Bewerbungen ohne Fotos - mehr positive Resonanzen?
Für viele Jugendliche in meinem Umfeld begann kürzlich die heiße Bewerbungsphase für das kommende Jahr, gerade auch was die Dualstudien anging. Einige Zeitfenster schließen Ende Januar, Februar und März, sodass die Jugendlichen natürlich reichlich Bewerbungen schreiben mussten.
Dabei waren die Vorgehensweisen der Jugendlichen unterschiedlicher denn je. Einige haben ganz gezielt ihre Fotos weggelassen, weil sie annehmen, dass sie dadurch bessere Karten haben. Sie gehen davon aus, dass der erste Eindruck so nur die reine Bewerbung betrifft und nicht ihrem Äußeren.
Während andere ganz klar nach dem Motto: „Keiner kauft, die Katze im Sack“ vorgingen und ihr Bewerbungsfoto anklebten. Sie waren teilweise der Meinung, dass potenzielle Arbeitgeber/-innen eben wissen möchten, mit wem sie es zu tun haben.
Auffällig wurde es jedoch bei den Rückmeldungen, sodass ich tatsächlich zugeben muss, dass jene, die kein Foto dabei hatten, wesentlich häufiger ein Vorstellungsgespräch als all jene, die keines hatten. Das mag Zufall gewesen sein, aber wir fanden das alle sehr auffällig. Auch war die Anzahl jener potenzieller Arbeitgeber/-innen größer, die wenigstens eine Absage versandt haben.
Nun kann dieser Eindruck natürlich nicht statistisch haltbar gemacht werden, weil es nur unsere Resonanz war, die wir mit den Jugendlichen bekommen haben. Doch wenn Ihr Euch mit oder ohne Fotos beworben habt, welche positiven oder negativen Auffälligkeiten habt Ihr da machen dürfen? Gab es mit Fotos weniger Vorstellungsgespräche und Absagen als ohne Fotos? Was denkt Ihr im Allgemeinen darüber?
Ich glaube, wenn man an sich gute Referenzen hat, dann bedarf es keinem Bild. Wenn man aber vielleicht nicht ganz so gute Noten hat, dann würde ich eher auf ein Bild setzen, damit man zeigt, dass man eigentlich eine sympathische Person ist und dann einen anderen Eindruck zu vermitteln. Ich finde es ohne Bild auch besser, weil es da rein auf Fakten ankommt und nicht nach dem Aussehen entschieden wird.
Ich habe im Rahmen von Praktika und auch in meiner jetzigen Tätigkeit schon in Personalabteilungen mitgearbeitet bzw. guten Kontakt zu den Personalern gehabt. Interessanterweise kann ich meine Erkenntnisse daraus überhaupt nicht pauschalisieren, da jeder Arbeitgeber anders agiert hat. Während die eine Firma Bewerbungen sogar sofort aussortiert hat, wenn das Foto gefehlt hat, hat mir die jetzige Personalerin z.B. gesagt, dass sie sich das Foto als aller letztes ansieht. Für sie ist das Anschreiben/die Motivation der Bewerbung der gewichtigste Punkt der Bewerbung, anschließend folgen die Kenntnisse und Berufserfahrungen und erst dann macht sie sich ein optisches Bild von der Person. Bewerbungen ohne Foto sind bei ihr kein Ausschlusskriterium.
Ich persönlich denke schon, dass so ein Foto eine Bewerbung positiv unterstützen kann, aber auch die ganze Bewerbung kaputt machen kann. Ich habe schon viele Fotos gesehen bei denen ich mir dachte, das hätte ich lieber mal ganz weggelassen. Aber auch da entscheidet manchmal vielleicht auch der individuelle Geschmack bzw. die Vorstellungen und Erwartungen, die man an den zukünftigen Kollegen hat. Die oben genannte Personalerin war z.B. begeistert von einem Foto mit Bergen im Hintergrund, wo man normalerweise sagen würde, so ein privates Urlaubfotos geht doch gar nicht als Bewerbungsfoto. Der Personalerin war der Hintergrund völlig egal, ihr gefiel die natürliche und sympathische Ausstrahlung der Person.
Abschließend kann ich noch von meinen eigenen Erfahrungen berichten: In meiner letzten Bewerbungsphase habe ich die Fotos auch weggelassen. Mein Grund dafür war, dass ich mir auf Bewerbungsfotos nie gefalle und finde, dass meine Ausstrahlung da tatsächlich nie wirklich rüberkommt. Ich habe versucht ein gutes Bewerbungsschreiben abzugeben und habe tatsächlich auch sehr viele Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommen. Ich weiß nicht, ob ein vorhandenes Foto daran was geändert hätte, aber ich hatte zumindest nicht das Gefühl, dass es mir geschadet hat das Foto wegzulassen.
Ich denke, dass das Foto eher wenig Einfluss auf die Bewerbung hat. Ein seriöser Arbeitgeber sucht einen guten Mitarbeiter und hier ist das äußere Erscheinungsbild in den meisten Fällen nicht das Wichtigste. Von daher ist der Erfolg der Bewerbung wahrscheinlich im wesentlichen von anderen Faktoren abhängig.
Ob das Weglassen des Fotos eine positive Wirkung hat, lässt sich nur schwer untersuchen. Wenn man sich besonders auf das Foto oder auf das Weglassen des Fotos konzentriert, wird man schnell zu falschen Rückschlüssen verleitet. Wenn ein Bewerber ohne Foto eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen hat, heißt das noch lange nicht, dass das am fehlendem Foto lag. Es kann viele andere Gründe haben, warum der Arbeitgeber einen guten Eindruck von der Bewerbung hatte.
Um ein einigermaßen Aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen, müssten sich eine große Anzahl von Bewerben mit ungefähr gleicher Qualifikation und gleichen Aufbau der Bewerbung einmal mit und ohne Foto für den gleichen Beruf bewerben. Es wäre ein ziemlich großer Aufwand, weil man noch weitere Rahmenbedingen für die Untersuchung ausarbeiten müsste, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten.
Ich denke, dass man sich diesen Aufwand jedoch sparen kann. Ich würde lieber individuell vorgehen und dann entscheiden ob ein Foto vorteilhaft oder nicht. Zunächst kommt es auf den Beruf an. Für einen Beruf im Büro ohne Kundenkontakt ist vor allem die Qualifikation wichtig. Hier könnte ein Foto sogar ablenken. Bei anderen Berufen ist das äußere Erscheinungsbild dagegen sehr wichtig. Hier sollte man das Foto lieber nicht weglassen. Dann kommt es natürlich auch darauf an, wie gut das Foto ist, was man gerade zur Hand hat.
Ein Foto kann aber auch als Chance betrachtet werden, um einen ersten positiven Eindruck zu erwecken. Eine pauschale Anleitung für ein gutes Foto gibt es nicht. Das Foto sollte die eigene Persönlichkeit gut wiedergeben und zum Beruf passen.
Viele denken, dass sie kein gutes äußeres Erscheinungsbild haben und lassen das Foto lieber weg. Ich denke aber, dass eine gute Ausstrahlung von innen kommt. Ich persönlich finde ein gesundes Selbstbewusstsein und die Nächstenliebe besonders wichtig. Jemand der seinen Nächsten wertschätzt, hat auch eine sympathische Ausstrahlung. Wenn man an diesen Eigenschaften arbeitet, verändert sich die Ausstrahlung langfristig zum Positiven und ich denke das man dies auch auf dem Foto sieht.
Fazit: Letztendlich gibt es auf deine Frage keine eindeutige Antwort, weil es einfach zu viele Faktoren und Blickwinkel gibt. Hier sollte jeder seinen eigenen Weg finden. Aber auf jeden Fall sollte man sich ausreichend Zeit für das Thema lassen.
Wenn es nach mir ginge, wären Bewerbungen ohne Fotos schon längst Standard, wenn man von den offensichtlichen Ausnahmen wie, was weiß ich, Varieté-Tänzerin mal absieht. Ich finde es nämlich schon reichlich gewagt, aus einem Foto Schlüsse auf die "sympathische" oder sonst wie positive Art der Bewerbung zu ziehen.
Dass konventionell attraktive Menschen generell positiver bewertet werden, also für "offener", klüger, wertschätzender, engagierter und so weiter gehalten werden, obwohl sie objektiv gesehen nur hübscher sind, ist ein allgemein bekannter Fall der positiven Diskriminierung. Und nicht jeder kann sich wirklich gute Bewerbungsfotos leisten oder sieht ehrlich gesagt auf Fotos gut aus. Ein offenes, sympathisches Zahnpasta Lächeln ist beispielsweise einfacher zu erzeugen, wenn man keine schiefen Zähne hat. Und bei Frauen kommt auch noch das Händchen fürs Make-up hinzu, ohne das es bekanntlich nicht geht, aber natürlich soll alles ganz natürlich aussehen.
Da spielen für mich zu viele Faktoren hinein, die über die Qualifikation gar nichts aussagen und nur die Leute bevorzugen, die sowieso schon meistens bevorzugt werden, weil sie einen angenehmeren Anblick bieten als irgendein Zausel mit Halbglatze oder ohne Augenbrauen.
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