Etwas erlebt, was gefühlt immer nur anderen passiert?

vom 10.07.2022, 20:58 Uhr

Wahrscheinlich kennen die meisten Menschen es, dass sie beim Hören oder Lesen skurriler, dramatischer oder auch besonders glücklicher Geschichten für sich, bewusst oder unbewusst, zu dem Schluss kommen, dass so etwas der Wahrscheinlichkeit nach ihnen selbst niemals passieren wird. Für den einzelnen mögen höchstseltene Ereignisse der Einzelfall sein, in der Summe des Ganzen sind sie dann aber doch nicht so selten wie gedacht.

Was gefühlt sowieso nur anderen passiert, aber nicht einem selbst, kann verschieden sein. Mir fällt der Raucher ein, der die Raucherkrankheiten verdrängt und dann doch eine solche bekommt, weil er die Gefahr für sich verdrängt hat. Oder eine Nebenwirkung zu bekommen, die nur einer von einer Million je bekommt. Der Pechvogel zu sein, der nach der Impfung eine Herzmuskelentzündung bekommt, einen schweren Unfall zu haben, einen skurrilen Unfall zu haben, überfallen zu werden, einen Sechser im Lotto zu gewinnen. Millionen kleiner Beispiele.

Wann hattet ihr im Leben das Gefühl, dass euch etwas passiert ist, von dem ihr dachtet, dass es doch gefühlt immer nur anderen, Einzelfällen, passiert, aber wahrscheinlich niemals euch selbst? Was ist das gewesen?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mir selber fällt da nun nichts ein, aber mir fällt etwas ein, was meinem Schwiegervater mal passiert ist. Er ist immer nach der Arbeit nach Hause gefahren, ist aber immer die Woche über woanders, sehr weit weg und fährt dann zum Wochenende nach Hause. Er ist also immer irgendwie müde gewesen und gefahren ist natürlich immer davon ausgegangen, dass das schon gut geht, es noch geht und so weiter.

Eines Tages war es dann aber so, dass er auf der Autobahn eingeschlafen ist, er ist von der Autobahn abgekommen und mit dem Auto über einen Graben gesprungen und dann irgendwann zum Stehen gekommen. Dabei ist ihm noch was in die Scheibe reingekommen und nun kommt es, er hatte nicht mal einen Kratzer. Hinter ihm hielt gleich jemand am Seitenstreifen, der das mit einem Stunt verglich, als er sah, dass er okay war.

Das Auto war Totalschaden. Er hätte nie gedacht dass so etwas ihm passieren kann, er hätte dann aber auch nicht gedacht so gesund aus der Sache rauszugehen und hat man das Stück gesehen, ist das auch wirklich ein Wunder, weil der Graben nicht so klein war und wenige Meter vorher auch ein Brückenfeiler war, da hatte er Glück nicht schon da eingeschlafen zu sein. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass nur das Auto zu Schaden kam.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich komme nie zu dem Schluss, dass mir etwas Seltenes, was anderen Leuten passiert, nie passieren wird. Ich rechne immer mit Wahrscheinlichkeiten. Wenn ich in ein Flugzeug steige, dann beruhige ich mich damit, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass das Flugzeug abstürzt, aber wundern würde es mich nicht, wenn es passiert.

Manche Sachen sind wahrscheinlicher. Wenn ich müde in ein Auto steige, dann rechne ich damit, dass ich einschlafe und wäre nicht erstaunt. Auch wenn ich noch rauchen würde, wäre ich nicht verwundert, Lungenkrebs oder einen Herzinfarkt zu bekommen. Wenn ich bei geringen Wahrscheinlichkeiten immer denken würde, dass mir das nie und nimmer passieren kann, sondern immer nur anderen, dann würde ich kein Lotto spielen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Spätestens seit dem frühen Tod meiner Mutter an einer seltenen Krebsart bin ich von der Vorstellung geheilt, dass irgend etwas "immer nur anderen" passiert. Klar, die Wahrscheinlichkeit, beim Klettern im Gebirge mir die eigene Hand amputieren zu müssen, weil ich feststecke, strebt gegen Null, weil ich gar nicht klettern kann. Aber prinzipiell kenne ich die Vorstellung "Das passiert nur anderen, aber mir nicht!" gar nicht.

Schließlich bin ich den gleichen Naturgesetzen unterworfen wie der Rest der Menschheit und auch sonst ziemlich durchschnittlich ausgestattet. Und nur weil irgendein Vorkommnis statistisch gesehen extrem unwahrscheinlich ist, heißt das ja nicht, dass die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet für mich 0 Prozent beträgt. In Verlängerung hieße das ja, an schicksalhafte Vorbestimmung zu glauben, und das liegt mir ja so gar nicht. Dem Universum ist es egal, ob mich der Blitz trifft oder ob ich im Lotto gewinne oder beides.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Beim Lesen der Überschrift habe ich an meine beste Freundin gedacht. Sie hat mich panisch angerufen und mir erzählt, dass ihre Großeltern auf einen Enkeltrick hereingefallen sind. Ihre Großmutter wurde angeblich von ihr angerufen: Sie würde im Gefängnis sitzen und braucht Geld. Ohne zu Zögern haben ihre Großeltern jemanden 5000 Euro überreicht, später erst haben sie meine Freundin angerufen und das Missverständnis wurde aufgeklärt, woraufhin die Großeltern außer sich waren.

Meine Freundin versteht die Welt nicht mehr. Sie fragt sich bis heute, wieso ihre Großeltern sie nicht versucht haben anzurufen, oder ihren Ehemann. Auch ihre Mutter wurde nicht von den Großeltern angerufen und wir rätseln bis heute darüber, wie das Ganze passieren konnte. Die ganze Geschichte hätte mit einem einzigen kurzen Anruf beim Ehemann oder bei der Mutter, die ihre Tochter am vorherigen Wochenende auch noch gesehen hatte, geklärt werden können. Anzeige wurde natürlich aufgegeben, aber wahrscheinlich wird daraus nichts.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe das eigentlich noch nie gedacht. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel vom Blitz getroffen zu werden sehr sehr gering. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass es Menschen gibt, denen das schon passiert ist. Also besteht auch die theoretische Chance, dass ich irgendwann mal Pech haben könnte.

Bei sehr unwahrscheinlichen Konstellationen denke ich mir eher so was wie "war ja irgendwie klar". Zum Beispiel als ich mal bei einem Stromausfall in einem Aufzug steckte. Ich hätte nur eine Minute früher oder später kommen müssen, aber nein, mein Timing war natürlich "perfekt".

Ich glaube auch nicht, dass man als Raucher denkt, dass nur andere vom Rauchen krank werden. Also mir war das immer sehr bewusst, was das für Folgen haben kann. Bekommt man ja auch bei jedem Kauf unter die Nase gerieben. Man ist nur sehr gut im Verdrängen und denkt sich, dass man ja immer noch genug Zeit hat um aufzuhören. Man ist ja noch jung.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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