Altpapier sammeln und verkaufen - lohnt es sich?
In meinem Umfeld leben so einige Überlebungskünstler/-innen, die sich in finanziell schwierigen Situationen durchaus zu helfen wissen. Auf so manche Idee wäre jedoch auch ich bisher nicht so wirklich gekommen, und eine ist aktuell bei uns in aller Munde. Nämlich das Sammeln und Verkaufen von Altpapier.
Für mich ist in finanziell gut gesitteten Situationen sicherlich einfach reden, da ich das Altpapier einfach gesammelt in den Altpapier-Container werfe, aber meine Bekannten schwören darauf, dass dahinter auch viel Bares stecken würde.
Aus diesem Anlass sammeln sie ihr eigenes Altpapier und baten uns alle nun, dass wir unseres ihnen wenigstens geben würden. Sie würden es bei uns abholen und dann entsprechend zu den Stellen bringen, wo sie pro Kilogramm Altpapier eben eine Summe X erhalten würden.
Im WWW steht durchaus einiges, was die Möglichkeiten angeht, um mit dem Altpapier Geld zu verdienen, aber so richtig werde ich daraus wirklich nicht schlau. Daher frage ich mich schon, ob es sich bei den aktuellen Preisen denn wirklich als lohnenswert herausstellen kann, das eigene Altpapier und das anderer Leute zu sammeln und zu verkaufen? Glaubt Ihr, dass dies als Einnahmequelle hilfreich ist oder sind es wahrlich nur geringe Centbeträge, die man damit sammeln kann?
Bei uns gibt es 5 Cent pro Kilogramm. Woher ich das weiß? Ich habe nachgesehen, da mein Altpapier tatsächlich auch im Müll landet und nicht gesammelt wird. Das Problem sehe ich einfach darin, dass man das ja irgendwo lagern muss und ich hätte ungern Papierstapel und ähnliches herum liegen.
Ich kann schon verstehen, dass die Menschen nun nach jedem Strohhalm greifen, aber ich finde in dem Fall macht das wenig Sinn. Immerhin muss man ja auch hinfahren und es abgeben. Das kostet dann ja auch wieder Geld, weil man Sprit verfährt oder Zeit verballert.
Ich müsste über 70 Kilometer fahren, um Altpapier gegen Geld loszuwerden. Und das wären dann 4 Cent pro Kilogramm. Selbst wenn ich das Auto bis unter das Dach vollpacke und gerade so Platz für den Fahrer lasse, kostet die Fahrt mehr, als man ansatzweise als Erlös erhalten kann. Folglich wandert unser Altpapier in die entsprechende Tonne neben dem Haus. Dafür bekommt man zwar kein Geld, aber die Leerung der blauen Tonne kostet nichts und es fallen für das Papier wenigstens nicht die hohen Preise für Restmüll an.
Bei uns gibt es aktuell 10 Cent pro Kilogramm Altpapier und ja wir sammeln das auch und bringen es zwei Mal im Jahr weg. Zumal unsere Ankaufstelle noch ein Bonusprogramm bietet, wo es noch extra Geld gibt, wenn man eine Tonne gesammelt hat. Das wird auf einer Karte vermerkt, so dass man das in mehreren Einzellieferungen bringen kann.
Auch die Kindergärten und Grundschulen sammeln hier Altpapier und das Geld dafür wird von den jeweiligen Fördervereinen verwaltet. Bis vor ein paar Jahren gab es da sogar noch einen Wettbewerb, welcher noch mal eine dicke Geldprämie brachte.
Als meine Tochter noch an der Oberschule war, hat ihre Klasse da auch immer fleißig gesammelt. Mit den Geldern aus den sechs Schuljahren konnten wir mehrere Schuljahresabschlussfeiern und auch den Abschluss nach der 10. Klasse davon finanzieren, so dass die Eltern da nicht noch mal Geld auf den Tisch packen mussten.
Für mich lohnt sich das nicht. Ich müsste lange sammeln, um überhaupt ein Kilo zusammen zu bekommen. Bei mir fällt fast kein Altpapier an. Ich wüsste auch nicht, wie ich das in großen Mengen transportieren sollte. Wenn es ums Geld geht, dann gibt es doch einfachere Methoden, um Centbeträge anzusparen. Eine Tasse Kaffee kostet ungefähr 10 Cent, wenn ich ihn selber mache. Wenn ich die Wahl hätte zwischen dem Verzicht auf einer der drei Tassen Kaffee morgen oder die nächsten Wochen zwei Kilo Altpapier irgendwie zu sammeln, dann würde ich eher auf die Tasse Kaffee verzichten oder das Brot in dünnere Scheiben zu schneiden. Ich glaube, dass eine Scheibe Brot bei mir auch ungefähr zehn Cent kostet.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn man zum Beispiel ein Geschäft hat, in dem große Mengen Papier anfallen, man genug Platz hat, es zu lagern, die Anfahrt zu dem entsprechenden Händler so nebenher erledigt werden kann und man es eh irgendwie loswerden muss, vielleicht in einem zusätzlichen Container, der etwas kosten würde. Aber für mich gäbe es einfachere Möglichkeiten, Centbeträge zu verdienen beziehungsweise zu sparen, wie zum Beispiel mal eine leere Flasche mitzunehmen, die hier durchaus in der Gegend vor allen Dingen morgens im Park herumliegen.
Ich glaube nicht, dass man hier von "Geld verdienen" sprechen kann. Schließlich muss der Müll auch gelagert und transportiert werden, und wer mit Centbeträgen herumknapsen muss, wird sich wohl kaum einen eigenen Altpapierraum leisten können, wo mal eben eine Tonne alte Zeitungen vor sich hin staubt.
Wie viele Kubikmeter sind das eigentlich? Privatleute haben ja für gewöhnlich keine Müllpresse daheim, um das Zeug zu verdichten. Und derartige Mengen sind wohl auch kaum auf dem Fahrradgepäckträger zu transportieren, sprich, man müsste sich mindestens ein Auto leihen und der Sprit kostet auch was. So würden sich die Centbeträge in meinen Augen schnell gegeneinander aufrechnen.
Bei uns auf dem Dorfe sammelt die Vereinsjugend einmal im Monat mit Traktor und Anhänger Altpapier an den Haustüren ein. Aber dabei geht es auch eher um den Spaß an der Sache, das Gemeinschaftsding und vielleicht ein paar Euro für die Vereinskasse. Die jungen Leute sind auch immer eifrig bei der Sache, aber wenn man denen auch nur Mindestlohn zahlen würde, wäre es wahrscheinlich schon wieder ein Verlustgeschäft.
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