Heiligabend und zwei Weihnachtstage bei euch ausgefüllt?
In meiner Kindheit war Heiligabend kein besonderer Tag. Weihnachten fing erst am ersten Weihnachtstag an. Der erste Weihnachtstag galt der engeren Familie, manchmal noch Oma und Opa, und am zweiten Weihnachtstag sind wir zu näher wohnenden Verwandten gefahren oder haben Nachbarsbesuche gemacht oder bekommen. Diese Nachbarsbesuche kenne ich aber nur aus meiner Kindheit und sie waren eher nicht geplant Sie waren zwar spontan und keine Pflicht, aber üblich.
Mittlerweile ist es für viele Familien schwierig geworden, alles in drei Tage zu packen. Wenn die Eltern getrennt sind, sind ja meist schon zwei Tage verplant. Und dann gibt es vielleicht noch andere Verwandte auf beiden Seiten, die man einladen oder besuchen möchte.
Sind bei euch die Feiertage voll ausgefüllt? Sind die Besuche genau durchgeplant? Wie viele verschiedene Parteien besucht ihr Weihnachten oder kommen euch besuchen? Bei mir war nur gestern Abend der engste Familienkreis zusammen. Heute habe ich sogar ganz frei und morgen bekomme ich Besuch von einer Schwägerin. Das war aber nicht geplant, sondern ist eher zufällig.
Wir machen es eigentlich seit ein paar Jahren so, dass wir Weihnachten vor allem zu Hause sind und für uns sind. Früher haben wir das so gemacht, dass wir Weihnachten bei meinen Schwiegereltern waren und da Gäste kamen, die wir dann abgeholt haben und wieder gebracht haben und dann am nächsten Tag war Essen bei den Schwiegereltern und danach ging es zu meiner Familie und am zweiten Weihnachtsfeiertag ist man dann noch mal mit meiner Familie Essen gegangen. Das ist mir mit Kindern aber wirklich zu viel und auch zu viel Stress.
Ich finde es so für uns schon schöner, weil man auch mehr mit den Kindern interagieren kann. Danach besuchen wir dann die Verwandten und verbringen da noch etwas gemeinsame Zeit. Für uns ist das ja auch jedes Mal eine Fahrt in ein anderes Bundesland, da muss man sich das schon auch gut überlegen, was man wie will.
Ich bin sowieso kein besonderer Weihnachtsfan und kenne es auch aus meinem Elternhaus nicht, dass man in einem mehrtägigen Besuchsmarathon die gesamte Verwandtschaft abklappert, die bei uns sowieso nicht besonders zahlreich war.
Mittlerweile, auch dank Corona, verbringe ich Heiligabend bei meinem Lebensgefährten, und am 25.12. besuchen wir meinen Vater. Und damit hat es sich auch schon. Seuchenbedingt fallen wir schon das zweite Jahr in Folge nicht bei meiner Schwester ein, die zwei Kinder und eine komplette Schwiegerfamilie zu bespaßen hat, sondern schauen lieber vorbei, wenn sich der Staub wieder gelegt hat. Mein Lebensgefährte hat keinerlei Kontakt zu seinen paar Blutsverwandten, und meine jüngste Schwester bekommt an Weihnachten keinen Urlaub.
Von ausgefüllt kann also keine Rede sein, und ich bin auch heilfroh, dass mir dieser Terz erspart bleibt. So gab es Heiligabend lecker Essen zu zweit im Kerzenschein, der Vater kann auch nicht jammern, dass ihn nie jemand besucht, und die junge Generation wurde fernbeschenkt und ist ebenfalls happy mit der Ausbeute.
Bei uns sind Heiligabend und die beiden Weihnachtstage nie voll ausgefüllt, wobei das aber auch bewusst so von uns entschieden wurde. Da mein Mann sehr viel arbeitet, haben wir ohnehin schon immer sehr wenig gemeinsame Zeit zu dritt. Da ist es uns wichtig, nicht auch noch an Weihnachten die ganze Zeit unterwegs zu sein, sondern uns Zeit als Familie zu nehmen. Wenn wir dann in diesem Jahr zu viert sind, wird es uns dann ohnehin zu stressig sein, dann die ganze Zeit unterwegs zu sein. Die Kinder wollen ja auch nicht ständig nur im Auto sitzen und wir Eltern können uns ehrlich gesagt auch Schöneres vorstellen, als Weihnachten hauptsächlich auf der Autobahn zu verbringen.
Ein Tag ist immer für uns als Familie und bei den beiden Weihnachtstagen schauen wir einfach immer, wie wir das machen. Jetzt waren wir an Weihnachten beispielsweise komplett für uns, weil unser Sohn so schwer erkältet war, dass Besuche unmöglich waren. Er hat sehr viel geweint und geschrien und wollte rund um die Uhr Körperkontakt und konnte auch nicht allein schlafen. Da hätte es natürlich keinen Sinn ergeben, jemanden zu besuchen oder Besuch zu empfangen und dem Kind noch zuzumuten, eine lange Autofahrt auf sich zu nehmen.
So viel Verwandtschaft haben mein Mann und ich aber auch gar nicht - Kontakt besteht jeweils nur mit den Eltern, so dass große Familienfeiern und Ähnliches ohnehin nicht stattfinden. Auch irgendwelche Tanten und Onkel müssen dadurch nicht besucht werden. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, einen oder alle Feiertage irgendwann mal mit Freunden zu verbringen, vielleicht auf einer schönen Berghütte abseits von anderen Menschen. Ich stelle mir das sogar richtig gemütlich vor.
Ich glaube, dass ganz viel von dem legendären "Weihnachtsstress" auf dem Glauben beruht, dass man im Dezember möglichst viele Leute besuchen und einladen muss. In meiner Familie war das nie so, was vielleicht auch daran liegt, dass einige Leute im Januar und Februar Geburtstag haben.
Eine Geburtstagsfeier Mitte oder Ende Januar ist viel entspannter als einen Besuch im Dezember irgendwo zwischen Schwiegermutter und Weihnachtsfeier mit dem Kegelverein zu quetschen, wenn man schon langsam in dem Stadium ist, in dem man keine Plätzchen und keinen Christstollen mehr sehen kann.
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