr gesagt, dass das ja wohl der dämlichste Grund dafür ist, Kinder zu bekommen und dass sie sich das lieber noch öfter überlegen sollte.
Wie seht ihr das? Kennt ihr Leute, die ähnlich denken und zu solchen Kurzschlusshandlungen neigen?
Klar, Kinder sind wie kleine Plüschtiere, wenn man sie nicht mehr mag, sortiert man sie einfach aus. Ironie beiseite, ich finde die Idee bescheuert, da es nicht nur heißt ein Kind zu gebären, wenn man Mutter sein möchte und so verantwortungslos wie deine Bekannte zu sein scheint sollte sie dies lieber lassen. Ein Kind sollte eine bewusste Entscheidung sein und ein Kind muss gewollt sein.
Wenn man sich nur aufgrund anderer Menschen zu einem Kind entscheidet wird man schnell von dem Kind gestresst sein, eventuell nicht mit der Veränderung klarkommen und letztendlich haben beide Seiten in dem Spiel verloren. Das Kind, was nur Mittel zum Zweck ist und die Mutter, die komplett ihr Leben umstellen muss, was sie so nicht bedacht hat.
Schon sehr vermessen, dass man diesen Grund direkt als bescheuert abtut und meint, dass ein Kind immer aus Liebe gezeugt werden muss und man hinterher die Übermutter darstellt. Die Gründe warum sich jemand für ein Kind entscheidet oder nicht, spielen doch weniger eine Rolle und sind im Endeffekt auch nichts worüber man sich hinterher aufregen muss oder vorher Urteilen.
Es kommt im Endeffekt doch nur darauf an, wie sie hinterher mit der Situation, Kind, Job und Rest zurecht kommt. Lässt sich mit Sicherheit nicht pauschal sagen, da auch absolute Wunschkinder hinterher Störfaktoren sein können und Eltern stressen, wie auch ungeplante die hinterher einfach nebenher laufen und das nicht zum Chaos führt.
Was meinst du wie viele ein Kind in die Welt setzen, nur weil andere auch haben? Davon gibt es mehr als genug die hinterher etwas von Liebe faseln warum ein Kind gezeugt wird. Das sind immer reine egoistische Gründe die dazu führen wenn man sich bewusst dafür entscheidet und dann die Zeugung angeht, sprich ein geplantes Kind. Warum also nicht auch, dass man wieder Anschluss findet?
Für mich spielt es überhaupt keine Rolle, warum man ein Kind bekommt. Gründe hierfür können vielzählig sein. So gibt es ja auch Frauen, die ungeplant schwanger werden und das Kind dann behalten wollen und es großziehen statt zur Adoption freizugeben. Ich habe auch schon Fälle mitbekommen, wo man eigentlich nur deswegen schwanger geworden ist, weil man Angst vor einer Arbeitslosigkeit hatte.
Das habe ich auch bei früheren Kommilitoninnen mitbekommen. Man bekam keinen Masterplatz oder wollte vielleicht sogar keinen Master an den Bachelor dranhängen und bevor man eben arbeitslos ist offiziell (weil man als Bachelor ja nur schlecht Arbeit findet) bekommt man viel lieber ein Kind, dann hat man was zu tun.
Wie gesagt mir sind die Gründe total egal, warum man ein Kind bekommt oder warum man schwanger wird. Für mich spielt nur eine Rolle, ob man sich hinterher auch gut um das Kind kümmert oder nicht und nur weil jemand aus den vermeintlich "falschen" Gründen ein Kind bekommen möchte und das nicht jeder nachvollziehen kann (weil man aus anderen Gründen ein Kind bekommen würde) muss das doch nichts schlechtes sein. Meine Schwägerin hat ein zweites Kind bekommen, nachdem sie lange Zeit keinen Job gefunden hat. Gut, ich hätte die Zeit genutzt, mich entsprechend zu qualifizieren und weiterzubilden, ein Allelinstellungsmerkmal im Profil zu haben und mich so eben attraktiv für potentielle Arbeitgeber zu machen.
Sie hat anders gehandelt und sich eben "nur" beworben, was nicht geklappt hat. Also bekam sie ein Kind. Man könnte jetzt auch argumentieren, dass das doch dämlich war, aus solchen Gründen Nachwuchs zu bekommen. Fakt ist aber, sie kümmert sich sehr sehr gut um meinen Neffen. Sie ist sehr liebevoll, aufmerksam und einfach super. Der Grund für eine Schwangerschaft sagt für mich nichts über die Mutterqualitäten an sich aus.
Schwangerschaft ist nunmal "ansteckend". Denn oft beobachte ich, dass dann Schwangerschaften häufiger vorkommen kurz nachdem eine andere Schwangerschaft bekannt geworden ist. Das Phänomen war bei uns im Freundeskreis auch krass. Eine wurde schwanger, dann direkt die zweite hinterher und bei der dritten machte es auch nicht halt. Man sieht eben, wie die anderen Frauen sich freuen über ihre Babys und will das unbewusst auch (nicht ich, aber viele andere Frauen). Daher kann mir keiner erzählen, dass man immer nur aus einem und demselben Grund sich für ein Baby entscheidet. Das finde ich albern.
Es kommt glaube ich bei jedem Menschen früher oder später der Wunsch nach einem eigenen Baby auf, aber nur ein Kind haben zu wollen damit man dazugehört finde ich jetzt banal gesagt etwas dämlich.
Babys sind immerhin keine Puppen, die man aus dem Regal hervorholt, wenn es mir grad passt und sie dann wieder zurückstelle, wenn Feierabend ist. Jeder der Kinder hat wird bestätigen können, dass Mama oder Papa zu sein kein 9 to 5 Job ist, sondern ein 24 Stunden Job ohne Wochenende, Feiertage oder Urlaub.
Vielleicht beschäftigt deine Kollegin schon seit längerem der Gedanke selbst Mama zu werden, wollte es aber nicht zugeben. Es kann ja auch sein, dass die privaten Umstände für das Paar nicht gepasst hat und man darum gleich gesagt hat, dass man keine Kinder möchte, damit man sich nicht ewig rechtfertigen muss wann nun endlich der Nachwuchs ins Haus steht.
Am Ende ist es eine Sache deiner Kollegin wie sie sich entscheidet. Das kann ihr auch keiner abnehmen. Den perfekten Zeitpunkt für ein Baby gibt es denke ich selten. Aber sobald die kleinen Zwerge da sind, fragt man sich was man so lange ohne sie gemacht hat.
Birdy93 hat geschrieben:Es kommt glaube ich bei jedem Menschen früher oder später der Wunsch nach einem eigenen Baby auf
Dann bin ich wohl kein Mensch. Ich wollte noch nie Kinder haben und habe an dieser Entscheidung noch nie gezweifelt. Ich kann mit Babys nichts anfangen und gehöre zu den Menschen, die ehrlich zugeben können, dass es auch verdammt hässliche Babys gibt. Kinder werden für mich erst interessant, wenn sie in ein Alter kommen, in dem eine Kommunikation möglich ist. Aber Kinder werden nun mal nicht im Kindergartenalter geboren.
Vom Kinderthema mal abgesehen könnte ich mir aber auch generell nicht vorstellen irgendwas zu machen, auf das ich keine Lust habe, nur weil alle anderen das machen. Wenn ich Fußball zum Beispiel langweilig fände würde ich nicht anfangen jedes Wochenende die Bundesliga zu verfolgen nur weil sich meine Kollegen in den Pausen darüber unterhalten.
Als kinderwunschfreier Mensch ist es mir auch in vielen Fällen ein Rätsel, wieso Leute Kinder kriegen und auch alle möglichen Risiken dafür eingehen. Es muss irgendein biologischer Trieb sein, den man hat oder auch nicht.
Anders kann ich es mir nicht erklären, wieso doch immer noch 80 Prozent der Frauen ihre Gesundheit und ihre finanzielle Sicherheit riskieren und sich jahrzehntelang dafür abrackern, dass die lieben Kleinen endlich durchschlafen/aufs Klo gehen/ihre Hausaufgaben selber machen/nachts besoffen heimkommen und schließlich ausziehen. Und am Ende ist das Kind auch noch bedauerlicherweise krank oder behindert, und du pflegst es, bis du selber pflegebedürftig bist. Rational kann ich mir das jedenfalls nicht erklären, zumal da unsere Spezies nicht gerade am Aussterben ist, sondern eher eine globale Heuschreckenplage darstellt.
Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass sich manche Leute denken: Wohnung passt, Geld passt und alle anderen kriegen auch Kinder, also - halali! Weg mit den Kondomen, her mit den Dreimonatskoliken! Ich finde diesen Grund genauso absurd oder nachvollziehbar wie alle anderen denkbaren Gründe auch, sich für Fortpflanzung zu entscheiden. Und wenn der Nachwuchs mal da ist, musst du wohl oder übel ran und großziehen, da fragt keiner mehr nach dem Warum.
Ich finde man sollte nur Kinder bekommen, wenn man wirklich welche will. Nicht weil irgendjemand oder die Gesellschaft das erwartet oder man einfach dazugehören möchte. Es ist ja nicht damit getan einfach ein Kind zu bekommen. Die Arbeit fängt hinterher an und das auch mindestens bis die Kinder ausziehen. Wobei aber auch Frauen gute Mütter sein können, die einfach so schwanger wurden.
Wenn also Deine Bekannte nur vom Dauerthema genervt ist bzw. sich ausgeschlossen fühlt, dann sollte sie das nächste mal vielleicht mit einem anderen Thema anfangen. Das löst das Problem sicher sinnvoller.
Es kann aber auch sein, dass sie ihre Einstellung geändert hat. Sie wollte vielleicht früher keine Kinder. Aber je mehr sie über Kinder hört, desto mehr wünscht sie sich jetzt vielleicht selbst welche. Und das mit dem Dazugehören ist nur der vorgeschobene Grund. Ich kenne einige, die nie Kinder wollten und sich irgendwann doch für Kinder entschieden haben.
Ich vermute einfach mal, dass deine Kollegin einen Scherz gemacht hat, den du nicht als solchen erkannt hast. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, wie man auf solch eine Idee kommt, ein Kind zu bekommen, nur um mitreden zu können. Immerhin handelt es sich dabei ja nicht um einen neuen Haarschnitt oder ein neues Handy, das man sich einfach mal spontan besorgen kann, nur um dazuzugehören. Ein Kind sollte natürlich wesentlich besser überlegt sein.
Kollegen sind doch auch keine so wichtigen Menschen für einen selbst, dass man sein gesamtes Leben von ihnen abhängig machen sollte. Kollegen kommen und gehen und solange man nicht privat dick miteinander befreundet ist, hat man mit ihnen auch nur auf der Arbeit zu tun. Und nur zu dem Zweck Kinder zu kriegen, um in der Mittagspause ein gemeinsames Gesprächsthema zu haben, ist ja dämlich.
Man stelle sich nur mal vor, man wechselt irgendwann den Job und hat dann plötzlich nur noch kinderlose Kollegen, die in der Mittagspause von ihren Kinobesuchen, Partys und kinderlosen Urlauben erzählen. Da kann man doch dann auch nicht plötzlich seine Kinder zur Adoption freigeben, um mit den anderen besser mitreden zu können und mit ihnen auf einer Wellenlänge zu sein.
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