Als Mutter alleine unterwegs - schon Kritik erlebt?
In den letzten Wochen war ich öfters mit einer Freundin von mir unterwegs, die ein kleines Kind hat. Dabei sind uns öfters Situationen passiert, dass sie mit guten gemeinten Tipps von Fremden angesprochen wurde, wenn irgendetwas nicht so gut gelaufen ist. Einmal ist die klassische Situation passiert, dass ihre kleine Tochter im Supermarkt einen Schreianfall hatte, weil sie nicht alles mitnehmen durfte, was sie haben wollte.
Dort wurde meine Freundin dann ganze 3x von fremden Personen mit Tipps angesprochen, wie sie sich zu verhalten hat. Ich persönlich fand das total übergriffig und vor allem auch gar nicht hilfreich, denn in so einer Situation möchte man sich als Mutter doch aufs Kind konzentrieren und nicht auf Fremde, die einen belehren wollen.
Kennt ihr solche Situationen und habt sie selbst schon erlebt? Falls ja, auf welcher Seite standet ihr dabei? Wie habt ihr euch verhalten? Wie würdet ihr die Situation im Nachhinein bewerten?
So etwas kommt schon mal vor. Bei mir war da so eine Situation, dass meine Tochter gerne etwas Süßes wollte, wir aber vorher bei Oma waren und sie dadurch schon mehr als genug hatte, weswegen ich das ablehnte. Sie hat zwar ein bisschen gemeckert, aber ist nun auch nicht laut geworden. Da kam dann eine ältere Frau von hinten und meinte zu meiner Tochter, ob sie ihr das kaufen soll, wenn die Mama sich so anstellt. Ich hab nicht schlecht geschaut, aber als meine Tochter ihr antwortete, dass man als Kind nichts von Fremden nehmen sollte musste ich schon etwas grinsen.
Ich versuche das in so einem Fall schon mit den Leuten zu klären und erkläre dann eben auch, dass das nichts hilft und man das selber vielleicht auch nicht immer so nachvollziehen kann, wenn man das Kind nicht kennt und nicht weiß was vorher oder nachher war. Meine Kinder sind jetzt nicht so, dass sie sich ständig auf den Boden werfen, aber sie neigen schon manchmal dazu ihre Meinung vertreten zu können, was nicht immer bei anderen Erwachsenen ankommt.
Ich würde die Leute immer ansprechen, weil schön ist es nicht und sicherlich kann man sich vielleicht mal den ein oder anderen schlauen Ratschlag annehmen, aber die kommen da ja nicht. Deswegen finde ich schon, dass man da auch vor seinem Kind eine starke Position beziehen sollte und das abwehren sollte. Sonst lernt das Kind ja dass es da Erfolg mit hat, wenn dann jemand kommen könnte und etwas sagt. Da wird das ja dann ein Dauerthema und darauf hätte ich keinen Bock. Mich interessieren die anderen Leute da auch einfach nicht wirklich.
Ich suche immer das Weite, wenn ich mal wieder völlig überreizte Kinder aus der Entfernung sehe, bevor die Sirene losgeht. Allein schon wegen der Geräuschentwicklung halte ich mich mit "Tipps" und Kritik da immer zurück und keine Lust, ein Kleinkind zu über brüllen.
Mangels Kindern kann ich auch nicht wirklich beurteilen, ob Eltern in der Öffentlichkeit tatsächlich so oft angequatscht werden, wie sie immer tun. Manchmal habe ich den Eindruck, als seien die diversen Erziehungsberechtigten auch ein bisschen überempfindlich, wenn jemand auch nur die Augenbraue hochzieht, weil Brüllbert und Cholerikus lautstark in der Obstabteilung Fangen spielen. Ganz selten, wenn in meinen Augen Gefahr im Verzug war, habe ich es auch schon gewagt, "etwas zu sagen". Aber dann meistens direkt an das Kind gerichtet: "Pass auf, da ist kein Geländer .... komm, ich fische dich aus dem Gartenteich!"
Ich kann das Kind ja schlecht ersaufen lassen, nur weil Mutti keine Kritik verträgt. Aber davon abgesehen habe ich eher den Eindruck, dass die Leute sich wie hierzulande üblich, maximal böse Blicke zuwerfen und sich sonst gegenseitig ignorieren. Und böse schauen können auch Eltern gut.
Es kommt darauf an, wie sich die Leute einmischen. Das ist ja ganz unterschiedlich. Ich habe schon alles erlebt. Wenn ich nach einer schlaflosen Nacht eh schon am Limit meiner Nerven war, war es natürlich nicht sehr hilfreich und hat mich noch weiter heruntergezogen, wenn jemand wegen meines schreienden Neugeborenen im Supermarkt meinte, ich solle das Kind doch zur Ruhe bringen. Wie denn? Ich nahm es dann doch immer schon auf den Arm. Ich hätte es auch gerne an die Wand geklatscht, ganz brutal ausgedrückt.
Manchmal kann man als Eltern nichts machen, wenn ein kleines Kind schreit. Ich war mal mit dem Zug unterwegs und mein Baby hatte wohl Ohrenschmerzen. Es schrie fast während der ganzen Zeit. Aber ich konnte da auch nichts machen, außer den Zug auf und ab zu gehen. Hätte ich aussteigen sollen? Das hat mir auch einige böse Bemerkungen eingebracht.
Ich fand es aber immer durchaus höflich und tröstend, wenn sich jemand mitfühlend einmischte und sei es nur durch einen mitleidigen Blick und den Satz: Dem Kleinen geht es wohl nicht so gut. Oder: Ich kenne das, man hat es nicht leicht. Und dann vielleicht noch gefragt hat, wie alt das Kind ist und so weiter. Weil mir das immer gut getan hat und sogar meiner Meinung nach auch dem Kind, versuche ich auch, so zu reagieren, wenn zum Beispiel ein Säugling penetrant schreit oder ein Kleinkind im Zug nicht zu bändigen ist und ich sehe, dass die Eltern es nicht unter Kontrolle bringen können. Die Eltern sind in den allermeisten Fällen für das Verständnis dankbar.
Und natürlich sage ich auch was, wenn ich zum Beispiel sehe, dass sich eine Mutter auf der Straße mit jemand anderem unterhält und sich das Kind von ihr unbemerkt entfernt und es wirklich gefährlich wird. Ich gehe dann zu dem Kind und bringe es wieder zur Mutter. Ich sage dann aber nichts Unfreundliches zu ihr, weil ich doch selber weiß, wie das so ist und man als Mutter kein Übermensch ist, was wohl so manche Mitbürger von einer Mutter oder einem Vater erwarten.
Grundsätzlich muss ich erst einmal anmerken, dass ich es unverschämt finde, wenn sich fremde Menschen in die Angelegenheiten anderer Menschen einmischen. Dabei geht es nicht einmal darum, dass es darunter auch Leute gibt, die den Tipp wirklich ernst meinen, sondern wirklich darum, dass sie es einfach nichts angeht. Auf solch ein Verhalten reagiere ich zwar freundlich, aber ich kann da auch ganz anders werden.
Denn zunächst einmal erzieht jeder sein Kind anders. Natürlich nerven Kinder gelegentlich auch ihre Mitmenschen, aber so ist nun einmal das Leben. Dann kommen gerne die neunmalklugen um die Ecke, um mit vermeidlich gut gemeinten Tipps dann unterstützen zu können, aber in den meisten Fällen geht es eher darum, dass sie ihre Ruhe haben wollen.
Nicht zu vergessen, dass zahlreiche der Tipp-Geber es selber aber auch gar nicht drauf haben und daheim ebenso die Post abgeht. Auch ganz oft bei den meisten beobachten können, wenn man diese dann Tage später mit ihren verzogenen Kids sieht. Da wird einem dann doch manchmal ganz anders auf der Zunge, aber ich behalte dann meine Meinung für mich.
Mich selbst betrifft es ja nicht, aber ich habe es eben schon an anderen beobachten können. Für mich gehört es sich einfach nicht, in die Erziehung anderer mit vermeidlich gut gemeinten Tipps „eingreifen“ zu wollen. Es sind Fremde und die haben sich aus den Dingen anderer herauszuhalten. Zumal die wenigsten Eltern einen derart hilflosen Eindruck machen, dass Fremde ihnen jetzt bitte dringend zur Seite stehen müssen.
Ich frag mich in der Tat auch, was in den Köpfen dieser Leute vorgeht, dass sie ungefragt ihren Senf dazugeben müssen? Das würde mich selbst als Sozialarbeiterin nicht in den Kram kommen und das ist im Übrigen auch nicht meine Aufgabe! Wir werden nach Hilfe gefragt oder wir „drängen“ uns eben auf, weil Not am Mann ist und Handlungsbedarf besteht. Nicht mehr oder weniger. Deswegen geh eich aber privat nicht durch die Supermärkte und tue so, als wüsste ich alles besser.
Besonders hilfreich sind ja immer die Tipps von kinderlosen Menschen oder von Personen, die vor gefühlt 60 Jahren mal Kinder in die Welt gesetzt haben und deshalb denken, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und alles am besten zu wissen. So etwas macht mich immer wahnsinnig aggressiv und bei so etwas könnte ich tatsächlich an die Decke gehen. Ich könnte dann wahrscheinlich auch nicht ruhig bleiben. Man merkt ja direkt, um was für Personen es sich dabei handelt.
Meiner Meinung nach ist es etwas anderes, wenn man hilfreiche und gut gemeinte Tipps und einen verständnisvollen Blick von einer anderen Mutter bekommt, die genau weiß, in welcher Lage man gerade ist, oder ob da ein Heinz Dieter einfach nur Lust hat, zu provozieren und seinen Senf dazuzugeben. Ersteres finde ich absolut in Ordnung, Letzteres hingegen gar nicht. Je nachdem würde mir da auch die Hutschnur platzen, auch bei einem einmaligen Kommentar.
In der Regel wissen ja ohnehin nur Leute, die selbst kleine Kinder haben, wie es ist, kleine Kinder zu haben. Die Autonom Phase (auch als Trotzphase bekannt) ist eben fester Bestandteil der kindlichen Entwicklung und hat rein gar nichts mit einer schlechten Erziehung zu tun. Da müssen in der Regel alle durch.
Mittlerweile bin ich auch echt entspannt geworden, wenn mein Sohn sich irgendwo vor Wut auf den Boden wirft und gehe gelassen damit um. Ich versuche, auf ihn einzugehen und seinem Wohl entsprechend zu handeln, andere Leute blende ich da aus. Ich weiß nicht ob es Zufall ist oder nicht, aber außer von den Schwiegereltern habe ich da auch noch nie dumme Kommentare oder Ähnliches über mich ergehen lassen müssen.
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