Kind möchte Schulpause einlegen, wie reagieren?
Von meiner Cousine, die Tochter, wiederholt aktuell zum zweiten Mal die Klasse 8. Im Vorfeld hat sie auf einer anderen Schule auch bereits wiederholt, weil sie einfach kein Bock auf die Schule hat und die Wichtigkeit der Bildung auch nicht für voll nimmt.
Nun kam sie mit der genialen Idee ums Eck, dass sie das Fachabitur haben möchte, weil sie vorhat, Chemie zu studieren, weil das Fach ihr aktuell sehr gut liegt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie erst einmal nach der zehnten Klasse nun ein Jahr pausiert, ehe sie dann mit dem Fachabitur anfängt.
Meine Cousine ist da sehr skeptisch gegenüber, während der Mann grundsätzlich immer die Mama gegenüber das Kind ausspielt und natürlich sofort einverstanden war. Nun führt dieses Thema daheim eigentlich unermüdlich zum Disput, weil nur noch meine Cousine arbeiten geht und der Papa aktuell gekündigt wurde.
Da Eltern ja für Ihre Kinder entsprechend auch aufkommen müssen, wenn sie nach der Schule eben nicht in die Ausbildung gehen usw. ist meine Cousine wenig von dem Vorhaben, ein Jahr auf der faulen Haut liegen, begeistert.
Daher stellt sich mir jetzt die Frage, wie soll man auf dieses Vorhaben denn auch reagieren, wenn der Papa ohnehin schon sein Einverständnis geäußert hat und man irgendwie als Elternteil ja niemanden zu irgendetwas zwingen kann? Wie würdet Ihr reagieren?
Das Kind benötigt den Abschluss der Klasse 10 und wiederholt aktuell die Klasse 8 und das zum zweiten Mal. Da würde ich mir erst mal keine Gedanken machen, ob und wie es nach Klasse 10 weitergeht. Bis dahin sind noch über zwei Jahre Zeit. Wobei sich mir nicht erschließt, ob nun das Kind danach ein Jahr aussetzen will - siehe Thementitel - oder ob das irgendwo vom Schulgesetz so vorgeschrieben ist.
Sollte es der Wunsch des Kindes sein, muss man erst mal erklären, dass es danach um so schwerer wird, wieder ins Schulleben einzusteigen. Allerdings sollte man auch dabei bedenken, dass sie dann schon 12 Jahre Schule durchgehend hinter sich hat. Als Alternative gibt es ja viele Möglichkeiten, wo sie Erfahrungen sammeln kann, aber trotzdem nicht einfach nur zu Hause ist.
Schulpause bedeutet ja nicht, dass der Sprössling in der Zeit gar nichts machen will. Da sollte man schon gemeinsam besprechen, wie sie sich das Jahr vorstellt und welche Alternativen vorhanden sind, um es sinnvoll zu gestalten.
Meine erste Reaktion als Außenstehende wäre ein lapidares: Tja, jetzt ist's eh schon wurscht. Wenn man mit um die 16 immer noch in der 8. Klasse herumstümpert, ist schon sehr viel früher etliches schiefgegangen, wo sich die Erziehungsberechtigten wahrscheinlich zumindest teilweise an die eigene Nase fassen können.
Nach meiner Rechnung ist es schon verdammt schwierig, in zwei Jahren bis zur Volljährigkeit des gar nicht mal so kleinen Kindes herumzureißen, was in 10 unglamourösen Schuljahren verdödelt wurde. Da helfen auch Träume von "Fachabitur" und Chemiestudium nichts, wenn man es nicht mal aus der Mittelstufe raus schafft.
Klar, Kinder können aus dem Ruder laufen, aber zumindest einen gewissen Einfluss hat man als Eltern doch schon, ob die elenden Schratzen die "Wichtigkeit von Bildung" rechtzeitig erkennen und danach handeln. Und wenn nicht, muss man sich nach Kräften um Hilfe von außen umtun.
Und nein, damit meine ich nicht "Abitur und BWL-Studium für alle", sondern die im Idealfall früh in Theorie und Praxis vermittelte Einsicht, dass eine nicht völlig vergurkte Schullaufbahn für ein späteres menschenwürdiges Dasein zumindest hilfreicher ist als irgendwann mit nichts auf der Straße zu stehen.
Vermittelte Werte hin oder her, sie ist in der Pubertät und da ist man nun mal naiv, will eigenständig sein und so weiter. Ich denke auch, dass hier das Beziehungsende der Eltern vielleicht dazu geführt hat, dass das Kind nun in diese Krise hineingeraten ist, weil sie sich einfach mit anderen Sachen beschäftigt hat. Ich würde ihr also per se nicht unterstellen, dass sie das nicht schaffen kann.
Ich denke schon, dass sie das packen kann, wenn man sie jetzt unterstützt. Sie ist doch dann eh in einem Alter, in dem man das selber entscheiden kann und Eltern nicht mehr so den Einfluss darauf haben. Daher sollten die Grundlagen stimmen und Werte vermittelt wurden sein. Ich würde das nicht ablehnen, sondern ihr eher dazu raten sich nun hinzusetzen und zu zeigen, dass man das auch schaffen kann.
Ich würde ihr ganz klar machen, dass es jetzt nicht danach aussieht, weil sie die 8. Klasse zum zweiten Mal wiederholt und wenn sie bisher kein Interesse zeigt, dann wird ein Studium, in dem man eigenständig arbeiten muss, schwer. Darüber sollte man reden, aber es nicht grundsätzlich abwerten und das Kind damit ja auch schlecht machen. Letztendlich würde ich es erlauben, wenn das eine Jahr sinnvoll gestaltet wird und nicht nur zu Hause das eigene Leben gechillt wird auf dem Sofa.
@Ramones: Wo hast du ein Beziehungsende der Eltern her? Im ersten Beitrag steht doch nur, dass der Vater gekündigt wurde und den Plänen seiner Tochter zugestimmt hat.
Herrscht nicht Schulpflicht beziehungsweise Berufsschulpflicht, wenn man noch keine Ausbildung fertig hat und noch keine 18 Jahre alt ist? Das wird sie kaum sein, wenn sie die achte Klasse zum zweiten Mal wiederholt. Ansonsten kann man da nicht viel dazu sagen, wenn man die Verhältnisse nicht genau kennt. Es kann einfach eine schwierige Phase sein, die sich wieder gibt. Oder es kann auch sein, dass das Kind nach der achten Klasse mit der Schule wirklich aufhören möchte, was man ja kann, und dann eine Ausbildung anfangen möchte, wenn sie eine findet, was nicht unbedingt unrealistisch ist, mit entsprechender Berufsschule.
Als Eltern sollte man versuchen, die Wünsche des Kindes herauszufinden. Aber es gibt auch Konstellationen, wo alles ziemlich vermurkst ist, ohne dass die Eltern etwas dafür können. Man kann sich dann an eine Beratungsstelle wenden. Ich kenne eine Mutter, die ihre Tochter in eine Einrichtung gegeben hat, weil sie gar nicht mit ihr klar kam. Aber wenn man den Fall nicht kennt, kann man eigentlich gar nichts dazu sagen, weil das immer sehr individuell ist.
@blümchen: In Deutschland besteht eine Schulpflicht und diese für 9 Jahre. Da sie nun die 8. Klasse zum zweiten Mal macht, ist sie im zehnten Schuljahr und damit gar nicht mehr schulpflichtig. Sie kann also jeder Zeit ohne direkte Folgen fürchten zu müssen, hinwerfen.
Punktedieb, das stimmt nicht ganz. Die Vollzeitschulpflicht endet je nach Bundesland nach neun oder zehn Jahren. Wobei zu wiederholende Jahre angerechnet werden und Sitzenbleiber damit schneller die Pflicht erfüllt haben. Wer Klassen überspringen kann, ist auf schneller fertig.
Aber danach beginnt die Berufsschulpflicht. Die erfüllst du automatisch, wenn du in der Oberstufe an einer allgemeinbildenden Schule besuchst, eine Berufsfachschule nutzt oder eine Berufsausbildung machst. Ansonsten heißt es, mindestens einmal pro Woche in der Berufsschule antreten Früher hieß das Hausfrauenklasse. Das endet erst, wenn 12 Jahre Schulpflicht erfüllt sind und der oder die Betroffene 18 oder 21 Jahre alt wird. Es kommt da wieder aufs Bundesland an.
In Nordrhein-Westfalen, wo die Tochter von Kätzchens Cousine höchstwahrscheinlich lebt, muss nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht ein Berufskolleg besucht werden, wenn keine weiterführende allgemeinbildende Schule besucht und keine Ausbildung oder ein Berufsvorbereitungsjahr absolviert wird. Unabhängig von der Anzahl der absolvierten Schuljahre endet diese Pflicht erst am Ende des Schuljahres, in dem der Schüler 18 wird. Also mit Beginn der Sommerferien nach Erreichen der Volljährigkeit. Übrigens gilt das auch, wenn ein Kind nach zehn Jahren Vollzeitschule unter 18 ohne Ausbildungsvertrag arbeitet.
Warum muss man zwischen dem Erwerb des (erweiterten) Sekundarabschlusses und dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe einer anderen Schule ein Jahr Pause einlegen? Von so einer Regelung habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas gehört. Mir scheint da ein Missverständnis vorzuliegen, weil mir einfach keine Konstellation einfallen will, wo eine Schule so etwas zur Grundvoraussetzung machen würde.
Ich habe so ein wenig die Ahnung, dass hier etwas falsch verstanden wurde und in Wahrheit ein Jahr Praktikum vorausgesetzt wird, um die Fachhochschulreife zu erlangen. Früher war es zumindest so, dass man nach der zwölften Klasse (oder gegebenenfalls eben auch vorher) ein Jahr Praktikum oder eine Ausbildung im entsprechenden Bereich haben musste, damit aus den 12 Schuljahren ein Fachabitur geklöppelt werden konnte. Von einem Jahr Rumsitzen war da nicht die Rede, das ergibt doch auch gar keinen Sinn.
Über die derzeitigen geistigen Aussetzer bzw. Leistungsabfälle in der achten Klasse würde ich mir noch nicht allzu viele Sorgen machen, ich kenne selbst Leute, die alles andere als auf den Kopf gefallen sind und trotzdem die achte Klasse dreimal machen durften. Ich selbst bin in der Acht auch einmal durchgefallen und habe die zweite achte Klasse gerade so noch bestanden. Meine Abiturnote einige Jahre später war, ohne zu prahlen, trotzdem mehr als nur ziemlich gut. Sorgen könnte man sich im schlimmsten Fall dann in einigen Jahren machen, wobei selbst das dann ihr Problem sein wird.
Zumindest hat sie mit ungefähr fünfzehn schon gewisse Ziele und Träume, das ist doch positiv zu sehen. Mir war zu diesen pubertären Zeiten die Schule sowas von egal, geschweige denn, dass ich an meine Zukunft gedacht hätte. Inwiefern ein ganzes Studium jetzt realistisch ist, nur weil man im zweiten Jahr Chemie noch recht gute Noten hat, steht auf einem anderen Blatt, aber das sind aus meiner Sicht alles Dinge, die noch in der Entwicklung inbegriffen sind. In zwei Jahren Pubertät und Schule kann noch so einiges passieren.
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