Kostspielige Geschenkwünsche, eine Erziehungssache?

vom 11.07.2021, 18:46 Uhr

In meiner Familie sind einige Jugendliche und Kinder bereits total heiß auf die kommende Weihnachtszeit. Das bedeutet nicht selten, dass spätestens ab September regelmäßig darauf hingewiesen wird, was man sich nicht alles zu Weihnachten wünscht. Im ersten Moment nicht schlimm, aber wenn da die Wünsche nicht so unterschiedlich ausfallen würden.

Da haben wir beispielsweise die kleineren Kinder, die sich beispielsweise Puppen, Fahrräder und anderes Gedöns wünschen, während bei den Jugendlichen schon eher die Konsole, der Rollerführerschein, das Auto & Co zum Vorschein kommen. All das sind natürlich sehr kostenintensive Wünsche, die viele in der Familie sich ohnehin nicht leisten können.

Dies führt in letzter Zeit zu erheblichen Diskussionen, weil man ständig mit der Erziehungskarte daher kommt. Das bedeutet, dass die einen behaupten, gut erzogene Kinder verstehen, dass die Eltern nicht viel Geld haben und wünschen sich etwas preiswerteres. Während all die weniger erzogenen Kinder/Jugendlichen sich dann was teureres wünschen, weil sie einfach nicht erzogen wurden.

Ich glaube weniger, dass dies eine Erziehungssache ist, aber bin scheinbar mit der Meinung sehr einsam in der Familie. Daher würde ich gerne wissen, ob Ihr hinter Geschenkwünschen der Kinder und deren Preis wirklich eine Erziehungsproblematik versteckt seht oder seht Ihr dahinter wie ich andere Gründe, wenn ja welche?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Entweder ist es eine Erziehungssache oder eine Frage des Intellektes. Ich habe es jedenfalls noch nie erlebt, dass Kinder oder Jugendliche aus wirtschaftlich schwachem Elternhaus, Geschenkwünsche im Wert von mehreren tausend Euro geäußert hätten. Ich verstehe auch nicht, was da zu einem erheblichen Diskussionsbedarf führen soll, wenn solche Wünsche geäußert werden. Das Thema wäre bei mir binnen 10 Sekunden durch.

» bregenz » Beiträge: 166 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Kinder und Jugendlichen, die kostenintensive Wünsche haben, sind deswegen nicht unerzogen. Der Grundstein wurde doch schon in der frühen Kindheit gelegt, weil es da mit Sicherheit schon sehr überzogene Geschenke gab. Es ist eine recht natürliche Entwicklung, dass die Wünsche dann größer werden.

Wenn ich also einem Grundschulkind jeden Wunsch erfülle, dann muss ich mich dann später nicht wundern, wenn die Wünsche dann überdimensioniert sind. Diese Kinder sind mit Sicherheit nicht schlechter erzogen, als Kinder mit bescheidenen Wünschen. Nur wurden halt sehr früh schon falsche Prioritäten gesetzt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke schon, dass es unter anderem auch eine "Erziehungssache" ist, wie Kinder und Jugendliche mit den üblichen Geschenkanlässen umgehen. Wenn man die lieben Kleinen schon von Anfang an aus Notwendigkeit oder pädagogischen Gründen knapp hält, geben sie normalerweise schon vor der Pubertät auf, was "kostspielige" Wünsche angeht. Und wenn sie von klein auf ebenso die Erfahrung machen, dass "Diskutieren" maximal dazu führt, dass das Budget noch mehr gekürzt wird, da undankbares Fußvolk, erspart man sich auch in späteren Jahren als Elternteil viel Stress.

Bei mir hieß es schon im Kindergarten: "EIN" Stofftier zu Weihnachten, und Punkt. Sonst gab es Klamotten und Bücher, zu kurz gekommen bin ich dennoch nicht. Aber mit dieser Prägung wäre ich 10 Jahre später kaum mit dem Wunsch nach einem Mofaführerschein gekommen oder hätte gar das "Diskutieren" angefangen. Bei meiner Schwester später ist die Stofftiergrenze gefallen, und bei der gab es dann auch den Rollerführerschein zum Geburtstag. Was soll ich sagen, meine Eltern waren nicht die Kompetentesten, was Gleichbehandlung angeht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



In meinem sozialen Umfeld ist es eigentlich üblich, bei Geschenken eher zu Kleinigkeiten oder Dingen mit ideellem Wert zu greifen, wie zum Beispiel einem Fotokalender mit persönlichen Fotos, einem Buch mit einem speziellen thematischen Bezug etc. Luxuriöse Geschenke würde bei uns weder jemand erwarten noch verschenken. In meinem Fall würde ich sagen, dass das wahrscheinlich aus der als Kind erlebten Familientradition kommt. So wie man es früher erlebt hat und gewöhnt ist, so macht man es auch weiterhin.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wenn hier Leute schreiben, dass ein Kuscheltier als Geschenk oder eine Puppe realistisch ist, dann tut es mir leid, aber das halte ich in heutiger Zeit nicht für besonders realistisch. Ein Kind freut sich natürlich über das Geschenk, aber da kommt doch meistens mehr als eine Puppe und das liegt auch einfach daran, dass man heute mehr kaufen kann und dem Kind ja auch mehr gönnen kann. Ich kenne kein Kind, was nicht irgendwelche unrealistischen Wünsche äußert. Ein Kind weiß ja auch in der Regel nicht so richtig, wie lange man für eine Konsole arbeiten muss oder für was auch immer.

Selbst ich wollte als Kind immer eine Konsole haben oder ein teures Spiel, das ist eben so, aber ich hatte auch immer so etwas wie Stifte auf meiner Wunschliste und fragt man einen Erwachsenen, dann kommt da manchmal auch, er würde sich ein Auto wünschen und dennoch erwartet man das nicht. Ich finde auch, dass da ein großer Unterschied ist, ob man sich das leisten kann oder nicht. Wenn man einem Kind etwas kaufen kann und das kein Problem ist, dann bekommt man da auch einen anderen Bezug dazu und ich finde auch nicht, dass das schlecht ist seinem Kind mehr als eine Sache zu kaufen, wenn es sich darüber freut.

Erziehung findet ja dennoch statt. Ich finde es beispielsweise wichtig einem Kind zu erklären, dass man dafür arbeiten geht und es auch Kindern schlechter geht. Das Spielzeug wird daher oft verschenkt, wenn es von meinen Kindern benutzt wurde und die das dann nicht mehr haben wollen oder es zu viel ist. Dann geben wir es weiter und meine Kinder lernen das so auch. Deswegen dürfen Kinder meiner Meinung nach dennoch teure Wünsche haben. Es ist ein Wunsch, nicht mehr nicht weniger und ich wünsche mir ja auch teilweise teure Sachen. Das hat nichts mit fehlender Erziehung zu tun.

Gerade mit dem Auto und dem Motorrad das kann ich ehrlich gesagt auch gut verstehen, wenn man einen Führerschein gemacht hat. Sicherlich hat man das falsch kommuniziert, denn das Kind will sicherlich keinen Neuwagen, sondern ein Fahrzeug um das Erlernte anzuwenden und wenn man dann von allen Leuten, die einen so beschenken, keinen Schrott möchte, sondern vielleicht etwas Geld für das Fahrzeug dann finde ich es okay. Große Wünsche sind ja oft Wünsche, bei denen die Schenkenden zusammenlegen und das gibt es dann in euren wohlerzogenen Leben nicht?

Ich denke eine gute Erziehung zeigt sich im Alltag und nicht nur bei der Frage, was man sich wünscht. Ein Kind ist nicht undankbar oder respektlos, wenn es teure Wünsche äußert. Es ist es vielleicht gewohnt, ja das könnte man vielleicht den Eltern vorwerfen, aber kein Mensch, der jeden Tag arbeiten geht, wird seinem Kind nur Stifte zum Geburtstag schenken. Man muss ja auch mal darüber nachdenken, was normal ist. Ich lebe meinen Kindern vor, dass man dankbar sein muss, dass man Respekt zeigt und das jeden Tag, wenn man mir dann vielleicht später bei überzogenen Wünschen eine schlechte Erziehung vorwirft, dann kann ich das weglächeln, denn so ist es nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Grundsätzlich tue ich mich sehr schwer damit, wenn jemand sagt, dass Wünsche in irgendeiner Form eine Erziehungssache sind. Natürlich prägt man Kinder und auch das Wunschverhalten mag in irgendeiner Form prägend sein, aber das nimmt doch spätestens ein Ende, wenn die Kids in einem gewissen Alter sind.

Auch ich komme aus einem Haushalt, wo ich zwar alles bekommen habe, was möglich war, aber von gut situiert waren wir weit entfernt. Eigentlich gehörten wir immer mehr oder weniger zu den Armen, auch wenn die Familie immer zusammengeworfen hat. Trotzdem bin war ich bescheiden, habe mir wenig gewünscht und schon bis zu einem Alter auf den Wert der Geschenke geachtet.

Die größten Geschenke, die ich jemals bekam, waren ein Fahrrad, eine Konsole, eine Klassenfahrt nach England, damals noch sehr teure Schuhe und ansonsten noch das Handy sowie eine Anlage. Das waren jetzt die teuersten Geschenke, woran ich mich erinnern kann. Meine Schwester & Co waren da schon sehr eigenwillig, was ihre Wünsche anging.

Doch ich beobachte das ja in vielen Familien. Da kann die Familie noch so arm sein und davon überzeugt sein, dass die Kinder bescheiden erzogen wurden, wenn die Schule beginnt, sind die Wünsche eine andere Hausnummer. Da wird sich eine Adidas-Hose gewünscht, eine Konsole, ein Handy usw. All das natürlich auch mit dem Dazutun anderer Kinder, weil man cool sein möchte und dazugehören möchte. Nachvollziehbar für mich!

Natürlich vermute ich, dass man prägend bei der Erziehung auf sparsame Wünsche einwirken kann, aber wenn die Kinder mit anderen in Kontakt treten, wo Mode zum Trend gehört und Statussymbole zum cool sein gehört, da wünscht man sich sicherlich mal hier und dort was größeres.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde nun nicht, dass kostenintensive Wünsche zwangsläufig mit schlechter Erziehung gleichzusetzen sind. Es kommt ja auf viele Faktoren an. Es kommt darauf an, wie viel Geld die Familie allgemein zur Verfügung hat und ob das Kind Bescheid darüber weiß, dass die Eltern gut betucht sind oder eben umgekehrt jeden Cent zweimal umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen. Dann kommt es noch auf das Alter der Kinder an. Während kleine Kinder sich noch gar keine Gedanken über den Wert von Geschenken machen können und darüber, ob sich die Eltern die Sachen überhaupt leisten können und wie lange sie dafür arbeiten müssten, ist das bei größeren Kindern natürlich wieder ganz anders.

Letztendlich kommt es ja auch darauf an, wie sinnvoll solche Geschenke sind. Ein Fahrrad für 300 Euro kann im Gegensatz zu einem Computerspiel für 100 Euro das deutlich sinnvollere Geschenk sein, weil Ersteres gebraucht wird, um beispielsweise zur Schule zu kommen, während man mit dem Computerspiel nicht viel machen kann, als in der Freizeit zu daddeln.

Man kann ja als Eltern noch immer mit den Kindern über ihre Geschenkwünsche sprechen. Es ist ja normal, dass sich nicht immer alle Wünsche realisieren lassen, egal ob aus finanziellen oder irgendwelchen anderen Gründen. Wenn man das kinngerecht erklärt und Alternativen bietet oder Kompromisse schließt, haben da sicherlich viele Kinder Verständnis dafür. Und wenn es eben nicht so ist, muss man da als Eltern trotzdem durch. Man kann sich ja kein zusätzliches Geld aus den Ärmeln schütteln, wenn es finanziell eng wird.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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