Wie offen redet ihr mit euren Eltern über Probleme?
Es gibt sicherlich Kinder, die auch als Erwachsene immer noch sehr gut mit ihren Eltern klarkommen und auch ein gutes vertrautes Verhältnis haben, bei dem man offen miteinander reden kann. Dann gibt es aber auch welche, bei denen das Ganze eher neutral oder sogar distanziert ist.
Ich habe lange Zeit kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt und daher auch nicht großartig über Probleme gesprochen. Als ich über Probleme gesprochen hatte, wurden diese nämlich oft als Unsinn oder nicht so schlimm abgetan. Mit etwas mehr Distanz wurde es über die Jahre etwas besser und vor kurzem habe ich dann durchaus auch mal wieder ein Problem angesprochen, auf was dann auch erstaunlich positiv reagiert wurde, was ich so nicht gewohnt bin.
Einen Versuch war es wert und wenn es nun nach hinten losgehen sollte, dann ist es eben so. Über die Jahre bin ich Schwierigkeiten mit meinen Eltern durchaus gewohnt. Wie ist das bei euch? Wie offen könnt ihr mit euren Eltern sein? Helfen die euch immer noch mit guten Ratschlägen?
Ich habe schon immer ein eher schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt. Schon als Kind wurden die Probleme nicht ernst genommen oder es gab nur lächerliche Bemerkungen darüber. Nur wenn es ihne in den Kram passte, wurden sie mal tätig, was meistens allerdings zur Folge hatte, dass mein Problem noch viel größer war als vorher, sie aber ganz stolz waren, weil sie etwas für ihre Tochter getan hatten.
Wenn ich ihnen dann sagte, dass sie mir absolut nicht geholfen, sondern nur geschadet hatten, kam immer der Kommentar: "Ja, was willst Du denn dann?" Das ist auch über die Jahre eher schlechter geworden als besser. Meine Eltern und ich leben scheinbar in verschiedenen Welten. In ihrer Welt dreht sich alles um sie und ich habe für ihre Taten dankbar zu sein. Seit mein Vater tot ist, hat sich meine Mutter noch viel mehr dahin entwickelt.
Insofern habe ich schon schnell gemerkt, dass ich auf keinen Fall mit ihnen über Probleme reden darf. Sie wissen insofern nichts über mich, wie es in der Schulzeit lief oder auch nur, wie es mir gerade geht. Mit meiner Mutter gibt es im Jahr ein paar pflichtgemäße Anrufe, die sich immer mehr fast nur noch um solche Nebensächlichkeiten wie das Wetter drehen, und jeder sucht nach einer Möglichkeit, das Telefonat schnell zu beenden.
Meine Mutter lebt schon nicht mehr, mein Vater ist über 80 und auch schon etwas senil. Er kann sich zwar noch gut an die Vergangenheit erinnern, aber mit den modernen Entwicklungen kommt er schon seit bald 20 Jahren immer schlechter mit. Da mache ich ihm auch keinen Vorwurf - ich könnte mit den Problemen der heute Zwanzigjährigen wahrscheinlich auch nicht mehr Schritt halten, und bis ich achtzig bin, hat sich die Welt noch ein paarmal von Grund auf weitergedreht und mich abgehängt.
Aber wie sollte ich mit jemandem über meine "Probleme" reden, der sich noch daran erinnern kann, 2 Mark Wochenlohn bekommen zu haben? Oder mit dem Fahrrad täglich 25 km einfach in die Lehre gefahren zu sein. Auch winters. Und auf "zwischenmenschlicher" Ebene sieht es da naturgemäß auch schlecht aus.
Meine Großeltern waren mütterlicher- wie väterlicherseits bettelarm bzw. Kriegsflüchtlinge noch dazu. Wenn man quasi jahrzehntelang nur schuftet und spart, um wenigstens zu bescheidenem Wohlstand zu kommen und dennoch nie richtig "dazu gehört", ist es schwierig, Probleme der Tochter mit dem Mathelehrer oder Streit mit der besten Freundin auch nur wahr- geschweige denn ernst zu nehmen. Und wenn diese Basis in der Kindheit und Jugend fehlt, ist es ja sinnlos, mit 30 oder 40 auf einmal über das eigene Seelenleben sprechen zu wollen.
Ich konnte mit meinen Eltern also eigentlich nie über "alles" reden und habe früh gelernt, Probleme mit mir selbst auszumachen. Aber das lag eben an ihren Lebenserfahrungen und -umständen, die sie genauso geprägt haben wie sie mich, weswegen ich ihnen auch keine Vorwürfe machen kann. Und jetzt im hohen Alter noch darauf zu hoffen, dass sich daran etwas ändert, halte ich auch nicht für sinnvoll.
Ich habe ein sehr gemischtes Verhältnis zu meinen Eltern. Mit meinem Vater verstehe ich mich gar nicht und mit meiner Mutter ist es sehr unterschiedlich. Ich weiß, dass sie alles für mich tun würde. Ich könnte sie jederzeit mitten in der Nacht anrufen und sie würde sofort alles stehen und liegen lassen und kommen. Sie würde mich finanziell immer unterstützen und ich könnte jederzeit zu meinen Eltern ziehen.
Andererseits zeigen sie in vielerlei Hinsicht kein Verständnis und verhalten sich in meinen Augen absolut falsch. Sobald ich etwas tue, was ihnen nicht in den Kram passt, hinterfragen sie mein Verhalten absolut nicht erst und versuchen auch gar nicht, mich zu verstehen. Stattdessen wird direkt geschimpft und ablehnend reagiert. Sie sind so stur, dass sie nur ihre eigene Sichtweise als richtig empfinden. Sobald man etwas anders sieht, macht sie das teilweise richtig wütend und da stößt man einfach auf Granit.
Wenn es nicht anders ging, habe ich also schon mit meinen Eltern über Probleme gesprochen. Wenn es sich vermeiden lässt, tue ich das aber tatsächlich lieber nicht und wende mich an meinen Mann oder an Freunde. Meine Eltern würden mich einfach direkt verurteilen und können Dinge generell auch nur schwer objektiv betrachten. Von daher fühle ich mich nach solchen Gesprächen oft schlechter als zuvor und von daher lasse ich das nach Möglichkeit lieber.
Mein Vater ist schon vor acht Jahren verstorben und meine Mutter ist inzwischen 86 Jahre alt. Aber auch früher, als meine Eltern noch relativ fit waren, fand ich es leider oft wenig zielführend, mit meinen Eltern über Probleme zu reden.
Meine Mutter tendiert bis heute dazu, sich übermäßig aufzuregen und meine geschilderten Probleme noch zusätzlich aufzubauschen und zu dramatisieren. Angenommen, ich habe ein gesundheitliches Problem und erzähle es meiner Mutter, dann regt sie sich meistens furchtbar auf und steigert sich in schlimme Erkrankungsfantasien hinein, die mich nur stressen und meine eigenen Bedenken und Sorgen noch verstärken. Das ist schon in meiner Kindheit so gewesen, weswegen ich damals schon oft versucht hatte, meine Erkältungen soweit möglich zu verbergen (und nur heimlich zu husten), sonst konnte es passieren, dass meine Mutter sich in die Angst vor einer schweren Lungenerkrankung hineinsteigerte.
Im Gegensatz dazu reagierte mein Vater meistens gleichgültig auf meine Problemschilderungen. Von ihm bekam ich höchstens zu hören "Andere Leute haben auch Probleme", gefolgt von desinteressiertem Ignorieren. Somit hatte ich meistens die Wahl zwischen hysterischer Aufregung oder Gleichgültigkeit. Weder das eine noch das andere hatte mir irgendwie weitergeholfen, weswegen ich meistens versucht habe, irgendwie allein klarzukommen.
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