Mit Medikamenten-Flohmarkt Engpässe überwinden?
Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt ist mit einem kuriosen Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen und regte zur Beilegung einer gewissen Arzneimittelknappheit, eine Art Flohmärkte für Medikamente an. Er beschrieb derartige Aktivitäten als eine Art der Nachbarschaftshilfe und der Solidarität unter den Bürgern. War bestimmt ganz gut gemeint, aber mittlerweile ging dieser Vorschlag wohl voll nach hinten los, denn Reinhardt erntet nur noch Spott und Kritik. Habt ihr diesen Flohmarkt-Vorschlag auch mitbekommen und was haltet ihr denn davon? Was spräche denn dafür und was dagegen?
Ist das überhaupt legal? Also ich meine nicht, wenn ich dem Nachbarn mit zwei Aspirin über seinen Kater hinweghelfe, aber bei verschreibungspflichtigen Medikamenten? Ich würde jedenfalls niemandem meine halb volle Packung Antibiotikum in die Hand drücken. Die wird mit Sicherheit irgendwann im Sondermüll landen und eigentlich bin ich gegen Verschwendung, aber ich bin ja auch nicht qualifiziert in einer Apotheke hinter dem Tresen zu stehen, also auch dafür nicht.
Wenn man solche Sachen aber zur Apotheke bringen könnte und dann würde jemand qualifiziertes die Medikamente prüfen und dann mit Rezept und Beratung und so weiter weitergeben, warum nicht? Es landen so viele Medikamente im Müll bei uns.
Wenn der Präsident der Bundesärztekammer auf so eine Idee kommt, gehört der Mann erst mal selbst medizinisch durchgecheckt, ob noch alles rattert im Oberstübchen.
Wenn ich in der Apotheke auch nur Nasenspray besorge, kriege ich jedes Mal einen Vortrag, aber trotzdem ist es auf einmal voll okay, auch so ein bisschen den Chemibaukasten mit anderen Leuten zu teilen und einen regen Tauschhandel mit Vaters abgelaufenem Tilidin zu betreiben. Und wir reden ja anscheinend nicht nur von einer Schmerztablette ausnahmsweise, sondern von durchaus potentem Zeug. Gut, viele Behandlungen würden sich dadurch bestimmt von alleine erledigen, weil man die Leute nur noch rauszutragen braucht. Das spräche schon mal dafür.
Dazu kommt noch, wie auch die Seuche bewiesen hat, dass die meisten Menschen hierzulande kaum eine Ahnung zu haben scheinen, wieso sie welche Medikamente nehmen und schon gar nicht, wie diese wirken. Du weißt ja auch gar nicht, ob die Arzneimittel richtig gelagert wurden. Wenn also nur Tabletten "für den Blutdruck" oder "für die Schilddrüse" blindlings eingeworfen werden, weil der Nachbar zwar eine ganz andere Krankheit hat, oder noch ein paar Schachteln von Oma selig im Nachttisch gefunden wurden, dann gute Nacht.
Woher kann man wissen, dass die Medikamente ordnungsgemäß gelagert wurden? Wer überprüft bei einem Medikamenten-Flohmarkt, ob das Mindesthaltbarkeitsdatum der Medikamente nicht überschritten wurde oder muss man sich selbst darum kümmern, wenn man schon krank und verzweifelt so einen Medikamenten-Flohmarkt aufsucht? Das wird doch nie funktionieren. Dieser Vorschlag ist sehr merkwürdig.
Ich halte solch einen Medikamenten-Flohmarkt für gefährlich, auch wenn ich ganz genau weiß. dass viele Menschen jetzt schon munter Medikamente untereinander tauschen und einnehmen. Da fällt es dann auch erst auf, wenn man beim Arzt auftaucht und schildert, dass man die abgelaufenen Schilddrüsentabletten von Oma Ilse gefunden hat und "es ja nichts schaden kann", weil man eh das Gefühl hat, dass man Schilddrüsenprobleme hat.
Mir wurden sogar mal von Ersthelfern ein Asthmaspray angeboten, welches nicht meiner Dosierung entsprach, als ich mal einen Anfall hatte. Das habe ich natürlich abgelehnt und lieber auf den Notarzt gewartet, aber das gibt die Leichtfertigkeit des Anbietens von Medikamenten einfach recht gut wieder.
Karl Lauterbach meint es bestimmt gut mit seiner Idee und bei manchen Medikamenten mag es auch funktionieren, aber die Leute interessieren sich nicht für das Thema und lesen keine Verpackungsbeilage, wissen nicht genau wofür das Medikament eigentlich ist und sind eigentlich recht leichtfertig im Umgang damit.
So generiert Karl den Krankenhäusern Kunden und ich will nicht wissen, wie viele Intoxikationen auf das Konto eines solchen Tausches gehen. Wenn es nur der Fiebersaft des gleichen Herstellers, den man sonst auch nutzt, ist, ist dies kein Ding, aber was passiert, wenn nun munter Neuroleptika untereinander getauscht würden, so nach dem Motto "Hier nimm mal, dadurch bin ich auch deutlich ruhiger und entspannter".
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