Sind Produktproben vor Ort überhaupt noch erhältlich?
Zu meiner Zeit war es üblich, dass die Kinder an der Theke der örtlichen Metzgerei mal eben eine Scheibe Fleischwurst oder Mortadella erhielten. Während der freundliche Pizzabäcker ums Eck gerne mal seine Pizzabrötchen zum Probieren anbot.
Andererseits kenne ich auch Zeiten, wo man in Parfümerien gehen konnte, um nach den neusten Produktproben zu fragen, und im Supermarkt standen nicht selten nette Damen und Herren, die ein Produkt mittels einer Probierprobe anwerben wollten.
Heutzutage scheint all das wie weggeblasen zu sein und Proben erhält man, wenn überhaupt, nur noch, wenn man vor Ort etwas gekauft hat. Persönlich finde ich diese Entwicklung schade, weil das unverbindliche Kennenlernen schon etwas für sich hatte, zumal es ja auch eine Art Werbung für das Unternehmen war.
Auch in meinem Bekanntenkreis fragen sich mittlerweile viele, wo die Produktproben überhaupt noch erhältlich sind und ob sie sogar gar nicht mehr existent sind. Daher mal meine Frage an Euch, wo habt Ihr noch Produktproben auf dem Schirm, die Ihr bekommt, wenn Ihr örtlich unterwegs seid oder beobachtet auch Ihr, dass die Zeiten vorbei zu sein scheinen?
Ich kann mich schon an Zeiten erinnern, in denen man sich bei uns durch den Real Markt futtern konnte, weil an jeder Ecke irgendein Probierstand stand. Ich habe mich damals schon gefragt, ob sich so etwas überhaupt lohnt. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, dass ich jemals irgendwas gekauft hätte nur weil mir eine Dame nett lächelnd ein Pröbchen überreicht hat.
Ich denke, dass es wesentlich mehr Sinn macht, Proben gezielt zu verteilen. Wenn ich zum Beispiel Tee kaufe wird mir jedes Mal eine Probe angeboten. Da kann man dann aus dem kompletten Sortiment auswählen. Da weiß der Verkäufer dann aber, dass ich Tee trinke (oder für einen Teetrinker einkaufe) und wenn ich mir einen neuen Tee als Probe aussuche ist die Chance groß, dass ich den beim nächsten Mal tatsächlich kaufe wenn er mir schmeckt.
Ich glaube diese Aufsteller mit Personal und Proben im Supermarkt lohnen sich so gar nicht. Da kaufen die meisten Leute danach nichts, aber nehmen die Probe gerne doppelt und dreifach zu sich. Ansonsten gibt es sicherlich auch weniger durch Corona, die Schutzmaßnahmen und damit verbunden Auflagen. Ich habe aber auch Händler gesehen, die das noch anbieten.
Die Wurst auf die Hand ist sicherlich auch eine ganz tolle Sache, aber ich setze das auch nicht voraus. Bei uns gibt es das tatsächlich auch immer noch beim Fleischer, wobei meine Kinder da eher nicht so probierfreudig sind. Diese ganzen Proben muss man sich aber auch leisten können und da ist es mir lieber dass sich am Ende jemand halten kann, als immer etwas gratis haben zu können.
Meiner Beobachtung nach hat diese Art, seine Ware vorzustellen wirklich sehr stark nachgelassen. Das letzte Mal, dass ich mich an ein solches Angebot erinnere, war kurz vor der Pandemie im örtlichen Bäcker. Ein wirklich extrem leckeres Brot in kleine Häppchen geschnitten und mit Butter serviert. Die Verkäuferin machte uns extra darauf aufmerksam, doch ein Stück zu nehmen. Obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, Brot sowieso fast ausschließlich im Discounter kaufe und deswegen von mir aus gar nicht zugegriffen hätte.
Finanziell tut es dem Bäcker vermutlich nicht weh, einige Scheiben Brot in mundgerechte Häppchen zu schneiden und ein Pfund Butter zu investieren. Bei anderen Segmenten sieht das vielleicht anders aus. Wenn sich im Douglas jeder vorbeigehende wahllose Passant mal eben zwei oder drei Pröbchen abholen kann, die er dann in Fullsize sowieso nicht oder eher im Internet kauft, summiert sich das. Die Proben stellt zwar der Anbieter, aber am Ende sind dann für die wirklich zahlende Kundschaft keine Angebote mehr da, die man machen kann.
Aber ehrlich gesagt muss ich sagen, dass man auch in meiner Jugend nicht einfach so in den Douglas hätte gehen und nach Proben fragen können. Gerade als junges Mädchen oder junge Frau war man dort nicht die sonderlich gern gesehene Kundschaft. Eigentlich wurden wir dort immer mehr wie Bittsteller und nicht wie die potentiellen Kundinnen von morgen behandelt. Ich mag den Laden deswegen heute noch nicht, allerdings bin ich auch tatsächlich keine Parfümeriekundin geworden.
Dabei können solche Versuche der Kundenakquise theoretisch funktionieren. Gerne erinnere ich mich an die nette, inhabergeführte Parfümerie mit dem schönen Rosennamen, die es leider nicht mehr gibt. Und dort hat man auch Proben bekommen und Kundenbindung betrieben. Die Inhaberin hat mir als junges Mädchen bei einem Einkauf sogar mal eine richtige Miniatur geschenkt, nicht nur eine Probe. Hätte es das Geschäft später noch gegeben, hätte ich, für den Fall, dass man doch mal etwas aus der Parfümerie braucht, dort eingekauft. Und sei es nur, um diesen netten, kleinen Laden zu unterstützen, selbst wenn ich es vielleicht auch bei DM bekommen hätte.
Und dann kann ich mich noch an Zeiten erinnern, als junge Frauen mit einer Tasche durch Discos und Kinos liefen und dort an potentielle Interessenten kleine Zigarettenschachteln im Dreierbündel verteilt haben. Das ist aber schon ewig her, und gesehen habe ich es seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Aus nachvollziehbaren Gründen gibt es diese Praxis wohl nicht mehr. Und die Käsedamen und Herren mit ihren Servierplatten bei Rewe gibt es doch auch nicht mehr, oder? Was aber noch praktiziert zu werden scheint, sind die Mortadellascheiben auf die Hand für die Kleinsten.
Ich kann mich vor allem an die Scheibe Gelbwurst vom Metzger erinnern, die ich als Kind immer abgelehnt habe, weil ich keine Gelbwurst mag. Jetzt, etliche Jahrzehnte später, kenne ich es nur noch vom örtlichen Stadtmarkt, dass in der Feinkosthalle alle möglichen Häppchen angeboten werden, meistens die klassischen Frischkäsecremes, Käsewürfel, Oliven und so Zeug.
Wer da einkauft, muss nicht jeden Cent zweimal umdrehen, aber auch diese Kundschaft wird wohl gerne ein bisschen geködert und angefüttert. Die Wahrscheinlichkeit ist dafür wohl groß genug, dass nicht nur gefuttert, sondern auch eingekauft wird, und die Anbieter können ihre Preise auch entsprechend kalkulieren. Trifft ja nicht die Armen, sozusagen.
Generell kann ich nicht behaupten, dass mir Gratispröbchen aller Art in irgendeiner Form fehlen. Wenn es etwas "umsonst" gibt, geht mit so vielen Leuten die Gier durch, dass es nicht mehr schön anzuschauen ist, was wahrscheinlich auch ein Grund ist, dem Volk nicht mehr so viel nachzuwerfen.
Wenn irgendwo ein Körbchen herumsteht, wird handvollweise zugegriffen oder gleich leergemacht, oder es wird gemotzt, dass es die falsche Sorte sei, oder schlecht eingeschenkt. Und von "Kann ich bitte eine Scheibe Gelbwurst haben?" ist auch nichts mehr zu hören. Schon oft bin ich an der Wursttheke gestanden und habe barsche Forderungen aus Kniehöhe wahrgenommen ("Wuast!"), die gefälligst prompt erfüllt werden mussten. Da hätte ich als Angestellte auch keine Lust, den verfetteten Bälgern noch Gratisproben in die Kiemen schieben zu müssen.
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