Kurzfristige Effekte durch Veganuary?

vom 16.01.2023, 13:55 Uhr

Der Januar steht für viele Personen in Verbindung mit neuen Zielen und Vorsätzen. In diesem Zusammenhang gibt es schon seit einigen Jahren die Veganuary Kampagne, bei der gezielt für eine nachhaltige und vegane Ernährung geworben wird. Der Sinn dahinter besteht darin, sich für einen Monat vegan zu ernähren und die Vielfalt und Vorteile der Ernährungsform zu entdecken. Ich selbst ernähre mich schon lange vegetarisch mit Tendenz zu vegan. Allerdings war das für mich ein sehr schleichender Übergang und die gesundheitlichen Effekte machten sich auch erst nach deutlich längerer Zeit bemerkbar.

Zuletzt habe ich in einem wissenschaftlichen Podcast gehört, dass durchaus bereits schon wenige Wochen bis Monat vegane Ernährung die Gesundheit beeinflussen können, was auch im Blutbild oder EKG nachzuweisen ist. Natürlich "merkt" man das als Mensch nicht unbedingt selbst. Dennoch würde mich interessieren, ob ihr vielleicht schon ähnliche Versuche unternommen habt und auch kurzfristig Auswirkungen (positiv oder negativ) bemerkt habt? Ist der Veganuary grundsätzlich interessant für euch?

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich vegane Ernährung gut. Ich selbst bin aber "nur" Vegetarier, weil eine vegane Ernährung sehr gut organisiert sein sollte und soweit bin ich noch nicht.

Obwohl ich ein Befürworter der veganen Ernährungsform bin, finde ich die Aktion Veganuary nicht sinnvoll. Das möchte ich im folgendem begründen.

1. Der Darm braucht genügend Zeit für eine Ernährungsumstellung
Die meisten Menschen die ich kenne, konsumieren einen hohen Anteil an tierischen Produkten. Eine plötzliche Umstellung auf vegan kann deutlich spürbare Verdauungsbeschwerden mit sich bringen, weil der Darm die rein pflanzliche Kost nicht gewöhnt ist und sich erst schrittweise umstellen muss. Ich würde deshalb lieber eine schrittweise Umstellung empfehlen, was durchaus mehrere Wochen dauern kann.

2. Vegane Ernährung kann zur Mangelernährung führen
Wer sich einen Monat vegan ernährt, nur um einen Trend mitzumachen, hat sich nicht automatisch ausreichend über die vegane Ernährung informiert. Als Veganer sollte man sicherstellen, dass man alle Nährstoffe, die vorwiegend in tierischen Produkten vorkommen, durch gesunde pflanzliche Alternativen ersetzt.

Das heißt man sollte sich zuerst gründlich informieren, wie man seinen Bedarf an Vitamin B12, Omega 3 und Proteinen deckt, bevor man seine Ernährung umstellt. Tut man dies nicht, dann ist man als Veganer bei bestimmten Nährstoffen schnell unterernährt. Damit keine Missverständnisse entstehen: Mit der veganen Ernährung kann man den Bedarf an fast allen Nährstoffen gut decken, aber dazu muss man gut informiert sein. Einzelne Nährstoffe wie zum Beispiel Vitamin B12 müssen gegebenenfalls durch Nahrungsergänzungsmittel gedeckt werden.

3. Vegan ist nicht automatisch gesund
Im Supermarkt findet man inzwischen viele vegane Produkte. Leider sind viele vegane Lebensmittel hochverarbeitet und damit leider auch nicht mehr sehr natürlich. Ich denke nicht, dass das gesund ist. Ich würde auf keinen Fall vegane Ersatzprodukte wie zum Beispiel vegane Wurst kaufen. Ich habe die Befürchtung, dass viele Menschen die bei Veganuary mitmachen vegane Fertigprodukte mit viel Chemie kaufen. Das ist bequem aber nicht gesund.

4. Ein Monat ist zu kurz
Ich finde, dass ein Monat viel zu kurz ist, um spürbare gesundheitliche Effekte zu erzielen. Ich selbst hatte schon gesundheitliche Probleme wie zum Beispiel Sodbrennen oder häufige Übelkeit. Durch eine Ernährungsumstellung konnte ich mir selbst helfen, aber es hat einige Monate gedauert bis die Beschwerden abgeklungen sind. Bis sich der Körper vollständig von einer ungesunden Ernährung erholt vergehen Monate oder Jahre. Es kommt natürlich auch darauf an, wie alt man ist und wie stark die Gesundheit bereits beeinträchtigt ist.

5. Eine Ernährungsumstellung sollte dauerhaft sein
Für mich macht es keinen Sinn nur für 1 Monat die Ernährung umzustellen. Wenn die Ernährungsumstellung positive Effekte auf meine Gesundheit hat, dann möchte ich diesen Fortschritt beibehalten. Welchen Sinn ergibt es, sich einen Monat gesund zu ernähren und dann wieder ungesund zu essen? Vielleicht hoffen die Begründer der Aktion Veganuary aber ja auch, dass die Teilnehmer motiviert werden, dauerhaft gesünder zu essen. Das würde dann wieder Sinn ergeben.

Alternativer Vorschlag
Meine alternativer Vorschlag zu Veganuary ist, tierische Produkte schrittweise zu reduzieren und das dauerhaft. Man muss nicht zum Veganer werden um seine Ernährung positiv umzustellen. Bereits eine deutliche Reduktion der tierischen Produkte kann langfristig sehr gesund sein.

Außerdem sollte sich jeder Mensch mit der Massentierhaltung beschäftigen. Ich muss fast jedes Mal weinen, wenn ich die Tiere so leiden sehe. Das ist auch mit ein Grund warum ich Vegetarier bin und möglichst viel pflanzlich esse. Man könnte schon viel Tierleid reduzieren, wenn jeder zumindest seinen Fleischkonsum reduzieren würde.

Und zum Schluss sollte auch noch erwähnt werden, dass man eine Menge Co2 einsparen kann, wenn man weniger tierische Produkte konsumiert.

Anstatt nur für einen Monat an der Aktion Veganuary teilzunehmen, ermutige ich lieber dazu dauerhaft mehr Obst und Gemüse zu Essen und Fastfood und ungesundes Essen zu reduzieren.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Extrinsische Motivation, sei es durch ein willkürliches Datum oder irgendwelche Social-Media-Schlagworte, funktioniert bei mir seit jeher ganz schlecht. "Früher", als bekanntlich alles besser war :wink: , gab es Fastenzeiten, auch wenn diese eher der spirituellen als der gesundheitlichen "Umkehr" dienten, wobei die Grenzen zwischen Religion und gesunder Ernährung sowieso schon ziemlich fließend sind.

Und ganz unabhängig von Spiritualität oder irgendwelchen Vorsätzen geht es etlichen Zeitgenossen so, dass sie zwischen Weihnachten und Neujahr anständig über die Stränge schlagen und den Januar dann dazu hernehmen, Verdauung und Leberwerte wieder auf Normalnull zu regulieren.

Auf mich trifft beides nur in sehr begrenztem Rahmen zu. Weder bedeutet mir die Fastenzeit vor Ostern sonderlich viel, noch habe ich das Bedürfnis, den sonst recht ereignislosen Januar für kurz- oder langfristige "gesunde" Ernährung herzunehmen, egal ob "dry" oder vegan, privat oder öffentlich kundgetan.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



bambi7 hat geschrieben:Zuletzt habe ich in einem wissenschaftlichen Podcast gehört, dass durchaus bereits schon wenige Wochen bis Monat vegane Ernährung die Gesundheit beeinflussen können, was auch im Blutbild oder EKG nachzuweisen ist.

Das halte ich für eine ziemlich unwissenschaftliche Aussage. Man kann sich sehr ausgewogen mit tierischen Lebensmitteln ernähren und sehr unausgewogen ohne. Der Trend zu immer mehr hoch verarbeiteten veganen Produkten macht es wahrscheinlich sogar einfacher sich unausgewogen zu ernähren und dabei zu glauben, dass das total "gesund" sei.

Ich denke auch nicht, dass der Mythos von der super gesunden veganen Ernährungsweise langfristig eine gute Motivation ist, vor allem wenn man eben gar nichts davon mitbekommt und der Placeboeffekt verpufft ist.

Die beste Motivation sind meiner Meinung nach immer noch Alternativen, die gut schmecken, einfach zugänglich und bezahlbar sind. Es gibt viele Menschen, die inzwischen einfach deshalb eine Pflanzenmilch in ihrem Kaffee trinken weil sie in fast jedem Supermarkt erhältlich ist und einen ähnlichen Preis hat wie die Kuhmilch. Da ist es sehr leicht etwas fürs Klima zu tun.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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