Wie viel Bedeutung den Nostradamus Prophezeiungen beimessen?

Eine Nostradamus Prophezeiung aus dem 16.Jahrhundert sorgt derzeit für ziemlich Furore, und die sagte angeblich damals schon den Tod der englischen Königin Elisabeth ll für das Jahr 2022 voraus. Auch eine schwere Wirtschaftskrise und ein Weltkrieg stehen in den Prophezeiungen für die jetzigen Jahre. Für wie belastbar haltet ihr solche Prophezeiungen und was haltet ihr ganz persönlich davon?

Lupenleser hat geschrieben:Eine Nostradamus Prophezeiung aus dem 16.Jahrhundert sorgt derzeit für ziemlich Furore, und die sagte angeblich damals schon den Tod der englischen Königin Elisabeth ll für das Jahr 2022 voraus.

Wenn Prophezeiungen "belastbar" wären, hätten sie einen anderen Namen. Ich musste schon die Jahrtausendwende-Panik, diverses Sektengefasel und diesen Aztekenkalender über mich ergehen lassen, ich bin mit nebulösen, selten positiven Zukunftsvisionen eigentlich durch.

Kriege, Katastrophen und Königreiche gibt es zudem schon seit der Erfindung der Zivilisation, da ist es einfach, vage Voraussagen zu treffen. Herrscher sterben, Vulkane brechen aus, Missernten führen zu Hungersnöten, alles nichts Neues, da muss man kein Genie sein, um zu "prophezeien", dass auf Jahrhunderte gerechnet manchmal was passiert.

Staunen würde ich, wenn irgendein Seher, egal ob Nostradamus, Rasputin oder das Orakel von Delphi, beispielsweise die Einführung des Frauenwahlrechts vorhergesagt hätte (natürlich mit Jahreszahl). Oder die Abschaffung der Sklaverei in den USA. Oder das erste Elektroauto. Aber nein, da heißt es immer nur: Der Löwe macht irgend etwas und im Osten ist Gebrüll zu hören, während Flammen bla bla bla.

Es geht hier wohl eher um die Aussage eines englischen Twitterers, der Prinz, ähm König Charles bereits im Grabe sieht. Kurz vor Sperrung des Beitrages hat er ihn selber gelöscht. Solche Gelegenheiten, sich unverschämt ins Rampenlicht zu stellen, sind charakteristisch für bestimmte Persönlichkeiten, möglichst leicht Clickbaiting zu erheischen.

Es gibt eben Grenzen des guten Geschmackes, und das haben nicht nur die Briten erkannt. Alles andere ist für mich Kaffesatzleserei.

Die "Verifikation" von "prophezeiten" Ereignissen erfolgte ja immer erst im Nachhinein. Nicht so, dass Einfluss auf derartige Dinge hätte genommen werden können. Dann in irgendwelchen einschlägigen Büchern eine Übereinstimmung zu finden, ist dem Grundsatz geschuldet: wer (etwas) suchet, der findet auch immer etwas Passendes dazu. Der interpretatorischen Phantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Nach dem Maya-Kalender hätte der Weltuntergang ja bereits vor Jahren stattgefunden. Und?

Wie viel Bedeutung ich den Nostradamus Prophezeiungen beimesse? Keine, was den Eintritt dieser Ereignisse betrifft. Ansonsten sind es poetische, sehr schöne Texte und sie sagen etwas über allgemeine Grundgefühle und Ängste der Menschheit zu allen Zeiten aus. Die Menschen wollten schon immer die Zukunft vorhersagen können, weil es überlebenswichtig ist, gewisse Dinge vorherzusagen, wie etwa das Verhalten des Nils, die Wanderungen bestimmter Wildtiere und Wettervorhersagen, was ja auch durchaus Erfolg hatte und hat. Das ist allerdings nicht den Regentänzern, Orakeln von Delphi oder durchaus interessanten Figuren wie Nostradamus zu verdanken, sondern genauen Beobachtungen der Vergangenheit und Erkennen von Regelmäßigkeiten, wobei natürlich die Naturwissenschaften auch ihre Grenzen haben.

Nostradamus hat nie oder vielleicht ganz selten ganz konkrete Namen, Orte und genaue Ereignisse benannt, da kann man im Nachhinein oder auch schon vorher alles möglich hineininterpretieren. Dass ein großer Herrscher stirbt, kann für jemanden aus Tansania den Tod von Magafuli bedeuten und für einen Nordkoreaner den Tod von Kim Jong-un. Wenn Angela Merkel gestorben wäre, hätte man das auch als Vorhersage sehen können.

"Die Fische des schwarzen Meeres werden kochen" für 2022 oder so ähnlich wird von manchen als Prophezeiung für die Klimakatastrophe gedeutet, kann aber auch als Vulkanausbruch oder Meteoriteneinschlag oder Chemieunfall interpretiert werden.

Solche Prophezeiungen sind doch immer sehr mit Vorsicht zu genießen. Natürlich treffen sie auch mal ein und je berühmter die Prophezeiungen sind umso mehr Leute forschen da nach um zu schauen ob nicht irgendwann mal eine eintreffen könnte.

Das Problem daran ist ja eben, dass sie meistens so vage geschrieben werden, dass man das alles und nichts hinein interpretieren kann. Und das passiert ja meistens immer erst dann, wenn ein Ereignis schon passiert ist. Dann nimmt man sich eine Prophezeiung und liest so, wie man sie lesen will und kann dann sagen, guck mal da steht eine Königin wird sterben und ihr Sohn wird ihr Nachfolger. Ja natürlich, wenn das Ganze dann schon 500 Jahre alt ist, dann wird man in der Zeit auch mal einen Treffer landen. Das ist ja nicht so unwahrscheinlich.

Die Frage ist ja nur, warum das immer keiner vorher weiß. Ich meine die Bücher sind ja uralt und wenn sie so klar und deutlich sind, dann hätte man doch auch vor Jahren schon in die Verse rein interpretieren können, dass die Queen 2022 stirbt und Charles der Nachfolger wird. Aber komischerweise, wissen dass die Interpreten immer erst hinter her und sagen dann, schaut mal hier steht es ja.

Der Interpret hat ja sogar behauptet neben dem Tod der Queen würde da auch drin stehen, dass Charles abdanken wird und Harry dann unerwartet sein Nachfolger wird. Warum nun ausgerechnet der Sohn Nachfolger werden soll, den man jetzt erst an das untere Ende der royalen Rangfolge gesetzt hat, erklärt dann auch keiner. Heißt das jetzt, dass William demnächst sterben wird? Dazu wird dann wieder nichts gesagt.

Also kurzum. Ich halte von solchem Unsinn gar nichts. Solange sich nicht mal irgendwann jemand hinstellt und egal welche Prophezeiung und von wem sie ist, mal eine nimmt und sagt, Leute hier steht das und das und das wird dann nächstes Jahr eintreten, glaub ich an nichts von dem Quatsch. Hinterher kann ich auch alles mögliche erzählen.