Schmerzen nach Operation als positiv empfinden?

Meine Freundin wurde vor einigen Tagen am Fuß operiert, wobei sie sich seitdem schonen muss. Das fällt ihr natürlich nicht besonders leicht, da sie eine Sportskanone ist und immer Hummeln im Hintern hat.

Sie meinte schon zu mir, dass sie ein Stück weit dankbar für die Schmerzen in ihrem Fuß wäre, denn so würde es ihr leichter fallen, sich zu schonen und ihren Fuß weniger zu belasten. Wenn diese Schmerzen nicht da wären, dann hätte sie sich nicht geschont, weil es eben nicht weh tut und das hätte wahrscheinlich die Heilung verzögert ihrer Meinung nach. Da sie noch zusätzlich Therombozytopenie hat, also eine Blutgerinnungsstörung, ist es natürlich umso wichtiger, dass sie sich erst wieder belastet, wenn alles einigermaßen verheilt ist und Blutungen ausgeschlossen sind.

Habt ihr schon einmal Schmerzen nach einer Operation als positiv empfunden? Ich hatte vorher noch nie davon gehört und habe das eher negativ gesehen, wenn man nach einer Operation Schmerzen hatte. Denn seien wir ehrlich: Wer hat schon gerne Schmerzen?

So blöd es sich anhört, ja ich habe die Schmerzen nach fast allen Operationen doch als positiv empfunden. Denn damit hat mir mein Körper selbst gesagt was geht und was nicht und ich konnte auch entsprechend nicht alles machen wie es mein Kopf gerne gehabt hätte, sondern ich musste mich immer danach richten was die Schmerzen zugelassen haben. Somit "rettet" sich der Körper auch ein Stück weit komplett alleine und sorgt dafür, dass man sich auch ausruht wenn es nicht mehr geht. Denn alleine auf eine Anordnung sind die meisten doch nicht bereit das einfach so hinzunehmen.

Viele Menschen haben es leider verlernt auf ihren Körper zu hören, sonst würden wir uns nicht Tag für Tag irgendwelchen Schrott wie Zigaretten oder Alkohol zuführen. Die Schmerzen nach einer Operation sind wichtig, um zu erkennen wo die eigenen Grenzen sind, was geht und was nicht geht. Außerdem kann man auf eine Besserung des Zustandes hoffen und wird daran erinnert, dass es bald besser sein wird. Ich empfinde es also auch eher als positiv.

Also grundsätzlich mag ich es überhaupt nicht Schmerzen zu haben. Ich bin beispielsweise nach dem Zahnarztbesuch sehr froh, wenn die Schmerzen nach der Behandlung ausbleiben.

Aber deine Freundin hat trotzdem Recht. Schmerzen sind eine wichtige Schutzfunktion des Körpers. Ohne Schmerzen würden wir unseren Körper schnell überlasten.

Es ist jedoch nicht immer einfach Schmerzen auszuhalten. Viele greifen zu schnell zu Schmerztabletten. Solange die Schmerzen noch auszuhalten sind, sollte man diese meiner Meinung nach lieber ertragen, damit die natürliche Schutzfunktion erhalten bleibt.

Ich hatte noch nie eine Operation, kann also nicht sagen, ob ich die Schmerzen danach als positiv empfunden hätte. Nach meiner ersten Geburt hatte ich ziemliche Schmerzen wegen eines großen Dammrisses und eines riesigen Blutergusses und auch beim Stillen tat es ziemlich weh. Das habe ich nicht als angenehm empfunden und schonen konnte ich mich eh nicht. Schonen hätte auch nicht geholfen.

Ich verstehe aber das Gefühl, dass man diese Schmerzen in dem beschriebenen Fall als positiv empfindet, weil man sonst vielleicht etwas getan hätte, was die Heilung verzögert. Vom Verstand geleitet kann man mit diesen Schmerzen durchaus so umgehen und sie als positiv empfinden, falls diese Schmerzen sich in normalem Rahmen bewegen und nicht auf etwas Schlimmes hindeuten.

So geht es mir manchmal bei hohem Fieber. Ich bin selten krank, bekomme aber in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre oder Monate abends hohes Fieber, was dann am nächsten Tag weg ist. Ich empfinde das auch als angenehm, weil ich weiß, dass mein Körper gegen irgendwas kämpft und das anscheinend gut funktioniert. Ich genieße es dann fast unter mehreren Decken auf dem Sofa vor dem Fernseher zu liegen und das Gefühl zu haben, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, nichts zu tun.