Nimmt die Plattform Too Good To Go Tafeln Lebensmittel weg?
Ich habe erst kürzlich die Plattform Too Good To Go für mich entdeckt. Nach einigen Versuchen habe ich zwei Bäckereien für mich gefunden, bei denen ich jetzt regelmäßig Reste kaufe. Die Sachen sind gut und reichhaltig. Ich bin aber auch schon mal in einer Bäckerei reingefallen und habe für vier Euro eine trockene Breze, ein salziges Teilchen, ein süßes Teilchen und einen Sesamring bekommen.
Mein Sohn hat mich auf die App aufmerksam gemacht. Mein erster Gedanke war: Jetzt nehmen die Google-Mitarbeiter uns, den ärmeren Schichten der Bevölkerung, nicht nur die Wohnungen weg, sondern den Tafeln auch das Essen. Aber dann habe ich mir gedacht, dass die Sachen wahrscheinlich eher in den Müll kommen. Denn die kleine Bäckerei, die ich für mich entdeckt habe, wird wohl kaum die Wraps und belegten Semmeln, die vom Tag abends noch übrig geblieben sind, an die Tafeln geben.
Nimmt die Plattform Too Good To Go Tafeln Lebensmittel weg? Benutzt ihr die Plattform regelmäßig?
Vielleicht sollte man die App von einer anderen Seite sehen. Nicht dass den einen was weggenommen wird, sondern dass so Geschäfte zumindest die Kosten abdecken können. Denn wenn ich etwas günstiger verkaufe kommt zumindest Geld rein. Verschenke ich es, mache ich ein Minusgeschäft. Das können sich die kleinen Betriebe schlichtweg nicht leisten.
Dazu erinnere ich mich an eine Diskussion hier vor ein paar Jahren, wo sich jemand, der Lebensmittel über die Tafel bezogen hat, noch aufregte, was über eine Spendenaktion kam. War ihm/ihr nicht gut genug, was andere Menschen bezahlt hatten, damit es dann verschenkt werden konnte.
Und solche günstigen Angebote wie in der App, helfen doch den Menschen mehr, welche gar kein Anrecht auf die Tafel haben. Die können dann bei den Lebensmitteln sparen, wenn sie solche Angebote in der Nähe haben. Denn im Gegensatz zu einem Empfänger von ALG II müssen diese Menschen ja ihre Miete und Heizkosten selbst bezahlen. Da sind diese Angebote bestimmt eine Hilfe, wenn man bei den Lebensmitteln Geld sparen kann.
"Wegnehmen" würde bedeuten, dass den Tafeln diese Lebensmitteln gehören. Tun sie aber nicht. Die Lebensmittel gehören den Geschäften und die werden zum Verkauf produziert. Und was machen die Geschäfte über diese App? Genau, verkaufen.
Außerdem ist es bei verarbeiteten Lebensmitteln tatsächlich gar nicht so einfach die zu spenden. Die ganzen Restaurants, die bei dieser App mitmachen, und Reste von Buffets oder nicht abgeholte Bestellungen anbieten würden diese Lebensmittel kaum bei Tafeln los werden.
Es ist schon einige Jahre her, aber damals hat die Kantine von meinem ehemaligen Arbeitgeber versucht die Reste des Tages zu spenden und hat keinen Partner gefunden. Die Tafeln haben nicht die Möglichkeiten zum Abpacken, Kühlen oder Aufwärmen und die Obdachlosenküchen hatten nicht die Möglichkeit verschiedene Gerichte nebeneinander anzubieten. Und man kann ja schlecht alle Reste einfach zu einen Eintopf zusammen rühren.
Für mich persönlich sind die Angebote in meiner Region nicht so interessant. Ich habe mal "eine Portion" von einer Bäckerei gekauft und habe dann sämtliche süßen Teilchen bekommen, die die noch übrig hatten. Einfrieren geht bei den Sachen schlecht, also hatte ich erst mal Arbeit mit dem Verteilen dieser Sachen.
Aber ich kenne Leute, die sich nach der Spätschicht im Krankenhaus regelmäßig die Reste eines asiatischen Buffets abholen. Für normale Abendessenszeiten ist der Termin zu spät, aber in dem Fall passt das perfekt und die Restaurantbesitzer sind wohl sehr großzügig. Eine Portion reicht da locker noch für das Mittagessen am nächsten Tag.
Ich nutze die App sehr gerne, wenn ich mal Termine in der Stadt habe oder generell in der Stadt bin. Meiner Meinung nach kann man viele Dinge einfach nicht mehr spenden, weil es verarbeitete Speisen sind oder sich einfach auch nicht mehr lange halten und man dann ja nicht weiß ob sich noch jemand bei der Tafel findet, der es dann so schnell an jemanden verteilen kann.
Es wird also niemanden etwas weggenommen. Dieses Angebot richtet sich an Menschen, die Müll vermeiden wollen und vielleicht auch mal was ausprobieren wollen. Es wird gerne von Studenten genutzt und auch Menschen, die nicht ganz so viel verdienen, neben den Menschen, die das aus einem gewissen Umweltbewusstsein heraus machen, wie ich auch. Es geht also rein um die Vermeidung von Müll und gespendet wird sicherlich bei großen Ketten dennoch. Ich finde es aber vollkommen okay, wenn man mit den bereits angeschafften oder geschaffenen Lebensmittel noch Geld verdienen will und es nicht einfach im Müll landet.
Fangen jetzt schon die Verteilungskämpfe an? Ursprünglich war das Ziel der Tafeln ja, durch private Initiative Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen und nicht, die Versorgung eines erkennbaren Teils der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu sichern. Quasi als Zusatzbonus auch zur finanziellen Entlastung. In meinen Augen ist es schon ein Armutszeugnis für einen an sich reichen Staat, nicht mal mehr die halbwegs gesunde und ausgewogene Ernährung seiner Bevölkerung organisieren zu können. Was ja nie der Job der Tafeln und ähnlicher Initiativen war.
Ähnlich habe ich auch TGTG verstanden. Sprich, es geht nicht um die Versorgung der Menschen, sondern um die Verhinderung von Verschwendung. Selber habe ich die App noch nie ausprobiert, da bei mir in der Gegend die Möglichkeiten eher dünn gesät sind und ich auch nicht so den Riesenbedarf habe. Aber so wie ich das verstanden habe, sind die Angebote bei To Good To Go sowieso für die Tafeln oder ähnliche Einrichtungen nicht so gut geeignet, da sie schlecht in größeren Mengen zu transportieren und zu lagern sind.
Was nützen "Teilchen" vom Bäcker, wenn sie schon nicht mehr ganz taufrisch sind und dann noch eine Zeitlang herumgekarrt und aufbewahrt werden, bei der Tafel? Oder auch übrige warme Mahlzeiten. Die freiwilligen HelferInnen von der Tafel leiden meines Wissens sowieso unter Personalnot und werden es kaum schaffen, übrige Portionen vom Buffet abzupacken und einzufrieren.
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