Wo vegan drauf steht, nicht unbedingt vegan drin?

Eine sogenannte Mitbring Party fand kürzlich statt und natürlich galt dies auch für mich. Dabei war mir bewusst, dass ein großer Teil der Teilnehmenden vegan lebt und somit musste ich auch bei den Knabbereien genau darauf achten, dass diese selbstverständlich frei von jeglichen tierischen Ursprungs waren.

Klingt auf den ersten Blick auch super einfach und ich dachte mir, dass es ausreichend ist, wenn ich darauf achte, dass das Siegel „vegan“ irgendwo auf der Verpackung vermerkt ist. Doch falsch gedacht. So hielt ich von der Firma Lorenz die Erdnussflips in der Hand, die oben fett das Siegel „vegan“ aufwiesen. Für mich war es also klar, dass ich es hier mit einem veganen Produkt zu tun habe.

Bei näherer Betrachtung fand ich auf der Rückseite jedoch den Vermerk, dass dieses Produkt wohl auch Milch enthalten könnte beziehungsweise Spuren davon, sodass mich dann wiederum der Aufdruck „vegan“ schwer wunderte. Denn diesen hätte man sich meiner Ansicht nach ja dann getrost schenken können.

Hätte ich mich nun darauf verlassen oder ein Veganer, dann empfinde ich das schon sehr irreführend, aber das passierte ja zum Glück nicht. Dennoch bin ich echt verwundert und blicke seither, wenn ich für Veganer etwas mitbringe, schon anders auf die jeweiligen Produkte, gleichwohl sie suggerieren, vegan zu sein.

Habt Ihr, falls Ihr vegan seid oder darauf beim Einkauf mal gelegentlich achtet, selbst einmal eine ähnliche Situation erfahren müssen oder mit einem anderen vermeidlich vegetarischen oder veganen Produkt, welches letzten Endes auch Spuren von … enthalten kann und damit automatisch nicht mehr vegan/vegetarisch wäre?

Ich hatte bisher gedacht, dass vegan auch vegan heißt. Aber das Spuren von etwas drinnen sind, liegt manchmal an den Maschinen, mit denen die Produkte verarbeitet wurden. Das fände ich jetzt nicht so schlimm. Ich weiß aber nicht, wie Veganer das sehen.

Du bringst zwei Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. Das Produkt selbst ist vegan, da keine Produkte tierischen Ursprungs darin verarbeitet werden. Der Zusatz "kann Spuren von xyz enthalten" dient nur dazu, den Hersteller vor Schadenersatzansprüchen von Allergikern zu bewahren. Da die ganzen Maschinen, Tanks und Abfüllanlagen auch für andere Produkte genutzt werden, können minimale Reste in das vegane Produkt gelangen.

Um das zu verdeutlichen, lohnt ein Blick auf die glutenfreien Haferflocken. Hafer enthält von Natur aus kein Gluten. Wer also nur aus Glaubensgründen Gluten meidet, weil er meint, dass Klebereiweiß ungesund sei, kann normale Haferflocken kaufen. Wer dagegen an Zöliakie leidet, greift zu glutenfreien Haferflocken. Die stammen von Feldern, auf denen mehrere Jahre kein glutenhaltiges Getreide stammt und kommen vom Mähdrescher bis zur Verpackungsmaschine nur mit Geräten in Kontakt, die niemals glutenhaltige Produkte verarbeiten.

Ebenso wie die Flips vegan sind, ist Hafer von Natur aus glutenfrei. Trotzdem wird auf den Packungen vor Spuren von anderen Allergenen gewarnt, die technisch bedingt in geringen Mengen hereingeraten sein könnten. Wenn das stört, der muss auf Hersteller ausweichen, der gar keine tierischen Produkte verarbeitet.

Ich sehe das auch so, dass der Hinweis auf möglicherweise enthaltene Spuren von einzelnen Lebensmitteln eine rechtliche Absicherung für den Hersteller ist und nicht bedeutet, dass das Produkt an sich nicht vegan ist. Letzteres wäre für mich dann gegeben, wenn ein offenkundig tierisches Produkt explizit in der Zutatenliste genannt wird und dann wäre der Vermerk auf der Packung auch sicherlich nicht mehr da. Andernfalls schätze ich, dass die vegane Community eigenen riesigen Aufstand machen und für die Richtigstellung der Kennzeichnung sorgen würde.

Da ich selbst nicht vegan lebe, habe ich noch nie darauf geachtet, ob das Label "vegan" auch wirklich in allen Fällen korrekt vergeben wurde. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass Produkte, die mit "vegan" markiert sind, auch vegan sind. Im übrigen frage ich mich manchmal, ob es wirklich so relevant ist, falls gelegentlich mal irgendwelche Spuren von tierischen Produkten mit dabei sein könnten. Solange es sich nicht um eine konkrete Allergie handelt, derentwegen man diese Zutaten meiden muss, sehe ich für mich persönlich keinen Grund, hier so penibel nach versehentlich hineingeratenen Zutaten tierischen Ursprungs zu fahnden.

Wie einige andere schon angemerkt haben, geht es bei der hier angegebenen Deklaration eher um den Herstellungsprozess. Häufig werden die gleichen Maschinen aufbereitet und gereinigt, um damit wieder andere Produkte - beispielsweise auch vegane - herzustellen. Aus Sicherheits- und Haftungsgründen muss dieser Hinweis dann angegeben sein. Das greift vor allem bei sehr starken Allergien.

Ich kenne einiger Veganer und Veganerinnen und diese stören sich nicht an diesem Sachverhalt. Das Vegan-Label ist in der Regel auch sehr sicher, wenn man mal Restaurants ausnimmt, wie beispielsweise im aktuellen Burger Skandal bei Burger King zu sehen. Hierbei ist es ja allerdings auch die, teilweise sogar absichtlich herbeigeführte, Schuld vom Menschen, dass die Zutaten vertauscht werden. Bei Produkten im Supermarkt kann man sich, außer es kommt hier ebenfalls zu Fehlern, in der Regel auch darauf verlassen, dass das Produkt dann auch vegan ist.

Umgekehrt gibt es allerdings auch noch viele Produkte, die kein Vegan-Label besitzen, allerdings trotzdem vollkommen vegan sind. Hier erfordert es bei entsprechender Ernährungsweise nach wie vor, die Inhaltsstoffliste genau zu studieren. Ebenso schwer ist es auch bei Allergien, das könnte zukünftig beides daher in meinen Augen noch deutlich vereinfacht werden.