Eigenproduzierte Apotheken-Medikamente bedenkenlos kaufen?
Die Knappheit von Fieber- und Schmerzmittelmedikamenten sowie diverser Antibiotika ist ja bereits seit längerem ein Problem in deutschen Apotheken. Aus diesem Grund sind einige Apotheken zurück zu ihren Wurzeln gegangen und stellen bestimmte Medikamente wieder selbst her. Das nötige Fachwissen dafür haben diese während ihrer Ausbildung erworben.
Meine Kollegin hat nun geäußert, dass sie weder einen vernünftigen Hustensaft noch einen Fiebersaft für ihr Kind bei einer Stammapotheke bekommen hat. Auch Alternativprodukte der Pharmaindustrie wären nicht wirklich verfügbar gewesen. Sie hätte jedoch sowohl einen Hustensaft als auch ein selbst hergestelltes fiebersenkendes Mittel erwerben können. Laut ihrer Aussage hätte sie damit allerdings ein "komisches Gefühl" gehabt und ist lieber drei weitere Apotheken abgefahren, um letztendlich doch noch zu bekommen, was sie benötigt hätte.
Warum sie der eigenen Herstellung der Apotheke kein Vertrauen schenkte, konnte sie gar nicht so eindeutig begründen. Eigentlich vertraut sie dem Fachwissen des Apothekers schon, hatte aber das Gefühl, dass sie trotzdem lieber auf altbewährtes zurückgreifen sollte. Noch hatte sie das Glück, dass sie es tatsächlich letztendlich konnte.
Wie seht ihr das, habt ihr Bedenken beim Kauf von selbst hergestellten Apotheken-Medikamenten? Woran liegt es, dass man diesen "Apotheken-Zusammensetzungen" ggf. weniger vertraut als industriell hergestellten Medikamenten? Liegt es daran, dass man grundsätzlich Altbewährtem mehr vertraut wie neuen Produkten und es gar nicht am "Hersteller" selbst liegt?
Aber die selbst hergestellten Medikamente aus der Apotheke sind doch das "Altbewährte". Dagegen sind industriell produzierte Tabletten, Säfte, Salben und Tinkturen doch glatt jugendlich. Selbst ich habe früher noch häufig auf Rezept verordnete Medikamente erhalten, die in der Apotheke hergestellt werden mussten. Hoffentlich bekommt die Bekannte nie Krebs, denn dann gibt es die Chemotherapie hergestellt in der Apotheke.
cooper75 hat geschrieben:Aber die selbst hergestellten Medikamente aus der Apotheke sind doch das "Altbewährte".
Mit "Altbewährtem" habe ich in ihrem Fall natürlich das für sie persönlich "Altbewährte" gemeint. Medikamente bzw. sogar spezielle Säfte, die sie selbst schon als Kind/Jugendliche bekommen hat und die bei ihr immer super gewirkt haben und bei denen sie keinerlei Nebenwirkungen verspürt habe.
Eigentlich sollte man doch mehr Vertrauen zu Medikamenten haben, die in der Apotheke selbst hergestellt werden. Frisch und regional ist doch immer eine gute Sache. Und es wird auch gerne vergessen, dass die freundlichen Menschen, die die Rezepte entgegennehmen und mir als Kind immer Traubenzucker geschenkt haben, ein anspruchsvolles naturwissenschaftliches Studium in den Knochen haben.
Wieso sollte ich irgendeinem Unternehmen in Indien oder China, das mein Ibuprofen tonnenweise unter mir völlig unbekannten Bedingungen herstellt, lagert und transportiert, also mehr vertrauen als einem vor Ort nach Bedarf hergestellten Medikament? Bisher habe ich noch nie mitbekommen, dass sich jemand argwöhnisch nach Herkunftsland und Herstellungsmethode des Blutdrucksenkers oder Grippemittels erkundigt hat.
Entweder es handelt sich um Zuckerkügelchenfanatiker, die sich blind darauf verlassen, dass ihre unwirksamen Mittelchen auch mit der korrekten Anzahl von "Schüttelschlägen" aus 30 cm Höhe händisch potenziert wurden, oder um resignierte Zeitgenossen, die sich Grippostad irgendwas hinter die Kiemen schmeißen, weil zwischen Job, Familientaxi und Tante Hildegards Hundertstem keine Zeit zum Erkältetsein bleibt.
Ich vertraue zwar Apothekern, dass sie das Wissen haben, selber bestimmte Mittel herzustellen, denke mir aber, dass das auch nur Menschen sind, denen Fehler unterlaufen können. Bei den industriell hergestellten Mitteln ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ich der einzige oder erste bin, der dieses Mittel nimmt, was nicht in Ordnung ist.
Es käme auf das Mittel an, ob ich es vom Apotheker selber herstellen ließe. Ich denke, dass ich das bei einem Fiebermittel, Schmerzmittel oder gar Antibiotikum für Kinder nicht täte. Ich würde dann eher weiter herumfahren und suchen. Selbst wenn die Gefahr gering ist, dass der Apotheker einen Fehler in der Zusammensetzung macht, ist die Wahrscheinlichkeit doch größer als bei der Pharmaindustrie, auch wenn das Mittel in Indien oder China hergestellt wird. Ich kann dieses komische Gefühl durchaus nachvollziehen.
Bei einem Mittel gegen Läuse oder sonst irgendwas, was man von außen aufträgt, hätte ich keine Bedenken, wenn der Apotheker es selber zusammenmischt, weil man davon wahrscheinlich nicht stirbt, wenn ein Versehen passiert.
Blümchen, dir ist aber schon klar, dass selbst in Deutschland etwa jedes hundertste Medikament, dass über den Tresen einer Apotheke geht, gefälscht ist. Die Kontrolle der Qualität ist schlichtweg unmöglich und weder der Apotheker, noch du selbst hast ansatzweise eine Ahnung, ob du das bekommst, was du bekommen sollst. Verunreinigte oder minderwertige Präparate sind auch hierzulande oft jahrelang unbemerkt im Umlauf.
cooper75 hat geschrieben:Aber die selbst hergestellten Medikamente aus der Apotheke sind doch das "Altbewährte".
Genau diesen Gedanken hatte ich auch. Da wird auf teilweile alte Rezepte zurück gegriffen, wo man vielleicht sogar besser drauf reagiert, weil sie dem Organismus neu vorkommen.
@blümchen: Wenn du bedenken hast, dass dem Apotheker ein Fehler unterläuft, dann schau dir mal diese Liste an. Da sind die Rückrufe von Medikamenten aufgelistet, wo irgendwas während der Produktion, Transport oder Lagerung schief gelaufen ist. Da ist die Fehlerquote in der Apotheke mit Sicherheit wesentlich geringer.
Und ja, ich würde direkt zugreifen, wenn man mir anbieten würde, dass man es direkt herstellt, weil von der Pharmaindustrie so schnell keine Verfügbarkeit zu erwarten ist. Mir wäre es dann auch zu doof, wenn ich da noch andere Apotheken abfahren wollte. Kosten mich Zeit, Geld und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Nerven.
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