Täglich Saugen - Nachbar beschwert sich, wie verhalten?
Person A ist in eine neue Wohnung mit ihrem Partner B gezogen. Person A achtet zwar auf die Nacht- und Mittagsruhe, aber natürlich wird dazwischen täglich gesaugt. Da Person A und B Haustiere haben, ist dies auch notwendig.
Nun hat sich der Nachbar darüber erst einmal vorsichtig beschwert und meinte, ob es denn nötig sei, täglich zu saugen, weil der Staubsauger ja über den Laminatboden rutscht. Das würde ihn gelegentlich nerven und das müsse ja auch nicht sein.
Der Nachbar hingegen unterhält sich so laut, dass die Gespräche zu hören sind, singt täglich, telefoniert auch laut in der Mittagsruhe usw. Also heißt, der Nachbar hält sich bis auf an die Nachtruhe an gar nichts, erwartet im Gegenzug aber von anderen viel.
Person B hat jetzt aber Sorge, dass der Nachbar zur Vermietung geht und das Ärger bedeuten könnte, während Person A schon klar gemacht hat, dass sie in den entsprechenden Zeiten tun und lassen kann, was sie möchte.
Nun fragt sich Person A dennoch, wie sie darauf reagieren soll und wie andere möglicherweise reagieren würden? Gleichzeitig hätte sie gerne eine Antwort darauf, ob mietrechtlich hier irgendwie ein Verstoß zu erkennen wäre oder ob sie weiterhin täglich saugen darf?
Also die Mittagsruhe existiert ja gesetzlich nicht mehr, aber das ist eine andere Sache. Dazwischen darf A doch machen, was sie möchte. Sogar Musiker dürfen drei Stunden am Tag üben, auch außerhalb der Ruhezeiten. Also wenn der mit solch einer Lappalie wie dem Staubsaugen zur Vermietung geht, dann sollte A vielleicht doch mal ein Lärmprotokoll führen, wann und wie laut der Nachbar denn telefoniert, denn das ist ja ebenfalls eine Lärmbelästigung. Oder A und B besorgen sich einen leiseren Staubsauger, aber der Nachbar soll sich mal nicht so anstellen.
Ignorieren, würde ich sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet wegen Staubsaugen tatsächlich irgendein Fass aufgemacht wird. Was soll schon groß passieren? Kein Mieter dieser Welt wird vor die Tür gesetzt, nur weil er täglich staubsaugt. Den Prozess gewinnst du. Viele VERmieter, die mich im Laufe der Jahre genervt haben, wären sogar froh darum wenn "ihre" Wohnung so gründlich saubergehalten wird.
Außerdem ist das Mietrecht ziemlich eindeutig auf der Seite der Mietenden. Wer nicht gerade allzu offensichtlich Drogen verkauft oder sich unangemeldet prostituiert, kann meiner Erfahrung nach in einer Mietwohnung machen, was er will. Da lacht doch jede Hausverwaltung, jede Wohnungsbesitzerin und jede Anwältin, wenn es heißt: "Die saugen Staub! Allen Ernstes! Und das kann man HÖREN!"
Natürlich ist es kein Problem, täglich zu staubsaugen. Ich denke, dass da irgendetwas anderes im Untergrund brodelt, vielleicht eine Antipathie von Anfang an. Das Staubsaugen ist dann nur der Aufhänger.Vielleicht ist gleich am Anfang irgendetwas schief gelaufen. Vielleicht ist der Nachbar sauer, weil man sich nicht vorgestellt hat. Vielleicht ist es aber auch wirklich so, dass es ein ganz spezielles Geräusch ist, was den Nachbarn sehr individuell triggert.
Wie ich mich verhalten würde? Du schreibst, dass der Nachbar sich vorsichtig beschwert hat, also nicht das ganz große Fass aufgemacht hat. Da dürfte doch Reden helfen. Vielleicht kann man sich auf eine Zeit einigen, wenn der Nachbar nicht zu Hause ist, man selber aber schon. Natürlich ist es zwar erlaubt, täglich zu staubsaugen, selbst in der Mittagszeit, trotzdem würde ich dem Nachbarn gegenüber Verständnis zeigen.
Ich finde ein nachbarschaftlich gutes Verhältnis wichtig. Es nimmt viel Wind aus den Segeln, wenn man ab und zu miteinander redet. Leider ist es in meiner jetzigen Wohnung ziemlich anonym. Wenn man mehr voneinander wüsste, würde man auch mehr tolerieren. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ich hatte mal über mir einen Jugendlichen wohnen, der Taekwondo übte, was ziemlich lautstark war. Da ich ihn aber kannte und wusste, was er trieb und dass es auch nach einer Stunde wieder aufhörte, hat es mich nicht groß gestört. Das wäre anders gewesen, wenn ich die Geräusche gar nicht hätte zuordnen können.
Das nachbarschaftliche Verhältnis ist ein ganz merkwürdiges. Einerseits bekommt man so einiges Privates, vielleicht sogar Intimes mit, andererseits kennt man sich nicht gut und möchte das oft auch gar nicht. Da ist es ganz gut, wenn man, ohne befreundet sein zu müssen, ab und zu mal freundlich miteinander redet.
Mietrechtlich wurde ja schon gesagt, dass tägliches Staubsaugen zum bestimmungsgemäßen Gebrauch einer Mietwohnung gehört. Man müsste sich schon sehr extrem verhalten, also im Rahmen von Zwangshandlungen drei- bis viermal täglich für mindestens eine Stunde und mehr saugen, um ernsthaft eine Kritik, Ermahnung oder gar Abmahnung zu kassieren. Und selbst da bin ich mir nicht sicher. Ich denke, dass Person B sich irgendwie getriggert sieht und durch die Rüge des Nachbarn nun an eigenen Ängsten vor Kritik von oben leidet.
Grundsätzlich sagt mir mein Erwachsenen-Ich zwar auch, dass man einen Kompromiss finden könnte, aber andererseits fühle ich mich ja nur durch das Lesen schon fast von dem Gemecker des Nachbarn getriggert. Schließlich scheint da jemand mit dem Ohr auf der Lauer zum eigenen Wohnraum zu liegen, und normale, alltägliche Handlungen wie Staubsaugen monieren zu wollen. Und ich würde mich in meiner Freiheit fast schon von dem Nachbarn beschnitten sehen, wenn mir eine externe Person in meine Einstellung zur Hausarbeit reinreden wollte, weil er sich gestört fühlt. Es steht ihm doch gar nicht zu, zu sagen, dass tägliches Saugen übertrieben wäre. Das ist seine Meinung, andere haben eine andere Ansicht.
Vermutlich wird sich auch kein zeitlicher Kompromiss finden lassen, weil entweder beide zu den handels- und büroüblichen Zeiten außer Haus sind und arbeiten (oder im Homeoffice sind) oder weil der Herr den ganzen Tag daheim ist. Vielleicht würde ich als maximale Konzession fragen, wann er in der Regel außer Haus ist und dann gleichzeitig scheinheilig anmerken, dass es ja wirklich unfassbar hellhörig in diesem Haus ist, denn man würde ihn umgekehrt ständig telefonieren und singen hören.
Wenn man nun unbedingt für den eigenen Seelenfrieden jedem scheelen Blick aus dem Weg gehen möchte und damit besser lebt, auf der sicheren Seite zu sein, würde ich maximal den Erwerb von diesen Bodenrakeln in Erwägung ziehen, um den "lauten" Staubsauger zu vermeiden. Aber wahrscheinlich würde ich persönlich das gar nicht einsehen.
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