Welche privaten Vorhaben oder Pläne habt ihr aufgegeben?

vom 04.04.2021, 19:01 Uhr

In letzter Zeit war im Internet viel die Rede vom Phantasie-Ich, welches die dollsten Pläne und Vorhaben durchführt, während die Realität ganz anderes zeigt. Wahrscheinlich kennt es jeder: Man nimmt sich seit Jahren vor, endlich mal mit dem Bogenschießen anzufangen, irgendwann wird man die Person, welche alle ihre Schränke perfekt organisiert hat oder man lernt die seit Jahren gedanklich erhoffte Sprache, deren Sprachkurs schon seit 2008 im Regal vor sich hin staubt.

Beim Phantasie-Ich geht es darum, zu detektieren, welche Pläne und Vorhaben man getrost aufgeben kann, weil man sie ehrlicherweise wahrscheinlich sowieso nie durchführen wird. Ich selbst habe erst letztens eine Kiste mit Büchern zu verschiedenen Sprachen in den Keller gebracht, weil ich realisierte, vermutlich nicht mehr damit anzufangen bzw. weiterzumachen. Genauso habe ich komplizierte Rezepte gelöscht oder entsorgt, weil ich auch nie der Typ werde, der drei Stunden in der Küche mit selbstgemachtem Blätterteig hantieren wird.

Welche privaten Pläne oder Vorhaben habt ihr schon über die Klinge springen lassen und endgültig aufgeben? Ist es euch schwergefallen oder leicht? War das mit einem Gefühl des Verlusts oder der Enttäuschung verbunden oder konntet ihr euer altes Phantasie-Ich leicht gehen lassen?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich wusste gar nicht, dass es dafür einen Namen gibt. Aber der Name passt. In meiner Phantasie war ich schon eine Handarbeiterin, eine Wandererin, eine, die spanisch lernt, um sich auf den Jakobsweg zu machen, eine Malerin, eine gute Köchin, jemand, der auf dem Flohmarkt Sachen billig kauft und wieder teuer verkauft, eine App-Programmiererin, eine Möbelrestauratorin, eine Obstbauerin auf meinem Balkon und so einiges mehr, und das alles in den letzten drei Jahren. Ich habe das meiste ausprobiert und wieder verworfen. Das fiel mir aber nicht schwer. Im Gegenteil, ich war froh, dass ich wusste, dass das nichts für mich ist. Nur das Malen möchte ich noch nicht aufgeben, obwohl ich eine Schaffenskrise habe.

Der Reihe nach: Das Stricken gab ich auf, nachdem ich meinem jüngsten Sohn einen Pullover gestrickt hatte, der nicht so geworden war, wie ich es mir vorgestellt hatte und ich sehr lange damit beschäftigt war. Ich weiß nun sicher, dass ich kein Talent dafür habe. Außerdem gibt es viel schönere Pullover zu kaufen. Auch Klöppeln habe ich ausprobiert. Einen Klöppelsack und Klöppel und anderes Zubehör habe ich mir bei Ebay günstig gekauft. Aber das war mir auch zu zeitaufwändig. Ich bekam nur kleine Streifen zustande, eine Tischdecke hätte Jahre gedauert.

Dann habe ich mal eine Fernwanderung gemacht, aber zuerst einmal in Deutschland zur Vorbereitung auf den Jakobsweg. Es war zwar eine gute Erfahrung, aber nach drei Wochen wurde es mir zu heiß und ich hatte Angst um meine Gesundheit. Ich hatte gehofft, dass ich auf diesem Weg gleichgesinnte Leute kennenlerne, aber meistens bin ich nur einsam durch Wälder oder hässliche Dörfer spaziert und habe nachts unbequem im Zelt oder in Jugendherbergen übernachtet. Der Jakobsweg ist mir nach dieser Erfahrung zu heiß, das weiß ich jetzt. Damit hat sich das Spanischlernen auch erledigt.

Das mit dem Flohmarkt und seltene Raritäten finden, hat dann auch irgendwann keinen Spaß mehr gemacht und eine Gärtnerin bin ich auch nicht. Apps würde ich zwar gerne programmieren, aber es gibt schon alles. Außerdem macht Programmieren nicht mehr so viel Spaß wie früher. Es ist im Prinzip nur noch ein Zusammenstöpseln von schon fertigen Methoden. Die jeweiligen Entwicklungsumgebungen nerven auch zu sehr. Es ist mir alles viel zu indirekt. Damit würde ich mich höchstens wieder beschäftigen, wenn ich eine konkrete Aufgabe hätte.

Auch Kochen und Backen ist nichts für mich. Aber das habe ich wenigstens auch versucht. Ich habe zwei Kochkurse an der Volkshochschule gemacht, aber das dann auch zu den Akten gelegt. Es macht mir nicht wirklich Spaß. Ich bin aber froh, dass ich wenigstens alles versuche, bevor ich irgendetwas aufgebe. Das Malen habe ich noch nicht aufgegeben. Dafür habe ich noch zu viele Ideen. Und natürlich gibt es Pläne, die ich aber nur mit einem Lottogewinn realisieren könnte, wie etwa ein Haus zu kaufen und einzurichten oder sogar zu renovieren. Aber dieses Vorhaben werde ich wohl nie realisieren können. Auch Enkelkinder als Lebensaufgabe wären nicht schlecht, aber das ist sehr unwahrscheinlich.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Was meine Talente, Fähigkeiten und vor allem meine Motivation angeht, habe ich mir noch nie wirklich Illusionen gemacht. Klar, das ein oder andere Hirngespinst hat jeder, aber ich kann nicht behaupten, jemals wirklich konkrete "Pläne" für einen Ballettkurs für erwachsene unmusikalische Anfänger mit schlechten Kniegelenken gehabt zu haben. Das war eher ein vages: Muss toll sein, den Fuß so über den Kopf heben zu können, ob man das in meinem Alter ... wahrscheinlich nicht.

Mittlerweile habe ich ein mehr oder weniger festes Set von Vorlieben, Abneigungen, Hobbys und Reisezielen, die für dieses Leben locker reichen. Und es werden mit Sicherheit noch Pläne hinzukommen und wegfallen, je nach Gesundheit, Geldbeutel und weiterer Entwicklung meiner Persönlichkeit. Aber eigentlich konnte ich mich schon immer recht gut einschätzen und habe mir schon vor Jahren eingestanden, dass ich zwar durchaus diverse Interessen pflege, aber eben auch liebend gern einfach nur meine Ruhe haben möchte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meine Vorhaben, egal ob privat oder beruflich konnte ich bisher immer recht gut umsetzen. Sicherlich nicht alle zu 100%, aber doch sehr nah dran oder über einen kleinen Umweg. Deswegen kann ich ehrlich sagen, dass ich mit dem Jetzt rundum glücklich und zufrieden bin.

Sicherlich gibt es noch kleine Pläne, wie etwa im nächsten Jahr ein kleiner Urlaub zum 10. Hochzeitstag verbunden mit der Erfüllung eines Wunsches meiner Mutter. Da lassen sich unsere Pläne und ihr Wunsch, der seit vielen Jahren existiert, perfekt miteinander verbinden.

Aber Vorhaben, die man Jahre vor sich herschiebt, weil man doch keine Zeit dafür hat, haben bei mir noch nie wirklich existiert oder ich habe sie eben in Angriff genommen. Es gibt noch Ideen, worin ich mich versuchen möchte. Aber sind auch mittlerweile die Grundlagen dafür geschaffen, so dass die Umsetzung schon begonnen hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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