Wegen hoher Inflation das Girokonto überziehen?
Um der stetig steigenden Inflation zu entkommen und die Preise noch stemmen zu können, würden laut einer Studie immer mehr Menschen ihr Girokonto überziehen. Am sorglosesten hierbei ist demnach die Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren. Könnt ihr solch ein Verhalten nachvollziehen oder habt ihr auch schon mal den Dispo als „Inflationsausgleich“ genutzt? Meint ihr dieser Trend könnte sich sogar noch verschlimmern?
Etwas ähnliches hat letzte Woche doch ein Sparkassenchef öffentlich mitgeteilt. Die Aussage dabei war, dass es jetzt schon recht viele Kunden gäbe, wo die Lebenshaltungskosten höher sind, als das Einkommen. Und wenn die Ersparnisse aufgebraucht oder nicht angetastet werden wollen, dann bleibt nur der Dispokredit beim Girokonto.
Aber ich glaube nicht, dass man das auf eine bestimmte Altersgruppe festlegen kann. Das wird wohl alle Altersklassen treffen, die ein recht geringes Einkommen haben. Rentner sind davon genauso betroffen, wie Berufsanfänger.
Ich selbst würde das als letzte Lösung nutzen. Vorher würde ich schauen, wo man sich noch einschränken kann oder ob man vielleicht für Wohngeld in Frage kommt. Den Dispokredit als kurzfristige Überbrückung ja, aber langfristig würde ich da nach anderen Lösungen suchen.
Was ist daran "sorglos", dass vielen Leuten allmählich die Kohle ausgeht? Klar ist geliehenes Geld immer teures Geld und die Banken bieten den Dispositionskredit auch nicht aus christlicher Nächstenliebe an. Aber es kann eben auch nicht jeder Familie oder Freunde anpumpen. Gerade die jungen Erwachsenen der geschilderten Altersgruppe sind genau die Generation, die es nicht mehr "besser hat" als die vorherigen, zumal da zwischen Mitte 20 und Mitte 30 auch immer noch in vielen Fällen die Familiengründung stattfindet oder die Karriere erst einmal Fahrt aufnehmen muss.
Ich habe es mit Glück irgendwie geschafft, auch in knappen Zeiten mein Konto nie zu überziehen, aber ich kann vollkommen verstehen, wie so etwas "passieren" kann. Sobald ein gewisser Geldlevel unterschritten ist, genügen schon ein paar unvorhergesehene Kleinigkeiten, und am Ende des Geldes ist noch zu viel Monat übrig.
Und den Dispo zu bemühen ist eben auch eine diskrete und relativ bequeme Methode, Engpässe zu überbrücken. Viele mehr oder weniger gut gemeinte "Spartipps" gegen die Inflation bewegen sich im Centbereich, und irgendwo zwischen Naivität und Realitätsverlust. Es nützt mir nichts, Spülschwämme und Trocknertücher zu halbieren und Waschmittel aus Kastanien herzustellen, wenn ich möglichst pronto 200 Euro zusätzlich locker machen muss und wie ein erklecklicher Anteil der Gesamtbevölkerung so gut wie keine Rücklagen habe.
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