Durch häufige Veränderungen erfolgreicher sein?
Ich habe gelesen, dass neugierige und flexible Menschen erfolgreicher sein sollen als andere. Dies hätten einige wissenschaftliche Studien ergeben. Den meisten Menschen würden Veränderungen eher Angst machen, da es eben ins Ungewisse geht.
Ich muss sagen, dass ich da wohl eindeutige zu den nicht neugierigen und sehr flexiblen Menschen gehöre. Mir machen manche Veränderungen auch Probleme und auch durchaus mal Angst. Allerdings finde ich das nur menschlich. Ich kenne aber jemanden, der da wirklich flexibel ist und schon viele ausprobiert hat. Ich weiß nun nicht, ob dieser Mensch dadurch wirklich erfolgreicher ist, aber er kann anscheinend gut leben.
Was haltet ihr davon, dass Menschen erfolgreicher sein sollen, die häufig Veränderungen vornehmen oder in Kauf nehmen? Habt ihr da selbst schon Erfahrungen sammeln können? Könnt ihr jemanden, der durch häufige Veränderungen wirklich erfolgreich wurde?
Wirklich viel Aussagekraft hat der verlinkte Artikel ja nun nicht eben. Und dass man für Veränderungen bereit sein muss, um beruflich erfolgreicher zu werden, ist auch eine Binsenweisheit. Wenn ich möglichst immer im selben Trott arbeiten möchte, auf keinen Fall das Büro, die Kollegen oder die Abteilung wechseln will, nicht bereit bin an meinem Arbeitsaufwand oder den Zeiten etwas zu ändern noch zu Fortbildungen fahren möchte, weil das neu und zu anders ist, kann ich natürlich in der Hierarchie nur schwer aufsteigen.
Ich glaube generell, dass es einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Neugier, Antrieb sowie Aktivität gibt. Sehr geistig träge oder sogar intellektuell unterdurchschnittlich begabte Menschen neigen auch oft dazu nicht besonders neugierig und offen für neue Aufgaben zu sein oder Dinge einfach mal zu testen. Das möchte ich jetzt aber natürlich nicht verstanden wissen als Gleichung, alle trägen Menschen seien auch weniger intelligent! So ist das absolut nicht gemeint.
Meiner Beobachtung nach sind besonders intelligente Menschen aber eben auch oft besonders wissbegierig und bemüht, Dinge auszutesten. Flexibilität würde ich hingegen eher als davon unabhängiges Charaktermerkmal ansehen, aber das ist nur meine persönliche Sicht. Vermutlich hat jeder Mensch da wieder ganz andere und eigene Vorstellungen .
Um hier hieb- und stichfeste Aussagen treffen zu können, müsste man erst mal klarstellen, was unter Neugierde, Flexibilität und Erfolg genau zu verstehen ist. Irgendwelche Vorstellungen davon hat ja jeder, aber die können ganz gewaltig voneinander abweichen und sich sogar widersprechen.
Ich meine, was heißt schon "Neugierde"? Wenn sich jemand für jedes Skandälchen irgendwelcher "Promis" interessiert oder ob bei der Nachbarin schon wieder was "unterwegs" ist, würde ich das durchaus als Neugier definieren, aber wo soll da der "Erfolg" herkommen?
Und die berühmte "Flexibilität" ist für mich auch schon längst nur eine Floskel aus Bewerbungen, wo es vor allem darum geht, kein Privatleben und keine Verpflichtungen über den Job hinaus zu haben, sodass man dem Arbeitgeber theoretisch jederzeit zur Verfügung steht. Auch hier finde ich nicht, dass "Erfolg" dadurch vorprogrammiert ist. Es kann genauso gut sein, dass man ewig den Deppen für die anderen macht und als nützlicher Idiot sein Arbeitsleben mit Einspringen, Vertreten, Randschichten, Aushelfen und Notbetrieb zubringt.
Ich kenne ähnliche statistische Zusammenhänge in die Richtung, dass man bei häufigen Jobwechseln eher aufsteigt. Tatsächlich ist das auf manchen Karriereleitern auch so der Fall, da diese diverse Erfahrungen voraussetzen, die dann bestenfalls auch bei verschiedenen Arbeitgebern gemacht werden sollten. Hier habe ich auch einen Bekannten, der mit Mitte 30 schon 6 Mal das Unternehmen gewechselt hat und davon auch schon mehrmals das Land, in dem er tätig ist. Mittlerweile hat er sich auf eine sehr gute Management-Position hochgearbeitet. Dies war allerdings auch von Beginn an sein Ziel, so dass Flexibilität für ihn schon während des Studiums dazugehörte, beispielsweise in Form von Auslandaufenthalten.
Auf den Karriereweg den ich für die Zukunft anstrebe, ist diese Art von Flexibilität nicht unbedingt gefragt. Zwar habe ich schon den Arbeitgeber gewechselt und mich auch in Hinblick auf den Fachbereich etwas verändert, allerdings war das eher aufgrund meiner Unzufriedenheit. Ich denke Veränderung kann auch durchaus innerhalb von einem bestimmten Themenbereich stattfinden, beispielsweise indem man sich weiterbildet und offen ist für andere Ansichten. Flexibilität bedeutet dann für mich eher, dass man schnell auf sich ändernde Umstände reagieren kann.
Dieses agile Verhalten trainiert man natürlich gewissermaßen, wenn man sich häufig beruflich oder anderweitig verändert, allerdings ist das auch nicht für jeden ein Muss. Ich kenne durchaus Personen, die sich nach sehr langer Zeit beruflich verändert haben und dabei sofort flexibel agieren konnten, dies ist also auch irgendwo vom sonstigen Charakter und der Persönlichkeitsentwicklung abhängig. Auch ist die Frage, wie man hier "erfolgreich" definieren möchte. Für den ein oder anderen gehört zum erfolgreich sein nicht unbedingt die Flexibilität dazu, sondern das ist eher ein Kriterium, welches zur Zufriedenheit beiträgt.
Das ist wieder so eine Geschichte aus der Küchenpsychologie, die oberflächlich betrachtet gut klingt und bei der man sich als Leser dann bestätigt fühlen kann. Denn schließlich sind wir doch alle flexibel und aufgeschlossen und interessiert und was man halt sonst noch so für nette, nichtssagende Ausdrücke in seine Bewerbung packt.
Nach zwei Sekunden Nachdenken fallen mir aber schon eine ganze Reihe Beispiele ein, bei denen häufige Veränderungen überhaupt nicht zum Erfolg führen. Es gibt Dinge, in denen man nur dann richtig erfolgreich werden kann wenn man sich sehr intensiv über einen längeren Zeitraum nur darauf fixiert. Oder glaubt jemand, dass man als Profisportler oder Profimusiker weltweit erfolgreich werden kann wenn man ständig die Sportart oder das Instrument wechselt? Kommt man als Wissenschaftler zum Nobelpreis wenn man häufige Veränderungen am Forschungsgebiet vornimmt?
Ich wage auch zu bezweifeln, dass es gut ankommen würde wenn ich mein Studienfach zig mal gewechselt hätte. Oder wenn ich so neugierig und flexibel war, dass ich mir jedes Jahr eine neue Arbeitsstelle gesucht habe. Bis zu einem gewissen Punkt kann man solche Sachen sicher als etwas positives verkaufen, aber irgendwann schlägt das ins Gegenteil um. Denn wie teamfähig kann so jemand schon sein? Wie gut kann so eine Person mit Konflikten, Enttäuschungen, Frustration und anderen negativen Erlebnissen umgehen?
Wenn man Erfolg als etwas außerhalb von Job und Geld sieht kann ich mir schon vorstellen, dass Veränderungen hilfreich sein können. Also ich meine damit einfach Dinge, die Abwechslung in den Alltag bringen. Vielleicht ist eine Beziehung tatsächlich erfolgreicher wenn man regelmäßig aus dem Alltagstrott ausbricht und zusammen neue Dinge erlebt.
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