Bei Konferenz Privatszenen über Zoom zeigen angebracht?
Wir hatten neulich Konferenz über zoom. Es gibt eigentlich so etwas wie ein Konferenzgeheimnis. Daher fand ich es komisch, dass eine Kollegin von ihrem Bild wechselte und uns allen zeigte, wie toll ihre Familie Handstände machen kann. Unser Chef war gleich erbost, aber meine Kollegin meinte, das würde die steife Konferenz etwas auflockern.
Findet Ihr es angebracht, wenn man Beruf mit Privatem mischt und bei Zoom Konferenzen Familienszenen live zeigt? Hat der Chef zurecht die Kollegin gerügt oder haben die Szenen eher den ernsten Charakter aufgelockert?
Ich denke, dass das ganz auf das jeweilige Setting ankommt. Ich hatte durchaus auch schon Online-Meetings in denen in einem kleinen Warm up entsprechende Dinge gemacht wurden. Beispielsweise sollten "Lieblingsgegenstände" in die Kamera gehalten werden, wie das liebste Buch oder das liebste Bild im Haus gezeigt werden. Natürlich erfolgte das alles auf freiwilliger Basis. Meist war das ein gutes Zusammenkommen, da man gleich auch auf privater Ebene Interessen austauschen konnte.
Zugleich ist es natürlich schwierig, wenn man in einem sehr konservativen Unternehmen arbeitet und man eventuell damit rechnet, dass dies dem Chef nicht so passen könnte. In vielen älteren deutschen Unternehmen habe ich das Gefühl, dass das noch eher der Fall ist. Ganz anders sieht es wiederum in der Start-up Branche aus, hier sind entsprechende Situationen an der Tagesordnung.
Ebenso finde ich es, solange es in einem bestimmten Rahmen bleibt, auch nicht so schlimm in Situationen wie dem Home Office dazu zu stehen, dass Kinder dabei sind. Hier gibt es ebenfalls sehr zwiegespaltene Meinungen. Eine Kollegin von mir hatte ebenfalls schon ihr Kind in einem Online-Meeting auf dem Schoß, da es einfach keine Ruhe gegeben hat. Hier finde ich es schön, wenn auch dafür ein Rahmen geschaffen wird und es eine gewisse Empathie gibt.
Ganz am Anfang der Seuche, als Homeoffice und Zoom-Konferenzen noch aufregendes Neuland waren, fand ich es auch spannend, zumindest Mini-Einblicke, freiwillig oder zufällig, in die private Umgebung meiner KollegInnen und Vorgesetzten zu bekommen. Sei es, dass die Tochter durchs Bild gehüpft ist oder der Chef sich hastig entschuldigen musste, weil der Corona-Welpe am Laptopkabel gezerrt hat.
Aber mittlerweile haben alle die Online-Meetings vor allem satt und sind froh, wenn das Wichtigste besprochen werden kann, ohne dass Familie dazwischenquatscht oder die doofe Töle den ganzen Betrieb aufhält, auch wenn es natürlich nicht "schlimm" ist. Es nervt nur und lenkt ab. Die meisten bei mir in der Abteilung finden es doch anstrengend, sich über Headset und immer etwas asynchrone Bildaufnahmen zu verständigen, jetzt wo der Reiz des Neuen verflogen ist.
Und Kennenlernspielchen hasse ich sowieso, weil sie nie so "freiwillig" sind, wie immer alle tun, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als sich vor Publikum zu profilieren, das nicht abhauen kann.
Ich hatte das Gefühl, dass jeder nur mehr diese Familie beobachtet hatte und die Konzentration stark nachließ. Noch dazu war die Konferenz für Außenstehende komplett tabu. So herzlos dies klingen mag, sind in diesem Fall auch die nächsten Familienmitglieder Außenstehende und haben nicht zuzuhören. Man weiß ja auch nicht, was hier durch diese Familienmitglieder nach außen weitergeleitet werden könnte.
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