Nach Fehlgeburt einfach weitermachen oder was ist das Beste?
Es kommt vor, dass eine Frau eine Fehlgeburt hat. Das ist ein hartes Schicksal und jeder geht damit auch anders um. Ich habe das leider schon ein paar Mal erlebt bei einer Verwandten von mir und muss ehrlich zugeben, dass ich jedes Mal total mitgelitten habe, wenn es wieder schiefging. Sie hat keine Kinder bekommen, aber es immer wieder versucht. Das Ganze wurde auch nicht gut verarbeitet.
Ich hatte zum Glück zwei tolle Schwangerschaften ohne Probleme, daher kann ich da absolut nicht mitreden, aber wie verhält man sich dann richtig? Ich meine man muss natürlich eine gewisse Zeit warten, aber sollte man dann gleich weitermachen und es weiter versuchen oder sich psychologisch beraten lassen, sich professionelle Hilfe suchen oder sich einfach mehr Zeit geben? Habt ihr dazu eigene Erfahrungen machen müssen, wie war euer Umgang damit?
Was verstehts du denn unter einer Fehlgeburt? Schließlich reicht die Bandbreite von "nach einem positiven Frühtest, der bereits vor Einsetzen der normalen Regelblutung anschlägt, bis zum Abort um die 20. bis 22. Woche rum. Und die Totgeburten ab 500 Gramm oder der 24. Woche klammerst du vollkommen aus. Warum?
Und wie kommst du darauf, dass es da irgendein Patentrezept gibt? Die Hälfte aller Schwangerschaften gehen innerhalb der ersten drei Monate wieder ab. Dabei handelt es sich meist um extreme Frühaborte, die der kurz mal werdenden Mutter gar nicht auffallen, weil die Periode pünktlich oder nur ein oder zwei Tage zu spät kommt. Wahrscheinlich hattest du zusätzlich zu deinen tollen Schwangerschaften ohne Probleme mindestens zwei Fehlgeburten, die dir nicht einmal aufgefallen sind. Und? Wie gehst du damit um?
Wenn frau nun aber dringend schwanger werden möchte, Frühtests macht und nach vielen Monaten ohne positiven Test immer wieder eine freudige Nachricht erhält, um kurz darauf zu bluten. Oder wenn die Schwangerschaft nie über die 12. Woche hinauskommt, dann belastet das. Was verstehst du denn in der Situation unter "einfach weitermachen". Weiter Sex nach Fahrplan? Weiter einen Abgang nach dem anderen erleben? Oder aufgeben? Wie sie das aushält, das kann wohl nur die betroffene Frau selbst (evtl. zusammen mit dem Partner oder der Partnerin) herausfinden.
Wenn du dagegen dein Baby, denn so siehts du es dann einfach, in der 16. 18. oder 20. Woche verlierst, dann hast du ganz andere Probleme. Da genügt es bereits, eine Fehlgeburt zu erleiden, um lang daran zu knabbern. Und wenn es sich gar um eine Totgeburt handelt, wird es auch nicht besser. Die Bindung ist noch enger geworden, das Kind wäre mit viel medizinier Hilfe oder gar ohne lebensfähig gewesen und nun ist es nicht da. Du planst eine Beerdigung und bis gleichzeitig in Mutterschutz. Das ist noch einmal eine ganz andere Belastung. Und das wird nicht leichter, wenn es mehrfach passiert.
Natürlich macht man nach außen hin "einfach weiter". Trauer ist in unserer modernen Gesellschaft nun einmal nicht mehr vorgesehen. Das stört im fröhlich-konsumorientierten Kapitalismus nur. Aber wie Betroffene Frauen und deren Angehörige tatsächlich damit umgehen: Das ist ganz individuell.
Genau, es hängt stark davon ab, wann die Fehlgeburt war, ob es in den ersten oder zweiten Monaten passiert und im mittleren oder späten Schwangerschaftsdrittel. Meine Schwägerin hatte leider eine Totgeburt. Das war ganz schrecklich und ihre Beziehung ist daran zerbrochen, weil ihr Freund besser damit klar kam als sie.
Fehlgeburten am Anfang der Schwangerschaft sind ja relativ häufig. Daher erzählt man ja meistens anderen im ersten Schwangerschaftsdrittel nichts von der Schwangerschaft. Sicherlich ist es ein größeres Problem, wenn man sich sehnlichst Kinder wünscht und es jedesmal schief geht. Ansonsten ist es sehr individuell, wie die Frauen und auch Männer damit umgehen.
Da gibt es doch kein Pauschalrezept, wie es danach weitergeht. So wie die eine Frau vielleicht recht froh darüber ist, weil die Schwangerschaft gar nicht gewollt war, kann eine andere Frau psychisch daran zerbrechen. Als Außenstehender sollte man sich da gar nicht großartig einmischen, wenn die betroffene Frau nicht das Gespräch dazu von sich aus sucht. Sicherlich kann man das Thema Schwangerschaft und Kinder versuchen weitgehend auszuklammern, aber auch das wird nicht immer klappen.
Wenn es im Verwandten- oder Freundeskreis passiert, dann kann man sich als Gesprächspartner anbieten. Aber ansonsten sollte man die betroffene Frau bzw. das Paar wohl eher ganz normal behandeln. Wenn das Umfeld sie in Watte packt, ist das Thema unterschwellig ja doch immer präsent ohne dass direkt darüber gesprochen wird. Das ist mit Sicherheit belastender, als wenn man einen normalen Umgang pflegt.
Ich habe zum Glück selbst noch keine Erfahrungen mit einer Fehlgeburt machen müssen und kenne auch niemanden persönlich, der davon betroffen ist. Oder zumindest haben es die entsprechenden Personen lieber für sich behalten. In den Medien bekommt man ja aber ständig mit, dass jemand eine Fehlgeburt hatte und statistisch gesehen trifft es ja wirklich eine Menge Frauen. Mein Frauenarzt hat mich bei beiden Schwangerschaften auch immer wieder davor gewarnt, mich vor Ablauf der ersten zwölf Wochen zu sehr zu freuen, da jede dritte Frau eine Fehlgeburt erleiden soll.
Wie man letztendlich mit einer Fehlgeburt umgeht, bleibt jedem Paar selbst überlassen. Ich denke, dass es auch daran ankommt, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist, wie lange man versucht hatte, schwanger zu werden, wie viele Fehlgeburten man in der Vergangenheit vielleicht sogar schon hatte und wie es einem allgemein psychisch so geht. Damit ist es von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und da muss jeder für sich entscheiden, ob er gleich weitermachen will oder erst noch ein paar Monate oder Jahre abwarten möchte.
Besonders Frauen, die in den ersten Schwangerschaftswochen eine Fehlgeburt erleiden, entschließen sich ja dazu, direkt mit dem nächsten Zyklus wieder einen Versuch zu starten. Das ist ja absolut legitim und man weiß mittlerweile, dass auch gesundheitlich nichts dagegen spricht. Bei einer Fehlgeburt im späteren Verlauf der Schwangerschaft braucht der Körper wahrscheinlich schon selbst eine Weile, um den Hormonhaushalt zu normalisieren, so dass es dann wieder mit einer Schwangerschaft klappen kann. Unabhängig davon sollte man sich professionelle Hilfe suchen, wenn man eine Fehlgeburt nicht selbst verarbeiten kann. Der Frauenarzt ist da immer eine gute erste Anlaufstelle, an den man sich mit solchen Anliegen wenden kann.
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