Fällt es euch schwer Anliegen auf den Punkt zu bringen?
Wenn man hier Beiträge verfasst dann muss man sich ja gut überlegen wie man die Frage formuliert, so dass sie das Anliegen auf den Punkt bringt und gleichzeitig trotzdem für jeden gut verständlich ist. Da die Anzahl der verfügbaren Zeichen relativ knapp bemessen ist fällt es mir hier tatsächlich nicht immer leicht. Im Alltag würde ich jedoch schon von mir behaupten, dass ich eigentlich ein Mensch bin, der seine Anliegen kurz und knapp formulieren kann und somit schnell zum Abschluss bringt.
Ich habe jedoch auch einige Menschen in meinem Umfeld, wie zum Beispiel meinen Partner, denen es tatsächlich offensichtlich schwer fällt, Anliegen oder auch Probleme kurz und knackig auf den Punkt zu bringen. Mein Partner versucht zum Beispiel das Thema erst in ewig langen Sätzen zu erklären bzw. zu umschreiben bis er dann endlich einmal zur eigentlichen Frage oder zum eigentlichen Wunsch /Problem kommt.
Auf meine Frage hin erklärt er, dass er damit erreichen möchte dass ich sein Anliegen leichter und besser verstehen kann. Mir geht es tatsächlich jedoch hin und wieder bei diesen betreffenden Gesprächspartner so, dass ich irgendwann gedanklich abschalte und der Erzählung überhaupt nicht mehr richtig folgen kann. Das liegt nicht immer daran, dass ich dem Gespräch nicht folgen will, aber es fallen einfach viel zu viele Zusatzinformationen oder Offtopic-Bemerkungen. Hin und wieder bin ich dann auch mal regelrecht genervt wenn ich mir erst eine ewig lange "Geschichte" anhören muss bevor der Knackpunkt zur Sprache kommt - obwohl ich grundsätzlich eigentlich ein geduldiger Mensch bin.
Wie ist das bei euch, fällt es euch schwer Anliegen kurz und knackig zur Sprache zu bringen? Falls ihr euch schwer tut, was hilft euch die Sache schneller auf den Punkt zu bringen? Wie geht ihr mit Menschen um die sich da schwer tun, unterbrecht ihr diese auch mal und bittet um einen schnellere Erklärung bzw. um die Fragenstellung?
Bei mir ist es ziemlich stark von der Situation und dem Gegenüber abhängig, wie leicht oder schwer es mir fällt, „auf den Punkt zu kommen“. Ich bin durchaus jemand, der Klartext reden und sich kurz halten kann, wenn mir ein Anliegen wichtig genug ist und ich überzeugt von meinem Standpunkt bin. Im Dialog mit jemandem, der ungefähr auf meiner Augenhöhe ist und zu dem ich lediglich eine oberflächliche oder rein professionelle Beziehung pflege, habe ich dabei auch wenig Schwierigkeiten, entsprechend vehement aufzutreten.
Etwas komplizierter macht es die Sache, wenn ich einer Person sehr nahe stehe oder in der beruflichen Hierarchie unterstellt bin und ein Anliegen vorbringen möchte oder muss, das mir unangenehm ist, dem anderen Arbeit oder Aufwand verursacht oder welches ich selber nicht vollends vertrete. Ich mache mir dann oft Gedanken, dass ich die andere Person verärgern könnte oder dass meine Bitte anmaßend rüberkommt.
Daher verfalle ich aus Unsicherheit manchmal in ein Muster, indem ich mehr „um den heißen Brei“ herumrede und versuche, die Sympathie des anderen zu gewinnen und möglichst viele plausible Argumente vorzubringen, bevor ich mit der eigentlichen Information rausrücke. Dass ich dabei nicht selten selber irgendwo den Faden verliere und mein Gegenüber ermüde, merke ich zwar, aber ich traue mich dann irgendwie dennoch nicht, es einfach frontal heraus auszusprechen.
Mir hilft es tatsächlich manchmal aus dieser Schleife heraus, wenn mein Gesprächspartner einhakt und mich konkret fragt, was ich eigentlich will. Entsprechend wende ich diese Technik auch im umgekehrten Fall an, wenn jemand mir gegenüber nicht zur Sache kommt.
Es gibt solche und solche Tage bei mir. Es gibt Tage, an denen ich einfach redseliger bin oder auch Personen, bei denen ich das bin und dann rede ich schon mal mehr als sonst und komme auch nicht gleich auf den Punkt, sondern schweife ab. Wenn ich generell auf einer sachlichen Ebene spreche, fällt es mir auch deutlich leichter genau auf den Punkt zu kommen und alles zu sagen, was sein muss, aber eben auch nicht mehr. Bei Freunden fällt mir aber einfach immer noch etwas ein, was ich noch erzählen wollte und das erzähle ich dann nebenbei auch.
Ich bin eher zu brüsk und kurz angebunden und habe mir bestimmt schon manche Chance versaut, weil ich die sozialen Konventionen des Drum-Herumredens und Sympathiepunkte Sammelns nie so recht beherrscht habe. Wenn ich ein "Anliegen" habe, das mir wichtig ist, rücke ich ohne Umschweife und mit wenig Rücksicht auf den "richtigen" Zeitpunkt damit heraus. Was, wie gesagt, nicht nur Vorteile hat, weil sich viele Leute dadurch erst mal überfahren oder unter Druck gesetzt werden. Aber ich arbeite daran, meine Anliegen verständlich zu machen, ohne dass sich mein Gegenüber irgendwie zurechtgewiesen fühlt.
Mein Freund dagegen fängt grundsätzlich bei Adam und Eva an zu erklären, weil er sich gerne verstanden fühlt und es schon immer gehasst hat, falsch verstanden und am Ende noch deswegen kritisiert zu werden. Wahrscheinlich hat ihm als Kind keiner zugehört. Mir fällt es auch nicht immer leicht, seinen weitschweifigen Ausführungen bis zum Ende zuzuhören, aber ich kenne ihn gut genug, um zu verstehen und zu respektieren, dass das seine Art ist, Anliegen vorzubringen.
Ich kann hier nur einigen Vorredner*innen zustimmen, dass das stark vom Gegenüber abhängig ist. Das hängt dann auch davon ob, ob ich überhaupt verstanden werden möchte oder mit dieser Person ein vertieftes Gespräch eingehen. Auch gibt es Menschen, bei denen ich weiß, dass sie mein Anliegen bereits in wenigen Worten genau nachvollziehen können und sich in die Situation einfühlen. Dies trifft entweder zu, weil mich die Person sehr gut kennt oder weil ich weiß, dass sie Ähnliches erlebt hat und dabei mir den gleichen Gefühlen konfrontiert war.
In partnerschaftlichen Angelegenheiten gebe ich mir allerdings auch oft Mühe, den Sachverhalt ganz bewusst etwas präziser zu berichten. Ich denke, dass es sehr häufig zu Missverständnissen in der gemeinschaftlichen Kommunikation kommt, da der Partner / die Partnerin eben nicht genau versteht, was gemeint ist. Hierzu helfen natürlich nicht immer mehr Worte, allerdings kann das teilweise schon Missverständnisse aus dem Weg schaffen und die eigenen Gefühle besser darstellen. Dabei sollte jedoch immer der Inhalt im Fokus stehen. Es gibt in meinen Augen auch Personen, die wirklich sehr lange und viel reden können und dabei "nichts sagen". Das kann dann eher dazu führen, dass man vom Gegenüber leichter genervt ist.
Ein Anliegen in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen ist natürlich auch Übungssache und ich würde schon sagen, dass mir das gut gelingt, wenn ich es darauf anlege. Sowas lernt man in meinen Augen auch beispielsweise im Studium, wenn man einmal eine Zielstellung oder Forschungsfrage formulieren musste. Dies fiel mir am Anfang sehr schwer, gerade wenn das Thema eine ganze Menge umfasste, wurde aber mit der Zeit deutlich einfacher. Auch durch Journaling und dem Festlegen von Zielen und Visionen in wenigen Schlagwörtern wird soetwas einfacher. Ich bin also der Meinung, dass man da eventuell schon eine gewisse Vorprägung hat, man das durchaus aber auch üben kann, wenn das denn der Wunsch ist.
Was die "Off-Topic"-Themen betrifft, habe ich ebenfalls eine Bekannten, der sich sehr lange und viel daran aufhält. Ich bin dann auch immer etwas genervt und habe das auch schon einmal angesprochen. Für ihn waren das Themen, die tatsächlich zum wesentlichen Teil der Geschichte gehörten, von daher hat er das einfach anders priorisiert als ich. Ich versuche hier von Zeit zu Zeit ein immer größeres Verständnis aufzubringen, da jeder einen anderen Fokus hat, wenn er eine Sache erlebt. Zwischenmenschliche Beziehungen in denen man eine ähnliche Priorisierung bei einer großen Bandbreite an Themen hat, sind sicherlich ein toller "Flow" und waren auch für mich immer erstrebenswert, allerdings kann es auch dazu führen, dass man sich selbst etwas einschränkt.
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