Meinungen zu vollautonomen Supermärkten

In München hat nun der erste vollautonome Supermarkt von REWE eröffnet, welcher vollkommen ohne Kassen auskommt. Diese Eröffnung wird von der Politik ziemlich gefeiert, denn so soll Einkaufe noch schneller und ohne Warteschlangen möglich sein. Was haltet ihr denn von solchen vollautonomen Supermärkten? Sind diese rundum begrüßenswert und nur vorteilhaft? Was ist denn mit den Leuten, die kein Smartphone haben, sind diese dann gänzlich außen vor?

München ist nicht der erste. Köln und Berlin waren früher dran. Ich finde das faszinierend und würde das ausprobieren, wenn es sowas in meiner Nähe gäbe. Ohne Smartphone geht das natürlich nicht. Sicherlich könnte man wahrscheinlich durchaus berechtigte Bedenken wegen Datenschutz, digitale Kontrolle und so weiter haben. Aber solange es noch genügend andere Einkaufsmöglichkeiten gibt, sehe ich das nicht so kritisch.

Gesichtserkennung gibt es angeblich nicht. Das glaube ich mal. So ist das für mich nichts wesentlich anderes als die Lidl-Plus-App, nur bequemer. "Nichts anderes als die Lidl-App", damit meine ich natürlich nicht den Einkaufsvorgang, der ist ja ganz anders, sondern das Thema digitale Kontrolle.

Bei diesem Thema bin ich wohl eher konservativ gestrickt. Ehrlich gesagt ist mir ein herkömmlicher Supermarkt mit normalen Kassen lieber, zumal man dort zwischen verschiedenen Bezahlmöglichkeiten auswählen kann und auch Bargeld akzeptiert wird. Eine zu starke Abhängigkeit von digitalen Technologien und funktionierenden Smartphones ist mir eher unangenehm, zumal mein eigenes Smartphone auch immer mal wieder Zicken macht.

Wenn das System gut funktioniert und ausgereift ist, hätte ich kein Problem damit, auf diese Art meinen Bedarf an Alltagsprodukten zu decken. Für mich sind Einkäufe im Supermarkt vor allem lästige Zeitfresser unter Neonlicht mit sehr viel dumm Rumstehen, bis "die zweite Kasse" geöffnet wird. Wenn ich also mir das Anstehen und mit Kleingeld Fummeln spare, ohne dafür daheim mühsam abgleichen zu müssen, ob das System alles richtig erkannt oder mich schon wieder übers Ohr gehauen hat, wäre für mich alles in schönster Ordnung.

Und ja, ohne Smartphone bist du in dieser Hinsicht aufgeschmissen, aber das bist du ja sowieso schon. Ich bin ein Technikmuffel vom Feinsten, aber wenn ich kein Smartphone hätte, gäbe es beispielsweise auch kein Jobticket für mich für die tägliche Zugfahrt. 10 Prozent Rabatt nur mit Online-Ticket! Aber ich mache mir auch keine Gedanken, dass sich diese Art des Einkaufens zu schnell verbreiten und die ganzen Ömchen mit ihrem Kleingeld abhängen wird.

Ich habe eher den Eindruck, dass es sich hier um die ersten zaghaften Gehversuche ins 21. Jahrhundert handelt und wir bestimmt noch 50 Jahre lang bei lebenden Menschen mit Kupfergeld bezahlen können wie schon die alten Römer, damit sich ja niemand über Gebühr mit neuen technischen Möglichkeiten auseinandersetzen muss.

Solche Angebote sind auf dem Land doch oft die einzige Möglichkeit, einen Versorger im Ort zu haben. Da kommt nämlich nicht genug zusammen, um auch nur einen Mitarbeiter zu finanzieren. Stattdessen kommt einmal am Tag jemand vorbei, füllt die Regale auf und legt die Vorbestellungen des Vortags, die nicht im normalen Sortiment vorkommen, zur Abholung bereit. Das Konzept ist da nun wirklich nicht neu und funktioniert.

Das Konzept, dass alles digital läuft, also direkt vom Herausnehmen aus dem Regal und eventuellem wieder Zurücklegen registriert wird, ist meines Wissens nach ziemlich neu. Man packt die Sachen ein und geht ohne weitere Schritte einfach wieder aus dem Supermarkt heraus. Man muss nicht wie bei Tegut etwas einscannen. Ich dachte, dass das neu sei.

Ich habe schon Videos von den Amazon Fresh Supermärkten in den USA gesehen und das ist wirklich extrem praktisch. Man nimmt einfach das, was man will, aus dem Regal und verlässt das Geschäft. Und bekommt dann natürlich eine digitale Abrechnung über das, was abgebucht wurde vom Konto. Selbst wen sehr viel los ist im Geschäft, zum Beispiel fünf Minuten vor Weihnachten, hat man maximal ein kleines bisschen Wartezeit an den Ausgängen.

Ja, natürlich funktioniert das nicht ohne Smartphone. Aber ganz ehrlich, ist das mein Problem wenn andere Leute kein Smartphone haben oder für den Einkauf nutzen wollen? Es wird bei uns mit Sicherheit noch sehr sehr lange Alternativen geben. Genau wie man immer noch sein Bahnticket am Schalter kaufen kann und im Zug von Hand kontrolliert bekommen kann während ich über die App kaufe und mich dort auch anmelde sobald ich meinen Platz gefunden habe.

Man könnte sich natürlich auch fragen, wie das denn mit dem Datenschutz aussieht weil das Einkaufsverhalten mit Sicherheit irgendwo gespeichert und analysiert wird, aber das Argument lasse ich nur bei den wenigsten Leuten gelten. Der ganze Rest hat kein Problem mit Kundenkarten, die irgendwelche Bonuspunkte versprechen, online Shopping oder dem Teilen von privatesten Details in den sozialen Medien.

Was ich mich aber tatsächlich immer frage ist, ob das nicht dazu verleitet mehr zu kaufen. Zumindest am Anfang. Weil die Rechnung ja nicht mehr im direkten Zusammenhang mit dem Kauf steht. Das wird sich wahrscheinlich schnell einpendeln bei den meisten Menschen, genau wie die meisten keine unvernünftigen Einkäufe machen nur weil sie mit Karte bezahlen können, aber ich könnte mir das am Anfang halt vorstellen.

Lupenleser hat geschrieben:Diese Eröffnung wird von der Politik ziemlich gefeiert

Cloudy24 hat geschrieben:IDer ganze Rest hat kein Problem mit Kundenkarten, die irgendwelche Bonuspunkte versprechen, online Shopping oder dem Teilen von privatesten Details in den sozialen Medien.