Ungewissheit beim Gaspreis schlimmer als konkrete Zahlen?
Mich nervt die Ungewissheit darüber, was an Stromkosten und Gaskosten demnächst auf mich zukommt. Bis jetzt habe ich noch keine Erhöhung bekommen, aber ich habe keine Ahnung, was demnächst ist. Das ist für mich schlimmer als ein höherer Preis, mit dem ich zumindest planen kann. Vielleicht wäre das sogar ein Anstoß für mich in eine andere Stadt zu ziehen, in der die Mieten billiger sein, was ich eh in Erwägung ziehe. Ich weiß auch nicht, ob und wann meine Vermieterin mir den Dezemberabschlag überweist oder weniger einzieht, wahrscheinlich freiwillig gar nicht.
Stört euch auch die Ungewissheit beim Strompreis und Gaspreis mehr, als wenn ihr diese wüsstet und das einplanen könntet? Es kann ja sein, dass jemand davon abhängig macht, ob er oder sie einen Urlaub für nächstes Jahr bucht oder nicht. Ich mag solche Schwebezustände grundsätzlich nicht. Es gab zwar kürzlich auf der Bundespressekonferenz die Mitteilung des Expertengremiums, aber es ist ja noch nicht klar, ob und wie dem gefolgt wird. Wie geht ihr mit dieser Unsicherheit um?
Ich empfinde die Situation nicht als unkalkulierbar. Die einzige Sorge ist, dass die Preisgarantie fällt und die Kosten direkt und zeitnah durchgereicht werden. Aber ansonsten kann man doch relativ gut abschätzen, was kommt. Für den Gastarif lief die Preisgarantie letzten Monat aus.
Da hatte ich anhand der letzten Nebenkostenabrechnung immer mal wieder den Gesamtverbrauch immer mal wieder in Gaspreisrechner eingegeben und geschaut, was man erwarten kann. Das wären zwar Neukundenverträge, die bei seriöser Kalkulation teurer sind. Aber es gibt gute Anhaltspunkte.
Erwartungsgemäß bewegte sich dann die Erhöhung im günstigeren Bereich der neuen Konditionen. Zwar zahlen wir jetzt mehr als das Doppelte, aber das ist hier in der Region ziemlich normal. Günstiger geht es hier kaum. Jetzt kenne ich den Vertragspartner und kann dort direkt gucken, wie sich sein Preis und der der Wettbewerber entwickeln, wie ich es beim Strom mache.
Beim Strom hält meine Preisgarantie bis in den Frühling hinein, damals ist der Preis auch ohne den Wegfall der EEG - Umlage gefallen. Die kam dann noch zur Ersparnis dazu. Jetzt gehe ich nach den aktuellen Angeboten meines Versorgers für Neukunden und den anderen Tarifen in der Region davon aus, dass es im Frühjahr doppelt so teuer werden wird. Man ist doch nicht hilflos ausgeliefert, bis die Rechnung kommt.
Ich habe nur beim Gas eine Preisgarantie und läuft noch bis Oktober 2023. Also kann ich aktuell noch recht entspannt sein. Bei anderen, wo die Garantie dieses Jahr ausgelaufen ist, hat sich der neue Preis zwar erhöht, aber nicht verdoppelt. Also gehe ich davon aus, dass unsere Stadtwerke hier gute Einkaufspreise ausgehandelt haben und auch weiterhin aushandeln werden.
Beim Strom gibt es hier bei den Stadtwerken zwar keine Preisgarantien, aber dafür gab es auch noch keine Ankündigungen, dass die Preise steigen werden. Daher sehe ich der nächsten Abrechnung auch recht entspannt entgegen.
Aber wirklich verrückt lasse ich mich durch die Medien nicht machen. Da ist, meiner Meinung nach, auch sehr viel Panikmache dabei. Wenn man das alles so glauben wollte, müsste ich ständig nur irgendwelche Ängste pflegen und Kerzen und Dosensuppen, samt unzähligen Flaschen Wasser hamstern, damit man den Winter auch überleben kann.
Generell empfinde ich Unsicherheit schlimmer als - wenn auch unangenehme - Sicherheit. Leider sind die Politiker nicht in der Lage, eine belastbare Sicherheit abzugeben weil sie:
Erstens: inzwischen keine Ahnung mehr von dem haben, wofür sie bezahlt werden - mit Ausnahmen wie Lauterbach, der zumindest Arzt und Naturwissenschaftler ist. Damit sind diese Leute angewiesen auf ihre Berater (und Lobbyisten).
Zweitens: weil sich die Regierung - und damit meine ich den ganzen Verein - sich daran delektiert, sich intern zu zanken anstatt ihren verd... Job zu tun. Hüstel - Entschuldigung.
Drittens: weil die Lage wirklich nicht so einfach ist wie ein" Mensch Ärgere Dich Nicht Spiel".
Zusammenfassend: M'r waas es net. Und wer soll's richten? Ich bin nur vom Strom abhängig (Wärmepumpe und kleine Photovoltaik mit 8 kW). Aber da weiß ich auch nicht, was auf mich zukommt.
Du redest ziemlich abfällig von Politikern. Das sehe ich ganz anders. Die meisten unserer Minister haben mindestens einen Hochschulabschluss. Nancy Faeser ist zum Beispiel Juristin mit zweitem Staatsexamen und hat als Rechtsanwältin gearbeitet. Habeck hat einen Doktortitel, Cem Özdemir ist Diplom-Sozialpädagoge und Anton Hofreiter Diplom-Biologe. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Und die Berater sind nicht hauptsächlich Lobbyisten, sondern die Ministerialbürokratie besteht unter anderem aus stark spezialisierten Referaten mit hochkarätigen Experten.
Ich bewundere die meisten Politiker und möchte besonders zur Zeit nicht in deren Haut stecken. Und dass es Meinungsverschiedenheiten in der Ampel, die aus so grundsätzlich unterschiedlichen Parteien besteht, ist doch kein Wunder. Mich wundert eher, wie gut die zusammenarbeiten.
@blümchen: Und was nutzt der Doktortitel eines Herrn Habeck bei seinen Aufgaben? Der Mann ist Wirtschaftsminister und ist Doktor der Philosophie. Das eine hat also mit dem anderen nichts zu tun. Genauso wenig nutzt der Akademische Abschluss von Cem Özdemir bei seinen jetzigen Aufgaben.
Nur weil die Leute studiert haben, qualifiziert sie das nicht automatisch für ihre jetzigen Aufgaben. Und das da einige diesen Aufgaben nicht gewachsen sind, zeigt doch das jetzige Desaster beim Gaspreis. Erst Umlage, dann wieder keine, dann wieder doch und jetzt nun doch nicht. Ein ewiges diskutieren ohne wirkliche Ergebnisse.
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