Alle Ernährungsformen beim Weihnachtsessen berücksichtigen?
Mit dem Einklang des Novembers sind ja die Weihnachtsfeste bei vielen Familien schon in voller Planung. Bei mir Zuhause wird eher in einem kleinen Kreis gefeiert und wir haben auch immer von Jahr zu Jahr verschiedene Gerichte auf dem Tisch und schon lange nicht mehr den klassischen "Gänsebraten".
In unserer Familie gibt es auch einige Ernährungsformen, von Allergien (beispielsweise gegen Gluten und Nüssen) bis hin zu fleischfreier Ernährung. Bei uns sind da glücklicherweise alle sehr flexibel und wir können uns dann dennoch sehr gut einigen und auch häufiger ein Menü zusammenfinden, was alle Bedürfnisse abdeckt. Gerade fleischfreie Ernährung wird ja immer häufiger aber betrifft meist nicht die ganze Familie. Meiner Schwiegermutter ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass es Ente zu Weihnachten gibt und sie kocht für ihre Söhne (beide vegetarisch) dann ein extra Gericht.
Wie ist das bei euch? Ist es euch wichtig, dass zu Weihnachten alle das gleiche essen? Passt ihr euch dann entsprechend anderen Ernährungsformen an oder kocht ihr diverse Gerichte?
Außer der veganen Ernährung eines meiner Söhne gibt es bei uns keine besonderen Einschränkungen. Der Veganer bekommt dann natürlich ein anderes Essen. Ich vertrage keine Milch, aber das ist keine besondere Einschränkung. Leider wird Weihnachten bei mir immer einsamer, weil meine Eltern und meine Schwiegereltern nicht mehr leben. Meine Schwägerin ist weggezogen und kommt auch nicht mehr kurz vorbei und wegen Corona ist einer der Söhne die letzten zwei Jahre auch nicht gekommen. Enkelkinder habe ich keine. Meine restliche Verwandtschaft wohnt nicht in meiner Nähe, sondern überall in Deutschland verstreut.
Wenn ich mehr Leute zu bewirten hätte, dann würde ich auf die verschiedenen Ernährungsformen Rücksicht nehmen. Wenigstens feiern wir unter meinen Geschwistern im Dezember ein großes Familienfest, das meine Schwester ausrichtet. Einige ihrer Kinder und deren Freunde sind Veganer. Da gibt es dann sowohl normales Essen als auch veganes Essen. Außerdem werden auch die Vorlieben der Kinder berücksichtigt. Die sitzen dann an einem Extratisch und bekommen irgendetwas Kind gerechteres als Fondue oder Raclette, was es wahrscheinlich für uns Erwachsene gibt.
blümchen hat geschrieben:Leider wird Weihnachten bei mir immer einsamer, weil meine Eltern und meine Schwiegereltern nicht mehr leben.
Mein Weihnachten ist auch nicht gerade von übermäßiger Geselligkeit geprägt. Als Einzelkind hat es sowieso nie eine besonders große Familie gegeben, und inzwischen ist mein Vater gestorben und meine Mutter im Pflegeheim. Dort werde ich sie an Weihnachten besuchen, aber man verbringt dort natürlich auch keinen typischen Weihnachtsabend wie früher zuhause. Ansonsten gibt es noch meinen Partner, der allerdings wegen seines Berufs teilweise an den Feiertagen arbeiten muss. Da ergibt sich auch eher keine typische Weihnachtsstimmung.
Was die Ernährungsformen betrifft: soweit überhaupt andere Leute außer mir mit einbezogen sind (Mutter und Partner), gibt es keine besonderen Ernährungsformen. Wir sind sozusagen omnivor und essen mehr oder weniger alles. Aber meine Mutter wird das Essen wohl wie üblich aus der Heimküche bekommen, und wenn ich später mit meinem Partner ein wenig feiere, werden wir eher etwas Klassisches essen.
Aktuell gibt es bei uns kein großes Familienessen, da zum einen die Familie auch durch Covid-19 kleiner geworden ist und es nicht nur an 600 km liegt, dass ich zum Rest meiner Familie ein distanziertes Verhältnis habe. Aber wenn ich an vergangene Essen denke, von denen wir auch eines ausgerichtet haben, dann ist es insgesamt auf eine Art Baukastensystem hinaus gelaufen.
Es gab schon immer gewisse Lebensmittel, die für den einen unbedingt dazu gehörten, während der andere es nicht leiden konnte. Das fing schon mit der Füllung des Geflügels (wahlweise Maispoularde, Puter, Ente oder Gans) an, wo der eine unbedingt die Leber in der Füllung wollte und der andere auf keinen Fall. Oder für einen gehörte Rosenkohl unbedingt dazu, der andere hasste es. Insofern haben wir insgesamt recht viele Komponenten gemacht, allerdings nicht in so großer Menge, weil es eh nicht alle aßen.
In diesem System wäre es kein Problem, nicht nur die verschiedenen Geschmäcker zu berücksichtigen, sondern auch verschiedene Ernährungsformen. Anfangs muss dann ein bisschen mehr überlegt werden, wer was bzw. was nicht isst und wovon wie viel zubereitet werden muss bzw. wie man das alles auf einem Herd mit vier Platten zubereiten kann. Aber dann lässt es sich ganz gut machen und alle sind glücklich und allen schmeckt es, obwohl fast jeder was anderes isst.
Bei uns wird je nach Anzahl der Gäste schon variiert beim Weihnachtsessen. Wobei mir noch keine Veganer oder Vegetarier aufgefallen sind und dass die fleischfreie Ernährung sich immer mehr ausbreitet, das konnte ich in unserer Familie auch noch nicht feststellen. Einen ganzen Gänsebraten gibt es bei uns auch nicht, wenn dann nur Keulen und wer das nicht mag, der bekommt eben einen Braten oder Würstchen sind auch immer da und werden gern gegessen. In den Ernährungsformen sind wir an Weihnachten alle ziemlich ähnlich ...
Nach meiner Erfahrung machen die Leute mit besonderen "Ernährungsformen" beim Weihnachtsgelage oder sonstigen "Anlässen" normalerweise die wenigsten Probleme. Entweder sie steuern etwas Leckeres für die ganze Tischrunde bei oder sie kauen diskret und bescheiden an den Beilagen oder was sie sonst essen können/dürfen/wollen.
Nerviger sind in meinen Augen die Leute mit der "Ernährungsform: alles, und davon reichlich". Das sind nämlich in meiner erweiterten Sippschaft die, die sich vorne und hinten bedienen lassen, Kochen als "Frauensache" ansehen und darauf bestehen, dass es allweihnachtlich einen gigantischen Fleischbrocken gibt, auf den die Jüngeren generell gar nicht mehr so viel Bock haben und den der eigene Magen auch nicht mehr so gut verträgt. Bei uns gab es auch traditionell an Heiligabend "Brotzeit" mit diversen kalten Platten, bei denen die älteren Nicht-Veganer ebenso traditionell gemeckert haben, weil der Tiroler Schinken "zu salzig" war oder die Gewürzgurken "nicht die Guten vom Edeka".
Deswegen habe ich mich von dem Bemühen, es allen essensmäßig recht zu machen, auch schon lange verabschiedet. Die einzige in meiner Generation und engen Familie, die selber Kinder und Schwiegerleute hat, ist meine Schwester, und die möchte ich an den Feiertagen nicht noch zusätzlich mit meiner Anwesenheit belasten. Die Schwiegers sind schon anstrengend genug.
Also ist Weihnachten für mich, auch Corona sei Dank, schon ein paar Jahre lang ein Zweipersonenstück, bei dem es genau das zu essen und zu feiern gibt, was mir und meinem Partner zusagt. Da motzt dann niemand, dass am Schinken zu viel Knoblauch sei, und der Weihnachtsfriede ist gewahrt.
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