Was ist ein Schulabschluss heutzutage noch wert?
Schon früh wird suggeriert, dass Menschen ohne Schulabschluss keine Chance auf ein erfolgreiches und gutes Leben haben werden, man also nichts aus sich machen kann. Doch heutzutage gibt es auch sehr viele Arbeitsmöglichkeiten, wo man ohne Schulabschluss oder ohne Lehrabschluss arbeiten kann, beispielsweise im Callcenter oder Animationsbereich. Im Callcenter kann man sogar zum Teamleiter und im Animationsbereich zum Chefanimateur aufsteigen. Karrierechancen sind also immer da. Was ist also ein Schulabschluss heute noch wert? Schließlich fragt nach Jahren eh keiner mehr danach.
Natürlich, wenn du sicher sein kannst, dein ganzes Leben mit wenig Geld und - mit Verlaub gesagt - Scheißjobs zufrieden zu sein, ist ein "Schulabschluss" natürlich reine Zeitverschwendung. Teamleiter in einem Callcenter oder Chatmoderation sind selbstverständlich wahre Goldgruben. So manche Jobs für gering Qualifizierte sind allerdings körperlich auch sehr anstrengend.
Dann bist du nach 25 Jahren als Hilfskraft auf dem Bau völlig im Eimer, aber das passt ja, weil du vom Mindestlohn locker eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen konntest und deine Eigentumswohnung ist auch schon abbezahlt. Und sich einen anderen Job oder eine andere Branche zu suchen ist ja auch so einfach, wer braucht da schon Qualifikationen?
Und manche Leute werden eben auch älter. Mit 25, am Ende sogar noch mit Unterstützung durch Mama und Papa ist es vielleicht sogar ganz attraktiv, zu jobben und sich mit Hilfsarbeiten durchzuschlagen, weil man eben auch mehr Freiheit hat. Aber für mich zumindest wäre es doch minimal frustrierend, mich mit 50 oder 60 immer noch mit 20Jährigen darum zu balgen, in einer Kneipe bedienen zu dürfen.
Und was ist eigentlich ein Animateur? Die Leute, die im Cluburlaub die Gäste zu Trinkspielchen anfeuern und Schlager grölen? Das möchte ich auch mal sehen, wenn du 70 bist und nicht in Rente gehen kannst, weil du 50 Jahre lang nur Mindestlohn verdient hast und deshalb der Altersarmut ins Auge blickst. Aber klar ist so ein "Schulabschluss" nur was für Versager.
Es gibt nur sehr wenige Leute, die auch ohne Schulabschluss eine Karriere machen. Ich kenne jemanden, der sich schon als Schüler sehr für Computer interessiert hat und das Gymnasium geschmissen hat, weil er ein Rechenzentrum aufbauen wollte und keine Zeit mehr für die Schule hatte. Und es hat geklappt, er ist jetzt Millionär. Aber das ist die absolute Ausnahme. Auch manche Künstler haben es geschafft, aber tausendmal mehr auch nicht. Man muss sich nur mal Laura Norberg, die Frau vom Wendler, anschauen.
Für die meisten Unternehmen ist selbstverständlich ein Schulabschluss und eine Berufsausbildung oder ein Studium wichtig. Unternehmen gerade im IT-Bereich stellen auch Leute ohne Ausbildung ein, aber die müssen sich sehr viel autodidaktisch beigebracht haben und besondere Fähigkeiten auf dem Gebiet vorweisen können.
Über Animateur und Callcenter muss man ja als Karrieremöglichkeit nicht wirklich ernsthaft diskutieren. Man kann auch Influencer werden und hoffen, dass man sich gegen Tausende KonkurrentInnen durchsetzt und auch im Alter noch als Werbeikone für die neuesten Modehypes gefragt ist.
Natürlich gibt es einige Personen, die ohne Schulabschluss eine steile Karriere gemacht haben. Dazu gehören ja unter anderem auch berühmte Persönlichkeiten. Sogar Albert Einstein soll damals seinen Abschluss auf dem Gymnasium abgebrochen haben aber heutzutage ist das zum Teil nicht viel anders. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass das absolut nicht die Regel ist. In der Schulausbildung geht es viel mehr darum, wesentliche Kompetenzen aufzubauen. Sei es, wie man sich Dinge beibringt, soziale Kontakte miteinander oder einfach Fähigkeiten (bspw. die deutsche Rechtschreibung), die man als Basis für viele Dinge braucht.
Ich denke, dass die meisten Menschen in einem solch jungen Alter auch noch gar nicht bereit wären, wirklich zu "wählen" welchen Berufsweg sie einschlagen wollen und sich dementsprechend nur einschlägig weiterzubilden. Das kann dann maximal von den Eltern so gefördert und vorgelebt werden, was allerdings natürlich nicht überall der Fall ist. Ansonsten ist man dann auch hinsichtlich des Alters nach der "normalen" Schulzeit an einem deutlich weiteren Punkt hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung und damit einhergehenden beruflichen Zielen. Natürlich kann sich das auch immer noch ändern aber man ist zu mindestens etwas bereiter, um für eine potentielle Richtung zu wählen.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Schulabschluss nach wie vor in Unternehmen benachteiligt werden. Da können wirklich sehr gute IT-Nerds in die Firma kommen, welche zuverlässiger und besser arbeiten als die Person mit dem Informatik Master und trotzdem wird der fehlende Abschluss als Argument genutzt um die Gehaltsvorstellungen zu drücken. Irgendwo verstehe ich es auch, da so die objektive Grundlage deutlich schwieriger herzustellen ist und man ja am Anfang nicht weiß, wie gut die Arbeit des Bewerbers ist.
Mit der Zeit denke ich aber auch, dass ein Hocharbeiten ohne Abschluss im richtigen Umfeld durchaus möglich ist. Hierfür braucht es vielmehr den richtigen Arbeitgeber, der entsprechende Chancen auch vergibt und sich nicht auf Personen mit Abschluss beschränkt. Diese Probleme gibt es teilweise schon bei Personengruppen, die zwar einen Abschluss haben, diesen aber mit weniger guten Noten absolviert.
Die genannten Berufe im Eröffnungsbeitrag finde ich persönlich nicht gerade erstrebenswert. Gerede bei Callcentern verdient man wenig, aber muss sich da viel an den Hals knallen lassen. Als Animateur hat man zwar den Vorteil, dass man was von der Welt sehen kann, aber die Berufszeit ist da doch eher begrenzt, weil man eher auf junge attraktive Leute setzt.
In der Gastro sieht das dagegen ohne Abschluss besser aus. Da kann man sich durchaus was aufbauen. Es gibt also Möglichkeiten, aber deswegen ist ein guter bis sehr guter Schulabschluss trotzdem nicht zu unterschätzen. Denn der ist die Grundlage für die weitere Ausbildung und ist dann doch sogar zwingend notwendig.
Punktedieb, warum sollte ein Schulabschluss für die weitere Ausbildung zwingend notwendig sein? Die meisten dualen Ausbildungsberufe setzen überhaupt keinen Schulabschluss voraus. Ob medizinische Fachangestellte oder Maurer: Ein Abschluss ist nicht erforderlich.
Natürlich hat man es mit Schulabschluss leichter und viele potenzielle Ausbildungsbetriebe fordern sogar vergleichsweise hohe Qualifikationen, aber sie dürfen auch Bewerber ohne einen Hauptschulabschluss ausbilden und zur Berufsschule schicken. Man kann schließlich auch im Praktikum oder als ungelernte Hilfskraft überzeugen. Empfehlenswert ist das sicher nicht, aber ohne Schulabschluss keine Ausbildung stimmt einfach nicht.
Für andere Berufe kann man eine einjährige Helferausbildung an einer Fachschule absolvieren. Dazu benötigt man entweder einen Hauptschulabschluss, oder man absolviert erfolgreich ein Eignungsfeststellungverfahren. Mit der einjährigen, die auf die weitere Ausbildung angerechnet wird, kann man eine dreijährige Berufsausbildung machen. So wird man beispielsweise ohne Schulabschluss Pflegefachkraft.
Und nach der Ausbildung kannst du in meinem Bundesland an der Universität ein verwandtes Fach ohne Abitur studieren. Für ein nicht verwandtes Fach steht wieder eine Eignungsfeststellung an. Selbst ohne Abschluss irgendeiner Art geht es mit guter Begründung und erfolgreicher Eignungsfeststellung direkt an die Hochschule. Einfach ist das alles nicht, machbar ist es aber eben schon.
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