Fahrpreisgestaltung bei Bahn undurchschaubar und ärgerlich

vom 09.11.2022, 10:56 Uhr

Ich fahre Anfang Dezember zu einem Familientreffen nach Frankfurt. Die Fahrkarten hatte ich recht frühzeitig für mich und meinen ältesten Sohn besorgt, aber nicht frühzeitig genug, um wirklich ein günstiges Angebot zu erwischen. Der Termin liegt aber auch zu früh, um in den Genuss der neuen Supersparpreise für die nächste Saison zu kommen.

Zusammen hat das Günstigste für uns dann doch trotz Seniorenrabatt für mich und Bahncard 25 stattliche 200 Euro insgesamt gekostet. Mein Sohn hat dann gestern noch mal geschaut. Dieselbe Fahrt kostet jetzt nur noch 160 Euro. Ich hatte wegen der Stornomöglichkeit nur Sparpreis und nicht Supersparpreis genommen und dann gegen 10 Euro Stornogebühr storniert.

Nachdem ich das meinem Bruder, der mit seiner Frau aus Hamburg kommt, erzählt hatte, schaute er auch noch mal. Auch für sie war es jetzt günstiger. Er ist zum Bahnschalter in Hamburg gegangen und sogar für dieselbe Fahrt einen Gutschein von 69 Euro zurückbekommen. Er meinte, dass der Mann am Schalter auch keine Erklärung dafür hatte.

Ich fand die Preisgestaltung der Bahn schon immer undurchschaubar. Ärgert ihr euch auch des öfteren darüber? Habt ihr auch schon mal erlebt, dass eine Bahnfahrt billiger wurde, nachdem ihr eine Fahrkarte gekauft hattet?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich halte es bei den Bahnreisen ähnlich wie mit allen Anschaffungen, die über den täglichen Bedarf hinausgehen. Wenn ich einen neuen Laptop oder was auch immer kaufe, recherchiere ich natürlich, vergleiche Preise und Angebote und versuche mich nicht übervorteilen zu lassen. Aber wenn ich mich dann entschieden habe, und zwei Wochen später ist das Ding für 25 Prozent "off" im Sonderangebot, ärgere ich mich auch nicht groß. Schließlich konnte ich die Preisentwicklung nicht voraussehen und irgendwo muss auch gut sein mit Prüfen und Vergleichen. Zeit ist schließlich auch Geld.

Ich finde allerdings schon auch, dass die Bahn es der Kundschaft wirklich nicht leicht macht mit der Preisgestaltung. Zwar verstehe ich das Bedürfnis, die Fahrgäste auch durch die Preise möglichst gleichmäßig auf die Züge zu verteilen, aber es ist schon ein rechtes Gefummel, die Balance zwischen Fahrzeit bzw. Komfort und dem Loch im Geldbeutel zu finden. Macht mir dreimal Umsteigen für 20 Euro weniger etwas aus, oder fahre ich durch für ein stattliches Sümmchen? Das ist ja oft nur der Anfang der Überlegungen.

Generell versuche ich, mich hier nicht verrückt machen zu lassen. Ich buche relativ früh, vergleiche Strecken, Zeiten und Umstiege und schaue auch auf meine Bequemlichkeit. Und wenn dann gebucht ist, schaue ich erst kurz vor Fahrtantritt, wie schlimm die Realität mal wieder von meinen Plänen abweicht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Da ich viel und regelmäßig mit der Bahn fahre, habe ich das Problem für mich mit der Anschaffung einer Bahncard 100 gelöst. Die ist zwar nicht preiswert, aber sie deckt auch gleich noch den Nahverkehr in meiner Heimatstadt und den meisten anderen Städten in Deutschland ab. Und der Vorteil ist, dass ich mich nicht um Zugbindungen oder die Feinheiten der Preisgestaltung kümmern muss. Ich setze mich einfach in den nächsten Zug, der in die gewünschte Richtung fährt, und sollte er ausfallen oder die Strecke gesperrt sein, dann wähle ich irgendeine Ausweichstrecke, sofern möglich.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



blümchen hat geschrieben:Habt ihr auch schon mal erlebt, dass eine Bahnfahrt billiger wurde, nachdem ihr eine Fahrkarte gekauft hattet?

Das nicht, aber 180 Euro Konventionalstrafe bei Verwendung eines Spartickets mit Zugbindung und Weigerung, ein erhöhtes Beförderungsentgelt sofort beim Zugbegleiter zu entrichten. Dabei war der ausgewählte Zug verspätet, irrigerweise kam ein anderer Zug in derselben Richtung eher, den habe ich dann genommen.

Der Tarifdschungel ist nach wie vor vorhanden. Durch Online-Ticket wird das auch nicht besser. Denn bald fällt die Möglichkeit, auf klassische Weise Fahrkarten am Schalter zu kaufen, auch noch weg. Was ist dann, wenn beim Smartphone der Akku leer ist, und ich dem Zugbegleiter dann das auf dem Smartphone gespeicherte Ticket nicht zeigen kann? Der Kunde ist der Dumme. Ihm wird immer mehr an Technikkram aufgebürdet, und auf ihn die Verantwortung für vermeintliche Fehlentscheidungen bei der Ticketauswahl und Pannen abgewälzt.

Habe schon erlebt, dass mitten im Druckvorgang meiner Fahrkarte nach Bezahlvorgang am Bahnsteig der Windows Setup Screen kam. "Update delayed please wait". Wurde damit zwangsläufig zum Schwarzfahrer. Die Beweislast für bereits bezahltes Ticket, das aufgrund einer technischen Störung nicht ausgedruckt worden war, blieb bei mir hängen. Zum Glück kam wegen Überfüllung keine Fahrkartenkontrolle durch. Aber geärgert habe ich mich trotzdem ganz gewaltig.

Fazit: Man sollte sicherheitshalber stets davon ausgehen, dass die Sanktionierungen der Bahn bei Verwendung eines "falschen" oder gar fehlenden Tickets ziemlich drakonisch sind, im Gegensatz zu der in der Werbung sehr optimistisch dargestellten Sparticketstrategie.

Eigentlich gehört unter die Bahn-Reklame im Fernsehen der Apothekerspruch: "Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie Leute, die mehr Erfahrungen mit dem Bahnbetrieb haben, für Verspätungen und Zugausfälle und Ungültig werden von bereits gekauften Tickets sind Sie selbst verantwortlich..."

» Gorgen_ » Beiträge: 1151 » Talkpoints: 410,36 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^