Was haben manche Obdachlose wohl in ihren vielen Tüten?

Gestern erst bin ich wieder einem offensichtlich Obdachlosem begegnet, der sein Hab und Gut in unzähligen Tüten in einem Einkaufswagen vor sich hergeschoben hat. Ich frage mich dann manchmal, was in diesen Tüten wohl drin ist. Wenn ich obdachlos wäre, was ich mir wirklich nicht ernsthaft vorstellen möchte, dann hätte ich warme Kleidung, einen Schlafsack, ein paar Hygieneartikel und vielleicht eine Tasse, einen Teller und Messer und Gabel dabei. Dazu bräuchte ich aber keine zwanzig Tüten.

Habt ihr beruflichen Kontakt zu solchen Leuten? Was haben sie alles dabei? Sind da auch Dinge dabei, die zwar nicht nötig zum Überleben auf der Straße sind, aber vielleicht Erinnerungen an früher wachhalten, wie vielleicht Fotoalben, Stofftiere?

Vielleicht sind da auch Papiere dabei, Kissen, Wechselkleidung, Schlafsack, nützliche Dinge, die man vielleicht brauchen kann. Ich kann mir schon vorstellen, wie man auf viele Tüten kommen kann. Wenn man allein mal so in den eigenen 4 Wänden schaut, wird man wohl einige Dinge finden, die Sinn machen würde, dass man sie mitnimmt, wenn man draußen überleben muss. Gerade aber auch die Kleidung kann man ja nicht mal eben in die Waschmaschine stecken und dann aufhängen und schön trocknen lassen. Da muss man dann auch Auswahl haben, wenn man nicht nasse Kleidung tragen will.

Wenn du so neugierig bist kannst du ja auch einfach fragen, die Leute beißen nicht. Ja, warum haben manche Leute so viele Tüten? Ganz einfach weil Obdachlosigkeit eben kein Campingausflug ist, bei dem man mit möglichst wenig Gepäck auskommen möchte.

Wenn du es ein paar mal erlebt hättest, dass dir deine Sachen auf der Straße geklaut wurden würdest du wahrscheinlich auch so viel Zeug horten. Wenn man dir dann eine deiner Tüten klaut während du schläfst hast du vielleicht Glück und in einer deiner anderen Tüte befindet sich noch eine zweite Tasse und ein sauberes Paar Socken.

Und apropos saubere Socken - nicht immer finden die Leute genau dann eine Waschmöglichkeit wenn bei ihnen Waschtag wäre. Während Corona hatten wohl einige Einrichtungen ganz oder teilweise geschlossen und es blieb nur den Weg in den Waschsalon, der natürlich Geld kostet.