Wieviel Sinn macht eine Steuersenkung auf Lebensmittel?
Steuersenkungen für Grundnahrungsmittel werden schon seit letztem Jahr heiß diskutiert. Laut Agrarminister Özdemir gehen die Prognosen zwar von einer sinkenden Inflationsrate aus, allerdings bleibt es trotzdem weiterhin bei zu hohen Preisen für Lebensmittel.
Spaniens Regierung hat die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Brot und Milch zum Jahresende nun vorübergehend ausgesetzt. Laut Özdemir sollte sich auch die deutsche Bundesregierung daran ein Beispiel nehmen. Gute Ernährung dürfe laut ihm nicht am Geldbeutel scheitern. Derzeit liegt der Steuersatz für die betreffenden Lebensmittel bei 7% in Deutschland.
Das Bundesfinanzministerium dagegen habe dafür keine Pläne. Die Preisbremse im Energiesektor würde auch indirekt der Lebensmittelindustrie helfen (wie Bauern, Metzgern und Bäckern) und solle wohl ausreichen.
Ich persönlich befürworte grundsätzlich jede Entlastung der Bürger, bezweifle allerdings, dass ein Steuerverzicht auf diese Lebensmittel tatsächlich viel Sinn macht bzw. eine große Entlastung darstellt. Sieben Prozent Ersparnis sind nämlich in meinen Augen auch nur ein minimaler Tropfen auf den heißen Stein, bei einem monatlichen Einkauf einer Einzelperson von Obst und Gemüse in Höhe von 100,- Euro entspräche das ja z.B. auch "nur" 7,- Euro.
Wieviel Sinn macht eurer Meinung nach eine Steuersenkung bzw. Aussetzung der Steuer auf Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte? Gäbe es in euren Augen eine bessere Lösung/Entlastungsidee was die Lebensmitteleinkäufe angeht?
Ich finde man sollte weniger die Leute entlasten, sondern eher mal den Bauern und Herstellern von Ware. Immerhin müssen die ihre Waren wirklich sehr günstig abgeben und haben selber hohe Kosten. Eine wirkliche Entlastung erfahren sie nicht, sondern immer nur mehr Druck und das kann und sollte nicht sein. Es würde sicherlich auch den ein oder anderen Menschen etwas entlasten, wenn man das mit der Steuer machen würde, aber wie du schon festgestellt hast, ist das wirklich wenig.
Die Lebensmittel sind zu teuer? Sorry, aber wir haben noch nicht mal bei allen Lebensmitteln den realen Warenwert erreicht. Nehmen wir nur mal ein Stück Butter. Um 250 Gramm Butter herzustellen werden rund 5 Liter Milch benötigt. Der Liter Milch wird dem Bauern aktuell für rund 60 Cent abgekauft. Damit haben wir 3 Euro allein für die Milch. Verkauft wird die Butter zu einem Preis von 2,30 bis 2,50 Euro im untersten Preissegment. Also müsste sie mindestens 3 Euro kosten, um den Bauern zu bezahlen. Da sind dann aber noch kein Transport der Rohmlich, die Produktion und dergleichen bezahlt.
Deutschland wurde über Jahre von einem großen Discounter in Sachen Preise verwöhnt. Dieser Discounter drückte die Preise bei den Herstellern, dass vieles für sie ein Minusgeschäft war. Andere Discounter und auch Supermärkte mussten da Schritt halten.
Der Anstieg der Lebensmittelpreise begann schon 2021 als dieser Discounter anfing von seinem Billigimage wegzukommen, seinen Vertragspartnern höhere Preise anbot und so weiter. Entsprechend konnten die anderen Ketten nachziehen und die Preisspirale begann sich zu drehen. Dabei kam der Krieg in der Ukraine noch dazu, welcher entsprechend genutzt wurde, um die Preise wieder erhöhen. Deutschland ist nämlich gar nicht so von diesem Land abhängig, dass irgendwelche Engpässe hätten entstehen können. Das ist war reine Kalkulation.
Später kam die Mindestlohnerhöhung, welche sich natürlich auch wieder auf die Preise niedergeschlagen hat. Und dann will man das Volk mit einer Steuersenkung beschenken? Hatten wir doch schon für ein halbes Jahr und was hat es gebracht? Einen großen Aufwand für die Unternehmen, aber unter dem Strich eine Nullnummer.
Man kann nicht auf der einen Seite immer höhere Verdienste fordern, aber dann nicht bereit sein, die Folgen dafür zu bezahlen. Wenn also Löhne steigen, ist nur eine normale wirtschaftliche Rechnung, wenn auch die Produkte und Dienstleistungen im Preis steigen. Und eine Steuersenkung würde nur kurzzeitig günstigere Preise bedeuten. Diese würden aber recht schnell wieder angepasst und man nimmt als Unternehmen den höheren Gewinn mit. Einfach aus der Tatsache heraus, weil man weiß, dass die Leute auf die Lebensmittel einfach angewiesen sind.
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