Ist Schüchternheit genetisch bedingt oder erworben?

vom 28.11.2017, 18:13 Uhr

Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Schüchternheit in erster Linie erworbenes Verhalten wäre und dass man diese Eigenschaft ablegen könnte mit entsprechender Routine und Konfrontation mit entsprechenden Situationen. So hatte ich vor einigen Jahren beispielsweise total den Bammel mit irgendwelchen "wichtigen" Leuten wie Geschäftspartner oder Informanten für die Arbeit zu telefonieren. Ich habe mir dann immer zurechtgelegt, was ich sagen könnte und ich habe befürchtet, etwas falsches zu sagen. Mittlerweile ist das aber komplett weg und ich kenne derartige ängstliche Gefühle gar nicht mehr wegen der Routine.

Nun habe ich aber gelesen, dass Forscher eine Veranlagung für Schüchternheit entdeckt haben wollen. So hat der Harvard-Psychologe Jerome Kagan bei Kleinkindern entsprechende Symptome und Reaktionen festgestellt. Was meint ihr dazu? Meint ihr, dass Schüchternheit in erster Linie genetisch bedingt ist oder ist das Verhalten erworben? Sollten beide Varianten existieren: welche Variante überwiegt eurer Meinung nach bei den Menschen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das ist eine gute Frage. Meine Eltern sind beide nicht unbedingt schüchtern. Mein Vater ist stiller und redet nicht immer viel, ebenso wie ich. Dennoch bin ich schon schüchtern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gene da wirklich Schuld sind.

Ich habe schon gemerkt, dass man an der Schüchternheit arbeiten kann, aber ganz weg geht diese bei mir nie. Ich denke, dass da auch das Selbstbewusstsein und Routine eine Rolle spielen, wie du selbst auch schon festgestellt hast. Aber es kann ja sein, dass sich Schüchternheit auch irgendwie auf die Kinder überträgt, wenn ein Elternteil dies auch ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke, es ist wie üblich eine Mischung aus unterschiedlichen Faktoren. Allerdings zeigen ja schon Babys unterschiedliche Temperamente, sodass die Gene bestimmt eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen. Man kommt schließlich nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt und kann vom Umfeld nach Belieben geformt werden.

Ich denke auch, dass man viele Charaktereigenschaften, darunter auch Schüchternheit, nicht "ablegen" kann, sondern nur lernen kann, die entsprechende Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Von "außen" kann ja keiner sehen, ob ich innerlich im Boden versinke und mich ins heimatliche Bett zurück wünsche. Wenn etwas auf dem Spiel steht, sei es Job, Anerkennung, Geld oder ähnliches, können die meisten normgemäß entwickelten Erwachsenen zumindest stundenweise recht gut über ihren Schatten springen.

Sprich wenn ich nach außen hin souverän und selbstbewusst eine Gehaltserhöhung verhandle, heißt das ja nur, dass ich meine eigentlich zurückhaltende und etwas verhuschte Art zugunsten eines höheren Ziels vorübergehend beiseite geschoben habe. Das muss hin und wieder einfach sein.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich vermute, dass Schüchternheit genetisch bedingt, aber auch durch Umwelteinflüsse geprägt, ist. Ich glaube auch, dass beide Varianten existieren. Wichtiger wäre es jedoch, dass man Menschen nicht ihre Schüchternheit austreiben will, sondern diesen Wesenszug an anderen Menschen lernt zu akzeptieren. Sicherlich macht Schüchternheit in gewissen Berufen keinen guten Ausdruck, trotzdem sehe ich nichts Verwerfliches daran.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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