In welchen Ländern sind Trinkgelder unüblich?
In einem Artikel wurde berichtet, dass es zum Beispiel in Südkorea unüblich sei, Trinkgelder zu geben und dies teilweise sogar als Beleidigung angesehen wird. Ich finde das schon etwas komisch und kann mir gar nicht vorstellen, dass Servicekräfte in einem Hotel oder Taxifahrer „beleidigt“ sein könnten, wenn man ihnen ein Trinkgeld zukommen lässt. Habt ihr da eine Erklärung dafür, warum das so ist und kennt ihr noch andere Länder, wo Trinkgelder unüblich sind?
Ich kenne das vor allem von Japan. Ich finde es auch schwierig, mir das vorzustellen, aber da ist es wohl so, dass sie gerne gastfreundlich sind, ohne etwas dafür haben zu wollen und dass sie es deswegen als Beleidigung auffassen, weil sie eben nicht so wahrgenommen werden möchten, dass sie dafür Geld nehmen, jemandem einen Gefallen zu tun.
Ich finde es überhaupt nicht "schwierig" - andere Länder, andere Sitten, wie man so schön sagt. In den USA (habe ich gehört, ich war da noch nie) ist es wiederum ein absoluter Faux Pas, kein Trinkgeld zu geben, weil das Bedienpersonal oft nur ein paar Dollar die Stunde bekommt und das Trinkgeld die Differenz ausmachen muss, die dann auch noch versteuert wird. Da hätte die deutsche Geiz-Mentalität, die auf den nächsten Euro aufrundet und Sachen sagt wie: Das sind fast zwei Mark! wiederum einen schweren Stand, aber wie gesagt: kulturelle Unterschiede.
So absurd finde ich es auch gar nicht, wenn ArbeitnehmerInnen nicht begeistert sind, wenn man ihnen entgegen der örtlichen Gepflogenheiten etwas Kleingeld zusteckt, als seien sie keine gleichwertigen Mitmenschen, sondern Almosenempfänger oder Bittsteller. Das Prinzip Trinkgeld kann man durchaus unterschiedlich interpretieren. Außerdem kann es ja sein, dass Bedienpersonal in "anderen Kulturen" gar nicht so schlecht verdient und/oder der Meinung ist, das angemessene Salär müsse schon vom Arbeitgeber kommen und nicht auf den Endkunden abgewälzt werden.
Ich denke, dass es vor allem in Ostasien unüblich ist, Trinkgelder zu geben. In Japan habe ich es auch selbst erlebt. Man zahlt einfach das, was auf der Rechnung steht, nicht mehr und nicht weniger. Letztlich funktioniert es eben so wie bei uns in den Läden: einer Ladenbedienung oder einem Kassierer im Supermarkt steckt man ja normalerweise auch kein Trinkgeld zu, oder? Und so ist es in Japan eben auch in Restaurants, Hotels, Taxis.
In USA ist es genau gegenteilig: der Tip (Trinkgeld) ist so stark ins System integriert, dass er bei modernen bargeldlosen Zahlungsmethoden oft bereits mit einprogrammiert ist. Während des Zahlvorgangs wird man aufgefordert, die Höhe des Tips anzugeben (zur Wahl stehen oft verschiedene Prozentwerte, beispielsweise 10%, 15%, 20%), die man als Option auswählen muss.
Einmal hatten wir im Hotel beim Valet Parking versäumt, einen entsprechenden Trinkgeldbetrag anzugeben und prompt mussten wir ewig aufs Auto warten. Den Fauxpas konnten wir nur ausbügeln, indem wir dem Angestellten das Trinkgeld in Form eines 5$-Scheins nachträglich in die Hand drückten.
Von Kreuzfahrten her, weiß ich, dass australische Reedereien gar kein Trinkgeld verrechnen. Das gilt auch für Reedereien, die im australischen Raum Kreuzfahrten durchführen. Da steht sogar im Vertrag, dass kein Trinkgeld vorgesehen ist. Auch zahlen australische Passagiere in anderen Gebieten kein Trinkgeld und lassen dieses in der Regel von der Endabrechnung streichen. MSC lässt das mittlerweile nicht mehr zu, was ich sehr bedenklich finde und ich auch unter anderem deswegen nie wieder mit MSC verreisen werde.
Insbesondere der asiatische Raum rundum Japan und China kann auf das Thema „Trinkgeld“ sehr verärgert reagieren. Zumal die Japaner ohnehin sehr schnell beleidigt sind, gleichwohl sie schon Verständnis für den Touristen aufweisen, dem die Gepflogenheiten der Heimat selten bekannt sind.
Da ich in Asien gelebt habe, weiß ich zu meiner Zeit noch sehr gut, dass Trinkgeld geradezu verpönt war. Dies hatte für die Damen und Herren dort nichts mit einer Wertschätzung zu tun, weil sie der Ansicht waren, dass der Service eine Art „Ehrensache“ sei. Es ist für die Herren/Damen sehr verständlich, dass sie Dir oder uns einen guten Service bieten und dafür nicht extra bezahlt werden wollen.
Auch in Thailand rannte mir mal eine Dame hinterher, nachdem ich ihr irgendwie zwei Euro zu viel gegeben hatte in der dortigen Währung. Es war ein Straßenstand mit einer örtlichen Suppe, die war sehr lieb und freundlich, gab mir das Geld wieder und als ich ihr erklärte, wofür das sei, lehnte sie dies ab. Es gehöre sich nicht und sie bat mich, dies zu respektieren, was ich natürlich tat, weil ich sie nicht kränken wollte.
In China muss es, laut meiner Bekannten auch weiterhin so sein sowie in Japan, dass dort kein Trinkgeld erwünscht ist und nur sehr selten akzeptiert wird. Dennoch scheint das Verständnis im asiatischen Raum mittlerweile gegeben zu sein, dass es die „Touristen“ aus dem Westen immer noch tun oder auch manche, die dort studieren und leben.
Eine gute Küche und ein guter Service gehören für Asiaten vielerorts einfach dazu. Leere Teller scheinen da als „Trinkgeld“ wirklich allgegenwärtig zu sein. Auch Südkorea soll da immer noch sehr strikt sein, wenn ich da meine Freundin, die dort Koreanistik studiert hat, frage. Die mögen es einfach nicht.
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