Akzeptiert ihr statt Arzt eine Versorgungsassistentin?
Versorgungsassistentinnen sind Fachangestellte, die den Hausarzt entlasten und für ihn Hausbesuche übernehmen. Patienten erwarten von ihrem Arzt, dass er ihnen zuhört, nicht nur sie untersucht. Aber die Zeit des Doktors ist sehr knapp. Da hatte der Bremer Hausarzt, Dr. Mühlenfeld, die Idee, dass medizinische Fachangestellte das übernehmen könnten, wenn der Arzt nicht unbedingt benötigt wird. Info
Die Krankenkasse beobachteten, dass entlassene Patienten einer Klinik kurze Zeit später wieder aufgenommen werden. Hausbesuche würden dem entgegenwirken. Daraufhin wurde ein entsprechendes Qualifizierungsprogramm entwickelt. 200 Stunden dauert die Fortbildung.
Diese Versorgungsassistentinnen besuchen den Patienten zu Hause, wenn er nicht in der Lage ist, die Praxis zu besuchen. Sie überprüfen den Blutzucker, messen den Blutdruck und nehmen Blut ab. Je nach Bedarf kommen noch andere Tätigkeiten hinzu. Natürlich wird auch gefragt, ob der Besuch des Arztes selbst gewünscht wird. Denn der Arzt soll nicht ersetzt werden, sondern ihm soll nur Arbeit abgenommen werden.
Wenn ihr eine MTA seid, könntet ihr euch vorstellen, eine Fortbildung zu machen und die möglichen Hausbesuche zu übernehmen? Oder würde euch das nicht interessieren? Würdet ihr als Patient eine Versorgungsassistentin akzeptieren, die zu euch nach Hause kommt, um eure Wunden zu verbinden?
In welche Welt sollte mir Blutdruckmessen etwas bringen? Kann man das nicht selber? Zum Verbinden wird man sicherlich trotzdem mal einen Arzt drüber sehen lassen müssen, immerhin gibt es da eine Wunde und die muss ja beobachtet werden. Ich finde das Ganze schwachsinnig. Dass die Patienten oftmals wieder im Krankenhaus landen liegt daran, dass nicht richtig aufgeklärt wird und sicherlich auch, weil sie Erkrankungen haben, die nicht besser werden.
Auch finde ich es fraglich dass man mit einer Weiterbildung zum Experten wird. Das ist in meinen Augen viel zu viel Verantwortung für jemanden, der das Ganze nicht studiert hat. Immerhin werden die Patienten ja auch Fragen stellen und da kann man fachlich nicht korrekt antworten, wenn man sich damit nur grob auskennt. Außerdem wenn dann eh der Arzt kommt hat man ja auch nichts gekonnt.
@Ramones, wenn du mal an die Landärzte denkst, die teils weitere Strecken abfahren müssen als die Hausärzte in der Stadt, wo vielleicht mehrere Kranke in kurzer Zeit erreichbar sind, macht das schon Sinn. Es gibt einfach Menschen, die nicht in die Praxis kommen können.
Den Blutdruck zu messen, bringt dich auf jeden Fall in unserer gegenwärtigen Welt weiter, den in der nächsten Welt würde er wohl kaum etwas bringen. Es gibt viele Krankheiten, an die ein gesunder Mensch nicht denkt. Aber für die Kranken heißt es oft, dass sie einfach nicht in der Lage sind, solche einfachen Dinge selbst zu machen und auch niemanden haben, der ihnen helfen kann. Auch Blutzucker messen kann nicht jeder bei sich selbst. Es kommt auf das Alter und auf die diversen Krankheiten an. Ferner möchten sich die Kranken auch mal gerne über ihre Krankheit und sich selbst unterhalten. Die Zeit hat der Arzt nicht, weil schon andere Patienten warten.
Die Versorgungsassistentin soll ja nicht den Arzt ersetzen, sondern ihm nur helfen. Oder glaubst du, dass ein Arzt in der Praxis oder im Krankenhaus alles selbst macht? Die Ärzte sehen sich das alle paar Tage an und entscheiden dann, dass die Assistentin den Kunden zwischendurch besucht. Sie überprüft auch, ob die Tabletten regelmäßig genommen werden, ob zu Hause besondere Gefahren lauern, z.B. Sturzgefahr. Sie deckt ebenso Versorgungsmängel auf. Auf jeden Fall entlastet sie den Arzt.
Wenn du nun meinst, dass sie die Kenntnisse nur durch ein Studium der Medizin erwerben kann, dann ist das nicht richtig. Die Kenntnisse, die sie benötigt, erwirbt sie in den Kursen. Bekommt sie Fragen gestellt, die sie nicht beantworten kann, bekommt der Patient die Antwort vom Arzt selbst, wenn ein Arzttermin vereinbart wird.
Ich verstehe es so, dass es dann vielleicht so ähnlich ist wie in einem Krankenhaus, wo auch viele Tätigkeiten eben von Krankenschwestern übernommen werden. Das finde ich auf jeden Fall nicht schlecht, weil dem Arzt eben Dinge abgenommen werden und er dadurch Zeit spart. Diese Zeit kann er dann in die Patienten investieren, die mehr Zeit benötigen. Ich denke ja mal, dass so eine Versorgungsassistentin auch genau lernt, was sie selber machen kann und bei welchen Beschwerden oder Symptomen sie doch den Arzt hinzuziehen muss.
Solange das eindeutig klar ist, würde ich es auch akzeptieren, wenn bei gewissen Problemen eine solche Versorgungsassistentin zu mir als Patientin käme. Sobald sich eine solche aber als Ärztin aufspielen und Diagnosen stellen würde, was ihr nicht zusteht, dann würde ich doch sehr skeptisch werden und lieber nicht mehr von dieser Assistentin versorgt werden.
Ich bin hier etwas zweigeteilter Meinung. Für mich selber könnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen denn ich rufe mir den Arzt nur nach Hause wenn ich oder meine Kinder krank sind und dann möchte ich den Arzt haben, also jemand der sich auskennt. Eine kleine Weiterbildung kann mir den Arzt nicht ersetzen. Von dem her wäre ich nicht zufrieden wenn hier eine Versorgungsassistentin kommen würde. Zum Glück habe ich einen Hausarzt der gerne nach Hause kommt und das passt dann auch so.
Wo ich es mir aber sehr gut vorstellen könnte ist bei älteren Leuten die ja wirklich oft zum Arzt gehen weil sie eben Blutdruck messen müssen, Zucker messen und ähnliches und von dem her könnte das so eine Versorgungsassistentin wirklich machen. Für das finde ich es eine gute Idee, aber wo wirklich Wunden versorgt werden müssen oder eine Krankheit vorhanden sein könnte würde ich immer einen Arzt bevorzugen.
Nach extrem guten Erfahrungen mit Wundmanagerinnen und Hebammen sehe ich solche Assistentinnen als Bereicherung an, die mehr Zeit für die Patienten bringt. Bei regelmäßigen Besuchen von bekannten Patienten mit chronischen Leiden kann so viel Last von den Schultern des Arztes genommen werden.
In Irland kam regelmäßig die Gemeindeschwester zu meiner Mutter. Sie kümmerte sich um die regelmäßigen Messungen und die Rezepte, der Arzt kam bei wirklichem Bedarf. Das empfand viel angenehmer als die Versorgung in den Niederlanden. Da kam der Arzt bei Bedarf zwar gern, die meisten Beschwerden wurden aber einfach per Telefon abgehandelt, die Verordnung dann direkt an die Apotheke geschickt. Da sahen wir den Arzt oft monatelang nicht trotz chronischer Erkrankungen und Senior im Haus.
Also ich habe mit den Versorgungsassistentinnen gute Erfahrungen gemacht. Aktuell werde ich sogar von zwei Stück teilweise betreut. Sie kommen zwar nicht zu mir nach Hause, aber kümmern sich, wenn ich wieder Probleme habe, helfen mir gegebenenfalls beim Spritzen, fragen nach wie es mir geht oder sind einfach anwesend, wenn man sie braucht. So muss ich nicht ständig den Arzt belämmern und er kann sich um "schwierigere" Patienten kümmern.
An sich finde ich es super, dass es die Versorgungsassistenten gibt, denn sie nehmen den Ärzten gerade bei chronischen und älteren Patienten viel Arbeit ab und ersparen den Ärzten auch viele Wege und er kann sich auch mal deutlich mehr um die Praxis kümmern, weiß aber, dass seine chronischen Patienten gut versorgt werden.
Blutdruck kann nicht jeder messen, genauso wie den Quick-Wert messen oder den Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Was wir als recht fitte Menschen als einfach betrachten, ist für andere Menschen wirklich problematisch. Ich finde es auch blödsinnig, wenn man Versorgungsassistenten unterstellt, dass eine Weiterbildung nichts bringt. Sorry, aber damit sprichst du auch fachlich sehr fitten Krankenpflegern ihre Kompetenz ab und setzt erfahrene Notfallsanitäter auch herab.
Ein Versorgungsassistent wird dir nun keine schwere Krankheit diagnostizieren, aber er ist die rechte Hand vom Arzt und untersteht ihm direkt. Wenn explizite Fragen bestehen oder Unsicherheiten existieren, wird dies an den Arzt weitergeleitet. Oft sind Versorgungsassistenten auch etwas ältere MFAs oder MTAs, also die schon etwas mehr Berufserfahrung haben und die nicht nur hinter der Theke hocken und Telefonate entgegennehmen.
Und um dir subkutan ein Immunsuppressivum zu spritzen, dazu brauchst du an sich keinen Arzt, dazu reicht eine fachliche Weiterbildung. Oder sind Krankenpfleger auch nur Hilfskräfte, die nur Bettpfannen reinigen und Urinale in die Spülmaschine stellen? Und auch mit Weiterbildung kannst du zum Experten werden, denn auch als Patient wirst du irgendwann zum Experten deiner Erkrankung und kennst dich gegebenenfalls besser aus als der Arzt selbst. Ich mache zum Beispiel aktuell sehr viele Weiterbildungen und ich fühle mich danach auch fachlich wirklich in der Lage, beratend tätig zu sein.
Daher finde ich es ziemlich mies, eine Berufsgruppe, die wirklich gute Arbeit leistet und die auch notwendig ist, die Kompetenz abzusprechen weil sie nicht studiert hat und sie dadurch fachlich herabzusetzen. Dann fragt euch dann bitte auch mal, warum Blutabnahmen denn nicht vom Arzt gemacht werden, wenn sie doch studiert haben und eh alles besser können? Oder fragt doch bei der nächsten Blutabnahme direkt nach dem Arzt, denn ihr wünscht euch keine Blutabnahme von einer MFA, MTA oder Krankenpflegerin, da sie nicht studiert hat.
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