Bei Rezensionen niemals die volle Punktzahl geben
Eine Bekannte schreibt viele Rezensionen in Online Shops. Als wir uns da neulich drüber unterhielten, meinte sie, dass sie noch nie 5 Sterne, also die volle Punktzahl gegeben hat, weil sie denkt, dass immer eine Kleinigkeit da ist, die sie nicht so gut findet. Sie meinte, dass die volle Punktzahl kein Produkt wirklich verdient hat.
Ich schreibe auch Rezensionen und ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich sehr selten mal die volle Punktzahl gebe, weil ich auch immer eine Kleinigkeit habe, die dann die volle Sternenzahl nicht rechtfertigen würde. Sei es die Handhabung eines Gerätes oder eben etwas, was einem bei der Handhabung aufgefallen ist, was verbesserungswürdig wäre.
Gebt ihr bei Rezensionen gerne und oft die volle Punktzahl? Oder seid ihr da auch eher zurückhaltend? Wann gebt ihr 5 Sterne oder eben die volle Punktzahl?
Bei mir sind es hauptsächlich Bücher, die ich oft und gerne rezensiere. Dabei gebe ich aber auch nur sehr selten mal einem Buch die vollen fünf Sterne. Ich finde auch, dass es für die volle Punktzahl ein außergewöhnlich tolles Buch sein muss und das findet man eben nur sehr selten. In der letzten Zeit habe ich nur einem Buch diese höchste Bewertung gegeben. Und auch bei anderen Produkten würde ich danach handeln, dass mir das Produkt eben außergewöhnlich gut gefallen muss, damit es eine volle Punktzahl von mir verdient.
Ich vergebe durchaus immer wieder die volle Punktezahl, zumindest wenn das Produkt meinen Erwartungen entspricht. Dabei bin ich aber nicht pingelig oder kleinlich. Also ich würde bei einer "normalen" Bewertung nicht extra nach "Fehlern" suchen. Und ich habe durchaus schon Produkte mit fünf Sternen bewertet, obwohl ich Kleinigkeiten zum Beanstanden hatte. Aber die waren eben wirklich nur gering und haben mich nicht wirklich gestört.
Ich finde es manchmal sogar unpassend, wegen Kleinigkeiten nicht die volle Punktezahl zu vergeben. Gehen wir einmal kurz zum Schulsystem: da gibt es ja auch Noten. Aber ein Test oder eine Schularbeit wird auch dann mit einer 1 also mit einem "sehr gut" beurteilt, wenn kleine Fehler darin enthalten sind. Die dürfen natürlich nicht schwerwiegend sein, aber auch hier werden ja kleine Fehler toleriert. Und so sehe ich das bei Produktbewertungen auch.
Mich haben bereits in der Schule Lehrer genervt, die die Noten mehr oder weniger nach folgendem Prinzip verteilt haben: einen 1er bekommt maximal der liebe Gott, eine 2, wenn man eine außergewöhnlich gute Leistung erbracht hat, eine 3 wenn die Arbeit nur ein paar Fehler hatte und eine 4 wenn es eine durchschnittliche Arbeit war. Alles andere wurde negativ beurteilt. Damit meine ich eben Lehrer, die kaum oder nur äußerst selten eine 1 vergeben haben.
Ich sehe das anders, man kann auch mit kleinen Mängeln eine sehr gute Beurteilung abgeben und so sollte es in vielen Lebensbereichen sein.
Ich rezensiere auch oft und gerne. Und wenn ich denke, es ist angemessen, vergebe ich auch gerne mal die volle Punktzahl. Klar gibt es immer irgendwelche Dinge, die meines Erachtens nicht optimal sind. Aber sobald das Gerät für seinen Zweck voll funktioniert, von guter Qualität ist und auch sonst alles hat, was ich von einer solchen Sache erwarte, dann vergebe ich die volle Punktzahl. Denn was stört es, wenn mir etwa die Verpackung nicht gefällt oder mir das Design nicht ganz zusagt?
Gerade bei Büchern vergebe ich öfters mal alle fünf oder zehn Punkte. Warum sollte ich einen ganzen Punkt, also immerhin 10 oder 20 % der Gesamtwertung abziehen, weil vielleicht ein Wort auf Seite 189 oben falsch geschrieben ist? Das ändert den Gesamteindruck vom Buch doch nicht und wird vielen anderen Lesern kaum auffallen. Wenn ich also der Meinung bin, dass die Sache die volle Punktzahl verdient, dann bekommt es sie auch von mir.
Ja, ich vergebe auch oft die volle Punktzahl. Wenn die Produktbeschreibung dem Produkt entspricht und alles in Ordnung ist, sind meine Erwartungen erfüllt. Sobald ich aber z.B. eine englischsprachige Anleitung für ein ansonsten kompliziert zu handhabendes Produkt bewerte, würde ich dafür einen Punkt abziehen. Ist das Produkt jedoch selbsterklärend, würde ich dafür bis zu einem halben Punkt abziehen. Es ist immer eine Ermessensfrage.
Eigentlich mag ich die Sternchenbewertung nicht, weil erst aus dem Rezensionstext hervorgeht, warum Sterne abgezogen werden. Manchmal vergibt ein Rezensent ja nur 1 Stern, weil das Paket zu spät ankam o.ä. Also ist die Überschrift statt eines Sternchens das mindeste, was prägnant eine Aussage treffen kann.
Ich schreibe eher selten Bewertungen. Aber wenn ich das mache, suche ich nun auf Teufel komm raus das Haar in der Suppe. Was sollte ich auch zum Beispiel bei einer Druckerpatrone finden, was nur vier Sterne rechtfertigen würde? Das mag bei Büchern anders sein. Da habe ich auch ab und an mal einen Roman, der nicht volle Sterne verdient. Aber bei den meisten Bestellungen, die ich tätige, weiß ich was ich will und was ich da auch bekomme.
Ich denke, in jeder Schule gab es mindestens eine Lehrkraft, die prinzipiell keine "Einser" vergeben hat, egal, wie sehr du dich angestrengt hattest. Selbst mein alter Vater hat noch 60 Jahre später den Kopf über einen seiner Lehrer geschüttelt, der gesagt hat: "Eins ist perfekt und perfekt ist nur der liebe Gott!" Auch bei null Fehlern in "Rechnen", wie es damals noch hieß. Da waren Lehrer eben auch noch "der liebe Gott". Und die mag keiner.
Ich schreibe keine Rezensionen, weil mich Prosa über Konsumgegenstände langweilt. Bei einem Gebraucht-Bücher-Tandler, den ich frequentiere, gibt es die automatische Voreinstellung, dass man mit einem Klick bequemlichkeitshalber die volle Sternzahl vergeben kann, wenn alles gepasst hat. Das mache ich meistens, weil, nun ja, alles gepasst hat. Gut, die Empfängerin meines gebrauchten 2-Euro-Schinkens hat mir nicht verbal die Füße geküsst, aber Geld gegen Ware hat funktioniert.
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