Online-Depressionen verbreiteter als man denkt?

vom 05.03.2018, 12:38 Uhr

Ich habe heute zum ersten Mal davon gehört, dass es Online-Depressionen geben soll. So bezeichnet man wohl Depressionen, die hauptsächlich durch Social Media entstehen können. Die Betroffenen bekommen wohl eine Art Depressionen, wenn ihre Beiträge bei Facebook und Co nicht ausreichend Likes erhalten oder eben sogar mal keine.

Die Betroffenen wären dann teils so angespannt, dass es zu Verspannungen in Rücken und Nacken kommt und auch der Kiefer betroffen sein kann. Eine Frau hat berichtet, dass sie dies hatte und sogar einen Tinnitus dadurch bekommen hat. Sie meinte, dass sie sich letztendlich aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen hätte, da doch der Druck einfach zu groß wurde. Sie meinte, dass sie ständig Bestätigung im Netz gesucht hätte.

Habt ihr schon davon gehört, dass es die Online-Depression gibt? Kennt ihr vielleicht selbst jemanden, der davon betroffen war? Ist es doch verbreiteter als man denkt? Kommt dies bisher nur einfach noch nicht so an die Öffentlichkeit?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde das nicht als Depression sehen. Vor allem, im ganzen World Wide Web ist nicht ein Treffer über "Online-Depressionen". Ich würde sagen, dass du da bestimmt was falsch verstanden hast. Denn diese Symptome, die du beschreibst sind eher durch falsche Haltung, wenn man am PC sitzt oder ständig auf das Smartphone schaut. Aber dass das Symptome von Depressionen sind, wäre mir neu.

Sicher kann es Stress bedeuten, wenn man die Erwartungen hoch schraubt, Aber das ist dann noch lange keine Depression, die du "Online-Depression" getauft hast. Für mich ist das einfach eher eine Sucht nach mehr und das hat mit Depressionen wenig zu tun.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also ich habe schon öfter Begriffe wie "social media depression" oder "cyber-depression" gelesen, die im Prinzip genau das gleiche wie "Online-Depression" bezeichnen. Es ist aber wohl so, dass es eher um eine online Sucht als um eine Depression geht, wobei die Übergänge oder Überschneidungen da aber sicher fließend sind. Psychische Erkrankungen können ja einer Sucht zu Grunde liegen und eine Sucht kann auch zu psychischen Erkrankungen führen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Mir ist nun auch nicht ganz klar, was unter dem Begriff "Online-Depression" eigentlich wirklich verstanden wird. Allerdings finde ich unabhängig davon die Bezeichnung irreführend, denn für mich gibt es keine psychische Erkrankung, die rein im Cyberspace existiert.

Klar gibt es in Zeiten wie unseren, die durch Social Media geprägt und zum Teil auch gravierend beeinflusst werden, mehr und mehr Phänomene wie Cyber-Mobbing, gezielte Angriffe auf andere Personen im virtuellen Raum und Leistungsdruck, den man sich selbst durch private Seiten auferlegt. Das Resultat daraus kann das Ausmaß einer manifesten Depression, Angst- oder Zwangsstörung erreichen aber dann sprechen wir eben auch von der entsprechenden Störung und sehen, dass sich diese in der realen Welt ausprägt. Niemand hat Depressionen, solange er am PC sitzt, und ist dann quietschfidel und wundergeheilt, sobald der Apparat ausgeschaltet ist und derjenige zur Schule, Arbeit oder zum Sportverein geht.

Die psychischen Folgen und die Belastungen beeinträchtigen einen ja auch im Offline-Alltag, und genau da sehe ich den kritischen und springenden Punkt. Viele Leute finden es schwer, zu glauben, dass einem negative Erfahrungen auf einer virtuellen Plattform und mit Menschen, die man nie persönlich kennengelernt hat, so zusetzen können, dass man dadurch psychisch krank wird. Aber in unserem Zeitalter, in dem das Internet ein fester Bestandteil des Alltags geworden ist, nimmt unsere Onlinezeit teilweise genauso einen wichtigen Anteil unseres Lebens ein wie Beruf, Familie und Hobby.

Mich wundert es da nicht, dass vor allem junge Menschen, die von Facebook über WhatsApp und Instagram jedem neuen Trend im Web nachlaufen, auch zunehmend Opfer von Online-Mobbing und ähnlichen Dingen werden und dass dementsprechend die Rate an dadurch verursachten Depressionen ansteigt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mir ist der Begriff auch neu, aber dass ein Übermaß an Social Media gerade bei jüngeren und/oder leicht beeinflussbaren Mitmenschen zu psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen führen kann, ist mir nicht neu und leuchtet mir auch ein. Facebook allein hat angeblich 2 Milliarden Mitglieder(!) und ist seit 2004 online, sodass es sich weder um ein nagelneues und nur punktuell auftretendes Phänomen handelt. Sprich, man hat schon einiges zum Forschen, um die Vor- und Nachteile, anderen Leuten Bilder von seinem Essen/Make-up/Hund/Tattoo zeigen zu können und diese zu kommentieren, zu analysieren und zu bewerten.

Ich selber halte mich von Social Media aller Art fern. Ich bin knapp über die Altersgrenze der Generation gerutscht, für die Internet so natürlich ist wie Atmen, und ich verbringe sowieso schon genug Zeit vor dem Rechner. Natürlich verpasse ich bestimmt auch einiges an Vorteilen, wenn ich mich von allen sozialen Netzwerken mehr oder weniger fernhalte, aber dafür wird mir auch nicht ständig vor Augen geführt, was für ein tolles Leben meine Mitmenschen zu haben scheinen.

Zum Großteil betrachte ich die Inhalte von Social Media als Nährboden für Narzissmus, Vorurteile und Minderwertigkeitskomplexe, und das brauche ich nicht wirklich. Wer aber nicht so ganz rafft, dass vieles, was da verbreitet wird, vom perfekten Frühstück bis hin zum perfekt ausgeleuchteten "Bin gerade aufgewacht und völlig verstrubbelt! Und ungeschminkt! Gähn! :girl1:"-Selfie schlicht Lügen sind, der schaut natürlich an sich und seinem Leben herunter und ist unglücklich.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Die ganzen Filter, die Onlinescheinwelt und die vermeintliche Perfektion auf sozialen Netzwerken kann auf jeden Fall einen großen Druck auslösen und damit auch psychische Erkrankungen verursachen. Wenn man sich den ganzen Tag in einem Bereich bewegt und seine Außenwelt immer weniger beachtet, dann bewertet man die Dinge auch ganz anders und redet sich dann ein, schlechter zu sein.

Wobei diese Form der Depression mit einer Sucht einhergehen dürfte. Immerhin muss man dafür auch ständig online sein, also besteht da auch ein gewisses Potenzial einer Sucht. Es gibt aber sogar Menschen, die sich umbringen, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten können, Menschen die sich operieren lassen, weil sie perfekt aussehen wollen. Der Druck ist hoch, wenn man sich von solchen Dingen beeinflussen lässt. Wichtig ist dann sich Hilfe zu holen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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